Champions League

"Hingelegt, geguckt, vorgelegt - dann war's zu spät"

Schalkes Keeper Hildebrand über seinen Blackout

"Hingelegt, geguckt, vorgelegt - dann war's zu spät"

Spott nach dem Klops: Schalke-Keeper Timo Hildebrand schenkte Samuel Eto'o das 1:0.

Spott nach dem Klops: Schalke-Keeper Timo Hildebrand schenkte Samuel Eto'o das 1:0. picture alliance

Dass die englischen Fans gerne mal Spott und Häme über die Spieler ihrer Kontrahenten ausschütten, ist Gang und Gäbe in den Stadien auf der Insel. Hildebrand musste es am Mittwoch am eigenen Leib erfahren. Nach seinem Missgeschick ging bei jedem Rückpass, bei jedem Abstoß und bei jedem Abschlag ein Raunen durch das Stadion an der Stamford Bridge.

Und das alles wegen dieser verflixten 31. Minute. Bis dahin hatte Schalke bei den Blues munter mitgespielt, ja sogar die besseren Chancen gehabt. Draxler und Szalai verpassten die Führung in der Anfangsphase (Mourinho: "In den ersten 15 Minuten war Schalke besser als wir") nur haarscharf. Hildebrand hielt seine Königsblauen zunächst mit einer Glanzparade bei einem Freistoß von Schürrle in der Partie (20.).

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Was dann bei der spielentscheidenden Szene geschah, beschrieb der Torhüter folgendermaßen: "Ich habe mir den Ball hingelegt, geguckt, ob ich einen anspielen kann. Ich stand zu nah am Ball, deshalb hab ich ihn noch einmal vorgelegt, dann war Eto'o schon da und dann", sagte Hildebrand, "dann war es einfach zu spät." Eto'o bekam das Bein in den Befreiungsschlag, von dort aus kullerte die Kugel direkt ins Tor. Und das Publikum johlte.

Natürlich gebe es keine Entschuldigung, sagte Hildebrand. "Scheiße natürlich, tut mir leid, dass ich die Niederlage so eingeleitet habe." Dass ihm so etwas schon einmal widerfahren wäre, daran konnte sich der S04-Torhüter nicht erinnern. "Ich hoffe, das bleibt das einzige Mal in meiner Karriere, dass mir so etwas passiert. Bisher bin ich verschont geblieben, bis heute Abend."

Keller: "Das wird ihn nicht runterziehen"

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Ausgerechnet jetzt, das wird sich Hildebrand auch gedacht haben. Der Vertrag des Routiniers läuft zum Saisonende aus, er kämpft um einen neuen Kontrakt. Gegen Borussia Dortmund (1:3) und bei Hertha BSC (2:0) lieferte er jüngst in der Liga äußerst starke Vorstellungen ab. Den zwei Schritten nach vorne folgte nun einer zurück. "Ich kriege jetzt wieder auf die Fresse, jeder ruft jetzt wieder eine Torwartdiskussion aus", schwante ihm Übles. Vorwürfe aus dem Mannschaftskreis musste er sich immerhin nicht gefallen lassen. "Er hat zuletzt sehr gut gehalten", sagte Trainer Jens Keller, "das wird ihn nicht runterziehen, er wird die Leistungen der letzten Wochen auch in Zukunft zeigen." Und Kapitän Benedikt Höwedes ergänzte gegenüber Sky: "Es ist natürlich schade, dass so eine Situation zum 1:0 führt. Aber so ist Fußball. Kein Vorwurf an Timo, er ist ein klasse Junge. Es ist ärgerlich, aber es passiert."

Hildebrand unter Druck - Fährmann lauert

Klar ist: Hildebrand steht am Samstag gegen Werder Bremen (LIVE! auf kicker.de um 15.30 Uhr) unter besonderer Beobachtung. Ein weiterer Patzer könnte ihm sogar kurzfristig den Platz im Schalker Tor kosten. Ralf Fährmann lauert auf eine weitere Chance. Nach dem 3:2 bei Eintracht Braunschweig (kicker-Note 4) formulierte er eine Kampfansage: "Ich setze weiterhin alles daran, mich bei meinem Verein durchzusetzen. Und ich bin überzeugt, für meine harte Arbeit irgendwann belohnt zu werden. Gottes Mühlen mahlen langsam - aber gerecht", sagte die derzeitige Nummer zwei.

Hildebrand ist lange genug im Metier, um sich von Konkurrenten und Klopsen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. "Ich kann damit leben, ich mache weiter mein Ding", sagte er unbeeindruckt. Das teilte er nebenbei auch Chelseas Trainer mittels einer englischen Redewendung mit. "Mourinho hat mir die Hand gegeben. Ich hab gesagt: 'Shit happens'."