Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking konnte auf seinen Innenverteidiger Naldo bauen, der fünf Wochen nach seiner Schultereckgelenksprengung wieder fit war. Im Vergleich zur 0:3-Pleite bei Bayer Leverkusen durften zudem Luiz Gustavo und Bruno Henrique (Startelf- und Champions-League-Debüt) von Beginn an ran. Weichen mussten dafür Knoche, Träsch und Kruse. Neben diesem Trio stand auch wieder Dost im Kader.
Reals Coach Zinedine Zidane nahm nach dem 2:1-Erfolg im Clasico beim FC Barcelona nur einen Wechsel vor: Auf der Rechtsverteidigerposition bekam Danilo den Vorzug vor Carvajal, der auf der Bank saß.
Abseits beim Blitztor
Die Königlichen begannen wie erwartet, überrannten die Wölfe-Abwehr vom Anpfiff an. Bereits in der zweiten Minute zappelte die Kugel im Netz, doch Cristiano Ronaldo stand knapp im Abseits. Nach gut zehn Minuten stabilisierte sich die Abwehr der Hausherren, zudem trauten sich die Wolfsburger erstmals über einen Konter nach vorne. Nach einer Arnold-Draxler-Kombination köpfte Bruno Henrique zu unpräzise (12.). Benaglio rettete anschließend stark gegen Benzema (14.).
Die Viertelfinal-Hinspiele
Nach 17 Minuten starteten die Wolfsburger wieder einen Konter, Schürrle war nach Draxler-Zuspiel im Strafraum fast durch, Casemiro stoppte ihn. Schiedsrichter Gianluca Rocchi zeigte auf den Punkt. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Rodriguez trat an und versenkte die Kugel zum 1:0 (18.). Plötzlich schien für den Underdog alles möglich. Mit breiter Brust stürmte die Hecking-Elf weiter - mit Erfolg. Nach Draxlers Seitenwechsel passte Bruno Henrique von rechts flach vors Tor, wo Arnold goldrichtig stand und das Leder über die Linie drückte (25.).
Nach 738 Minuten doppelt geschlagen
Innerhalb von nur sieben Minuten war Real-Keeper Navas doppelt geschlagen, nachdem er in der Champions League zuvor 738 Minuten ohne Gegentor geblieben war. Der deutsche Vizemeister spielte einfach, schnell und effektiv, war bissig in den Zweikämpfen. So stellte der VfL die Königlichen vor unerwartet große Probleme.
Ein Kopfball von Benzema ging in der Folge ebenso vorbei wie ein Fernschuss von Draxler (33., 34.). Für Madrid war es dennoch eine verkorkste erste Halbzeit, auch weil zu allem Überfluss nach 41 Minuten Benzema verletzt raus musste, Jesé ersetzte ihn.
Jubel nach dem 2:0: Maximilian Arnold umringt von seinen Teamkollegen. Picture Alliance
Nach dem Seitenwechsel waren die Königlichen bemüht, aber auch mit Wut im Bauch zu wenig konzentriert. Cristiano Ronaldo vergab zweimal (49., 58.). Wirklich zwingend kamen die Spanier dennoch nicht vors Tor und wirkten zusehends genervt. Nach einem Pausenrückstand von 0:2 hatte Madrid noch nie in der Champions League gewonnen. Andererseits: Für Wolfsburg war es das erste CL-Viertelfinale überhaupt, für Real das sechste in Folge.
Kopfstoß von Marcelo - ohne Folgen
In der 69. Minute wurde es dann plötzlich hitzig: Es gab eine Rudelbildung, danach sahen Bale und Arnold Gelb. Was der Schiedsrichter nicht gesehen hatte: Vorausgegangen war ein Kopfstoß von Marcelo in den Bauch von Arnold. Das hätte Rot geben müssen. So aber durften die Gäste in der Schlussphase mit elf Mann auf das Anschlusstor drängen.
Doch die Gäste kamen nicht mehr entscheidend zum Abschluss. Auch weil die Wölfe weiter konsequent verteidigten, gut sortiert die königlichen Sturmläufe abwehrten und immer wieder über Tempo-Gegenstöße für Entlastung sorgten. In ihrem ersten Champions-League-Viertelfinale in der Vereinsgeschichte besiegten die Wölfe einen der Titel-Favoriten zu Null. Was das wert ist, wird sich im Rückspiel am kommenden Dienstag (20.45 Uhr) zeigen.
Zuvor muss der VfL Wolfsburg in der Bundesliga am Samstag (18.30 Uhr) gegen Mainz ran. Real Madrid spielt am selben Tag (16 Uhr) gegen Eibar.