Champions League

Platini lobt deutschen Fußball

Franzose sieht aber keine Vormachtstellung

Platini lobt deutschen Fußball

Sieht das "deutsche System" als vorbildlich an: UEFA-Präsident Michel Platini.

Sieht das "deutsche System" als vorbildlich an: UEFA-Präsident Michel Platini. Getty Images

"Ich mag, was in Deutschland passiert. Man kann nicht mehr als 50 Prozent eines Klubs verkaufen", wird Platini im Guardian zitiert.

Anders als die mit viel Fremdkapital aus den Golfstaaten oder aus Amerika vollgepumpten Premier-League-Vereine hätten die Bundesliga-Klubs das "richtige System" entwickelt. Deshalb sehen die deutschen Vereine der Schuldenkontrolle durch das "Financial Fair Play" auch gelassen entgegen, während etliche privat alimentierte Vereine in England - und nicht nur dort - vor der Einführung zittern.

Platini, der als strikter Verfechter der geplanten Finanzregelung gilt, genießt auf der Insel deshalb nicht den allerbesten Ruf. Als "Zuchtmeister von Nyon" bezeichnete in die Zeitung "The Telegraph" einmal, zumindest müsse dies den englischen Vereinen so vorkommen.

Die Saison 2012/13 in der Champions League

Zumal sich Platini weiterhin weigert, sein rudimentäres Englisch aufzubessern. Den Wunsch eines lokalen Reporters auf dem 37. UEFA-Kongress in London, eine Frage doch bitte auf Englisch zu beantworten, lehnte der Franzose bestimmt, aber freundlich ab. "Aber nein", wiegelte Platini mit einem ansteckenden Grinsen ab. Wenn er auf Französisch antworte, mokierten sich die Engländer, antworte er aber auf Englisch, lachten ihn, "wegen meines komischen Akzents", die Franzosen aus. "Ich ziehe es vor, in England unbeliebt zu sein, als in Frankreich lächerlich gemacht zu werden."

Immerhin eine gute Nachricht hatte Platini dann doch noch für den englischen Fußball über. Trotz des Endspiels zwischen Borussia Dortmund und Bayern München wollte er von einer Vormachtstellung des deutschen Fußballs in Europa nichts wissen. "Es ist zyklisch. In einem Jahr ist man stärker, abhängig vom Trainer, den Spielern, den Schiedsrichtern. Wer immer auch gewinnt, ist das beste Team des Jahres und ich gebe dem Sieger den Pokal. In der Champions League gibt es keine schlechten Mannschaften", so Platini.

Ich ziehe es vor, in England unbeliebt zu sein, als in Frankreich lächerlich gemacht zu werden.

Michel Platini

Diese Ansicht teilt Platini mit anderen Experten. Selbst Joachim Löw sieht noch keine Wachablösung. "Da sollte man vorsichtig sein, da gehört schon eine längere Periode dazu, wie Spanien es mit drei Titeln vorgemacht hat", sagte der Bundestrainer.

Zumal die anderen großen Ligen ihre nationalen Finals bereits hinter sich haben. Sowohl Spanien (2000, Madrid - Valencia), Italien (2003, Turin - Milan) als auch England (2008, Chelsea - Manchester United) hatten bereits ihre internen Duelle im Finale der Königsklasse - ohne dass darauf eine jahrelange Vorherrschaft folgte.

"Wir haben dasselbe vor fünf Jahren über englische Fußballklubs gesagt, und über die italienischen Klubs, als Juve und der AC Mailand aufeinandergetroffen sind", sagte Platini: "Ich werde keine Schlussfolgerungen daraus ziehen, dass nun zwei deutsche Klubs im Champions-League-Finale stehen."