Champions League

Schwamm drüber? Bayer versteckt sich hinter Barças Klasse

Leverkusen: Kaum Kritik nach dem 1:7

Schwamm drüber? Bayer versteckt sich hinter Barças Klasse

Jubeltraube Barça, Spielball Bayer - die Leverkusener akzeptierten es schulterzuckend.

Jubeltraube Barça, Spielball Bayer - die Leverkusener akzeptierten es schulterzuckend. Getty Images

Die beiden Trainer schüttelten sich schon vor dem Schlusspfiff die Hände: Als der eingewechselte Karim Bellarabi, einziger Leverkusener Lichtblick des Abends, in der Nachspielzeit einen perfekten Schlenzer zum 1:7 ins Netz gesetzt hatte, nickte Barça-Coach Pep Guardiola anerkennend und tauschte mit Gegenüber Dutt ein paar freundliche Worte aus.

Ein versöhnliches Bild zum Abschluss - zum Abschluss einer Blamage aus Leverkusener Sicht. Und ebenso versöhnlich gingen die Bayer-Verantwortlichen im Nachgang mit der Niederlage um, der höchsten einer deutschen Mannschaft in der Champions-League-Geschichte. "Lasst uns das eine oder andere Gläschen zusammen trinken und lachen", meinte beispielsweise Klub-Boss Wolfgang Holzhäuser hinterher beim Bankett versöhnlich. "Man muss auch vergessen können."

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Doch geht das wirklich so leicht - Schwamm drüber? Zwar fiel das Wort "schmerzhaft" nach der Klatsche nicht nur einmal im Leverkusener Lager, beim Grund für das 1:7 war man sich aber ebenso einig: Er hieß FC Barcelona. "Es ist schon phänomenal, wie sie spielen", meinte Kapitän Simon Rolfes; "die außergewöhnliche Qualität Barcelonas sollten wir anerkennen", sagte Dutt. Bayer versteckte sich hinter Barças Klasse.

Ich glaube, wir haben gezeigt, dass wir der Champions League würdig sind.

Wolfgang Holzhäuser

Ohne Frage erwischten die Katalanen einen auch für sie nicht alltäglichen Sahnetag, aber darf man deswegen so im Camp Nou untergehen? "Wir haben uns einfach zu sehr abschießen lassen", war Sportdirektor Rudi Völler einer der wenigen, der auch die eigene Mannschaft kritisierte. Mit frischem Selbstvertrauen nach dem 2:0 gegen die Bayern wollte sie sich eigentlich würdevoll verabschieden - das Gegenteil passierte.

Messi wurde nicht einmal gefoult

Dutts Aufstellungskniff, mit den 1,91-Meter-Recken Stefan Kießling und Eren Derdiyok im Sturm "vielleicht einen Vorteil gegenüber Barcelona zu nutzen", "die körperliche Präsenz" nämlich, verpuffte nach durchaus mutigem Beginn schnell. Der Rest war Ehrfurcht und Staunen, Fünffach-Torschütze Lionel Messi wurde nicht ein einziges Mal gefoult. Völler: "Diese Statistik gefällt mir nicht."

Nichtsdestotrotz richtete auch der Sportdirektor den Blick sofort wieder auf die Bundesliga. "Wir müssen das Spiel in Barcelona schnell abhaken und dürfen uns dadurch nicht runterziehen lassen", forderte er bei "Sky". "Denn wir haben wieder Anschluss an einen Champions-League-Platz. Das werden wir uns nicht kaputt machen lassen. Nächstes Jahr wollen wir wieder gegen Barcelona spielen."

"Wir müssen versuchen, nicht mehr darüber nachzudenken"

Das 1:7 schleunigst abhaken - das empfahl auch Stürmer Kießling: "Wir haben jetzt ein ganz wichtiges Programm in der Bundesliga, das ist für uns momentan viel wichtiger. Wir müssen uns jetzt den Mund abwischen und versuchen, nicht mehr darüber nachzudenken." Am Samstag geht's nach Wolfsburg.

Und so einigte man sich in Leverkusen darauf, ein Barça-Spielball geworden zu sein, zu dem an diesem Abend jeder andere auch geworden wäre. "Ich glaube, wir haben mit unseren 4000 Fans und mit allen Sponsoren, Freunden und Bekannten gezeigt", fand Holzhäuser, "dass wir der Champions League würdig sind."