Lissabons Trainer Marco Silva brachte gegenüber dem 1:1 beim Champions-Legaue-Auftakt in Maribor zwei Neue: Links hinten verteidigte sein Namensvetter Jonathan anstelle von Jefferson, im Dreier-Mittelfeld übernahm Joao Mario André Martins' Stelle halbrechts.
Chelseas Coach Jose Mourinho beließ es gegenüber dem lockeren 3:0 gegen Aston Villa bei einem personellen Wechsel. Weltmeister Schürrle erhielt am rechten Flügel den Vorzug vor Willian.
Mittelstürmer und Neuzugang Diego Costa, der die Erwartungen nach seinem Wechsel durch acht Treffer in sechs Pflichtspielen sogar übertroffen hatte, war bei den Londonern selbstverständlich in aller Munde gewesen. Dennoch hatte Trainer-Ikone Mourinho im Vorfeld vor allem seinem Mittelfeld-Dreigestirn Nemanja Matic, Cesc Fabregas und Oscar ein dickes Lob ausgesprochen: "Sie waren fantastisch in der Art, wie sie den Ball vorangetrieben haben und darin, sich zu bewegen, wenn wir ihn nicht hatten."
Ihre enorme Bedeutung für das Offensivspiel stellte Chelseas Mittelfeldzentrale schon in den Anfangsminuten einmal mehr unter Beweis - genauer gesagt Fabregas. Der Spanier initiierte nach nicht einmal zwei Minuten eine hochkarätige Chance zur Führung. Nach seinem Steilpass steuerte Diego Costa frei auf Rui Patricio zu, scheiterte aber an einer starken Fußabwehr des portugiesischen Nationalkeepers.
Spielbericht
Immer wieder Schürrle
Durch schnelle Abspiele zwischen die beiden Innenverteidiger in die Spitze brachten die Londoner Sportings Defensive auch in der Folge ein ums andere Mal in Verlegenheit. Eben solchen Pass bekam Schürrle nach einer Viertelstunde zugespielt, umkurvte halblinks im Strafraum Rui Patricio, der sich aber blitzschnell wieder aufraffte und den Schuss aus spitzem Winkel parierte (15.). Sporting machte sich dagegen nur sporadisch auf den Weg nach vorne und offenbarte nur ein einziges Mal, dass auch die Chelsea-Defensive nicht ganz dicht hielt. Adrien Silva stieß über links vor, flankte auf den am Elfmeterpunkt freistehenden Slimani, der per Kopfball-Aufsetzer Courtois' stattliche 1,99 Meter Körpergröße forderte (20.).
Es war der Startschuss für eine Angriffswelle der Gäste - auch dank des stets Unruhe stiftenden Schürrle. Erst schlich sich der Weltmeister bei Hazards Flanke von rechts in den Rückraum, bekam hinter seinen Kopfball aber nicht genug Druck (21.), nur wenige Sekunden später nahm es der deutsche Nationalspieler mit zwei Gegenspielern an der Strafraumgrenze auf und visierte per strammem Flachschuss die rechte Ecke an - Rui Patricio musste abtauchen. Dass Sportings Defensive in zuvor acht Pflichtspielen nur dreimal überwunden wurde, wirkte verwunderlich. Hazard bekam auf der rechten Seite schon ein zweites Mal derart viel Platz, genauso wie Abnehmer Schürrle im Zentrum, der aus elf Metern nur noch einschieben musste. Doch sein Schuss zischte Millimeter links vorbei (22.).
Matic: König der Lüfte
Vor allem im Mittelfeld machte sich der enorme Qualitätsunterschied deutlich, Fabregas & Co. hatten über weite Strecken freie Fahrt, um den Angriff in Szene zu setzen. Dass auch ein vermeintlicher Initiator selbst erfolgreich sein konnte, bewies Abräumer Matic bei einer Standardsituation: Fabregas brachte eine Hereingabe von links direkt auf den Kopf von Matic, der die Kugel vom langen Pfosten aus in einem hohen Bogen über Rui Patricio hinweg ins linke Eck bugsierte - die hochverdiente Führung (34.).
Mit dem Vorsprung im Rücken ließen die Mourinho-Schützlinge die Zügel ein wenig schleifen, wodurch Sporting unverhofft etwas Mut schöpfte. Mehr als relativ harmlose Distanzschüsse von Adrien Silva (42.) und William Carvalho (44.), die Courtois mühelos aufnahm, sprangen vor der Pause nicht heraus.
Nani nimmermüde
Nach Wiederanpfiff forcierten die Portugiesen zusehends ihre Offensivbemühungen, setzten die Chelsea-Defensivspieler früher unter Druck und wirkten nun griffiger in den Zweikämpfen. Der Weg in den Strafraum blieb Sporting, angetrieben vom spielfreudigen Nani, vorerst allerdings verwehrt. So versuchte es der Tempodribbler aus der Distanz. An Kraft und der Flugkurve des Balls mangelte es nicht, jedoch aber an der Präzision (48.). Durch das erhöhte Risiko boten sich den Blues zwangsläufig mehr Räume zum Kontern. Oscar schlich sich seinen Bewachern klug davon, stieß nach Filipe Luis' präzisem Steilpass geschickt in die Lücke hinein und war dann auf und davon. Doch wie schon im ersten Durchgang bei Diego Costa scheiterte auch er am lange abwartenden Rui Patricio (55.). Im Gegenzug ließen die Abwehrleute Nani links im Strafraum gewähren, der das Leder jedoch nur ans Außennetz setzte (56.).
Die Gäste beschränkten sich in der Folgezeit auf das, was sie schon so oft unter Beweis gestellt hatten: eine konzentrierte Abwehrarbeit. Weil das Offensivspiel der Gastgeber sehr berechenbar war, bekamen die Londoner auch kaum Probleme. Weil nach vorne allerdings überhaupt nichts mehr zusammenlief, stand weiterhin nur ein knapper und gefährlicher Vorsprung.
In der Schlussphase schien es allerdings lange so, als hätten die Hausherren gegen ein defensivstarkes Chelsea keine Kraft mehr im Tank. Bis in die 87. Minute: In bester Arjen-Robben-Manier zog der auffällige Nani ins Zentrum und schloss sein Solo mit links ab. Courtois konnte nicht eingreifen und nur noch hinterherblicken, wie das Leder hauchdünn am linken Pfosten vorbeizischte. Das Aufbäumen kam zu spät, die Mourinho-Elf fuhr den ersten Dreier in dieser Königsklassen-Saison ein und hievte sich an die Tabellenspitze.
Tore und Karten
0:1 Matic (34')
Spieldaten
Rui Patricio - Cedric , Mauricio , Sarr, Silva - Joao Mario , William Carvalho , Adrien Silva - Carrillo , Slimani, Nani
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Estadio José Alvalade |
| Zuschauer | 40.734 |
Am kommenden Samstag (21.15 Uhr) trifft Sporting in der Liga auf Penafiel, tags darauf (15.05 Uhr) empfängt Chelsea an der Stamford Bridge den FC Arsenal zum Stadtduell. Am 3. Spieltag der CL-Gruppenphase in drei Wochen tritt Lissabon auf Schalke an, Chelsea begrüßt Maribor.
