Champions League

Eine "magische Nacht" erfüllt den Bayern-Traum

"Finale dahoam": Nur 17.500 Karten für Bayern

Eine "magische Nacht" erfüllt den Bayern-Traum

Finale dahoam! Die Bayern feiern den Einzug ins Endspiel.

Finale dahoam! Die Bayern feiern den Einzug ins Endspiel. Getty Images

23.22 Uhr, der Finaleinzug ist perfekt. In der Elfmeterlotterie behält zunächst Manuel Neuer die Nerven und pariert sensationell gegen Cristiano Ronaldo und Kaka. Dann ist es Bastian Schweinsteiger, der nach den Fehlschüssen von Toni Kroos und Kapitän Philipp Lahm den Sack zumacht. Welch ein bayrischer Jubel im Bernabeu-Stadion!

Als Schweinsteiger souverän verwandelt hatte, rannte das Rudel Bayern-Spieler auf ihn zu und be­jubelte mit ihm den Triumph von Madrid. Die Verantwortlichen ka­men auf den Rasen gelaufen und oben auf der Tribüne erdrückte Uli Hoeneß beinahe den Vorstands­kollegen Andreas Jung.

Champions League - Halbfinale
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Neuer

Neuer Manuel

Bayern München - Vereinsdaten
Bayern München

Gründungsdatum

27.02.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Real Madrid - Vereinsdaten
Real Madrid

Gründungsdatum

06.03.1902

Vereinsfarben

Weiß-Blau

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Perfekte Elfer-Bilanz - Wieder einmal "Bestia Negra"

Spielbericht

Die Mann­schaft hatte zuvor in der "Hölle von Madrid" 120 Minuten lang einen großen Kampf abgeliefert. Es war das vierte Elfmeterschießen im Eu­ropapokal für die Bayern und der vierte Sieg. Nach 14 Minuten mit 0:2 zurückliegend, schafften die Bayern noch den Anschluss und kamen letztlich dank eines reakti­onsschnellen Neuers ins Endspiel in der heimischen Arena. Am 19. Mai steigt also das "Finale dahoam". Der FC Bayern hat den "Traum", wie Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge dieses große Ziel bezeichnete, wahr gemacht - in einer "magischen Nacht", wie Trainer Jupp Heynckes nachlegte. "Das war fantastisch, eine unglaub­lich emotionale Partie. Wir sind wahnsinnig glücklich und wahnsin­nig stolz. Ein Riesen-Kompliment an die Mannschaft. Das war Fußball auf höchstem Niveau", sagte Rum­menigge nach dem Spiel auf "Sky".

Historisches findet nun in München statt, denn bislang ist es keinem der europäischen Gi­ganten gelungen, bis ins Endspiel vorzudringen, wenn der finale Showdown zu Hause ausgetra­gen wurde.

Die Mannen um Jupp Heynckes haben nun die bisher einmalige Chance, diesen Heim­vorteil zu nutzen und Geschichte zu schreiben: Also als erster Klub die bedeutendste Trophäe des europä­ischen Vereinsfußballs in vertrauter Umgebung zu gewinnen. Und die Aussichten scheinen nicht schlecht zu sein: Gegen den um vier Spieler dezimierten FC Chelsea sieht nicht allein Präsi­dent Uli Hoeneß bessere Chancen als gegen den vermeintlich stärke­ren FC Barcelona, der FC Bayern gilt gegen die Briten als Favorit.

Wir sind in zwei Finals und haben die Möglichkeit, zwei Titel zu gewinnen. Es ist jetzt schon keine verkorkste Saison.

Matchwinner Manuel Neuer, ehemaliger Schalker, im Hinblick auf die Endspiele im Pokal gegen Meister Dortmund und in der Champions League gegen Chelsea.

In dieser internationalen Saison sind für Lahm & Co. nach dem 2:0 und 1:0 im Vorlauf gegen Zürich, der erst die Zulassung zur Eliteliga sicherte, auf Münchner Geläuf sechs Siege in sechs Auseinandersetzungen notiert, bei 19:4 Toren. Rumme­nigge spricht also zu Recht von einer "wunderbaren Champions-League-Saison" bislang, die nun im Bernabeu-Stadion "eine bayrische Sternstunde" erlebte, wie sie Rummenigge vor dem Spiel gefordert hatte.

Für Heynckes ist es die zweite Finalteilnahme bei seinem zweiten Versuch die Champions-League-Trophäe zu gewinnen. Und er er­lebte eine Premiere in Madrid. So setzte sich Heynckes im fünften Knockout-Duell mit Real (einmal als Spieler, viermal als Trainer) erst­mals gegen Real durch. Als "fast die Nummer eins in Europa" hatte Heynckes seinen ehemaligen Klub bezeichnet. Es bleibt beim "fast". Denn mit diesem weltweit strah­lenden Ehrentitel kann sich nun der FC Bayern schmücken. Die Mann­schaft von Heynckes bewies, dass sie sich "punktuell auf ein Ereignis fokussieren" kann und dass sie "ein sehr gut funktionierendes Team" darstellt, wie ihr Trainer behauptet. Heynckes selbst hat diesen Tri­umph schon genossen, eben mit Real Madrid, 1998. Lahm, Schwein­steiger, Ribery, Robben, Müller, Badstuber, Gomez, van Buyten oder Olic blieb er vor zwei Jahren verwehrt, 0:2 gegen Inter Mailand – damals im Bernabeu.

Titelbild der Marca

So nah ... und doch so weit: Die "Marca" am Donnerstag. Marca

Wie die Mannschaft 2001, die zwei Jahre nach der Last-Minute-Pleite gegen Manchester letztmals die Trophäe nach München holte, kann die jetzige Generation zwei Jahre nach dem verlorenen Finale die goldene Korrektur ansetzen. "Wir sind jetzt weiter und reifer", sagt Lahm, "jetzt haben wir das Finale in München erreicht, jetzt wollen wir auch den Titel." Leider ohne die gelbgesperrten Alaba, Luiz Gustavo und Badstuber (alle 10 Spiele, drei Gelbe Karten).

Das konnte die Freude der Bayern-Anhänger freilich nicht trüben. Rund 900 Anhänger feierten in der Nacht zum Donnerstag den Finaleinzug auf offener Straße. Nach dem Schlusspfiff in Madrid sperrte die Polizei den Boulevard Leopoldstraße nördlich des Siegestores, wo sich etwa 700 Fans versammelt hatten. Südlich des Monuments im Stadtteil Schwabing feierten 200 Anhänger. "Der Rest blieb offensichtlich zu Hause, um dort auf den Sieg anzustoßen", teilte die Münchner Polzei mit. Zu nennenswerten Störungen sei es nicht gekommen, die letzten Feiernden hätten sich gegen 2.00 Uhr auf den Heimweg gemacht.

Real trauert: So nah und doch so weit

Groß war die Trauer beim gescheiterten Gegner. "So nah ... und doch so weit", titelte die "Marca" angesichts des frühen 2:0-Vorsprungs nach einer Viertelstunde Spielzeit. Und schrieb natürlich wieder von der "Bestia Negra", vom Angstgegner aus München, der den "Königlichen" nun schon so oft das Nachsehen gegeben hat. Der starke Schlussmann Iker Casillas ließ achselzuckend wissen, dass ein Elfmeterschießen immer eine Lotterie sei. "Ein bisschen Glück" habe gefehlt, beklagte Haudegegen Pepe, der diesmal nicht wie so oft über die Stränge schlug.

Und der Trainer? Für José Mourinho hätte es eine perfekte Woche werden können. Erst ein Sieg beim Erzrivalen FC Barcelona im Clasico und damit dem Titelgewinn ganz nah, dann das Scheitern der Katalanen im Halbfinale an Chelsea - und gestern der Einzug ins Finale. So hätte es dem ehrgeizigen Erfolgscoach sicherlich geschmeckt. Doch "Mou", der das Elfmeterschießen auf Knien verfolgte und um den sich Wechselgerüchte (Chelsea? ManCity?) ranken, musste ein Scheitern quittieren. Nicht wie vor zwei Jahren, als er Inter Mailand zum CL-Triumph (über Bayern, in Madrid) führte, wird er sich die europäische Krone aufsetzen können.

Immerhin: Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte der Portugiese, dass er in Madrid weitermachen wolle. "Dieser Klub und diese Mannschaft können weiter wachsen", so Mourinho.

Nur 17.500 Finalkarten für Bayern - eine Million Bestellungen

Wenn am 19. Mai der Anpfiff in Fröttmaning ertönt, werden bei weitem nicht so viele Bayern-Fans wie bei einem "normalen" Heimspiel im Stadion anwesend sein. Lediglich 17.500 Karten bekommt der deutsche Rekordmeister von der UEFA zur Verfügung gestellt. Allein bis zum Halbfinalerfolg bei Real Madrid gestern Abend lagen aber schon über eine Million Anfragen vor, wie der Klub in Madrid mitteilte. Wer die Partie gegen Chelsea also mit eigenen Augen verfolgen will, muss schon ein echter Glückspilz sein.

PS: Erstmals kann dann eine Mannschaft in ihrem Heimstadion den Titel holen. Im Europapokal der Landesmeister hat es das zuvor dreimal gegeben: 1957 schlug Real Madrid zu Hause Florenz mit 2:0, 1965 gewann Inter Mailand im eigenen Stadion gegen Benfica Lissabon 1:0 und 1984 verlor das Heimteam von AS Rom im Elfmeterschießen gegen den FC Liverpool.

Elfer-Drama im Bernabeu, Messi-Tragik im Nou Camp