Bundesliga

"Rangelov hat zu wenig getan und Skela muss mehr laufen"

Cottbus: Bojan Prasnikar im Interview

"Rangelov hat zu wenig getan und Skela muss mehr laufen"

Bojan Prasnikar

Sucht ein System für die Cottbuser: Energie-Coach Bojan Prasnikar. imago

kicker: Sie haben in den Tests auf zwei Spitzen umgestellt. Suchen Sie jetzt mit Cottbus Ihr Heil im Angriff, Herr Prasnikar?

Prasnikar: Wer hofft und glaubt, dass Energie jetzt nur noch attackieren und stürmen wird, ist nicht von dieser Welt. In der Bundesliga geht das für uns nicht, weil es nicht gutgehen kann. Ich suche ein System, das das beste für unsere Mannschaft ist, in dem die Stärken der Spieler zum Tragen kommen. Aber das System ist gar nicht so wichtig.

kicker: Was ist für Sie bedeutend?

Prasnikar: Entscheidend ist, dass wir viel schneller spielen als früher, dass wir sofort umschalten von Abwehr auf Angriff, von Angriff auf Abwehr. Wir haben keinen Luca Toni oder Klose, die vorn so viele Tore machen, dass sie nicht nach hinten arbeiten müssen. Aber ein Stürmer, der vorne keine Tore macht und nach hinten nicht arbeitet, ist nicht wichtig für die Mannschaft. Wir brauchen Spieler mit Disziplin.

kicker: Dimitar Rangelov hat in der Hinrunde nur drei Tore erzielt und verrichtet selten Abwehrarbeit.

Prasnikar: Er hat viel zu wenig getan. Deshalb ist sein Platz in der Mannschaft nicht mehr zementiert, er ist kein Stammspieler. Er muss sich seine Chance wieder verdienen.

kicker: Rangelov gilt als Sinnbild für die Disziplinlosigkeiten der Vorrunde. Wie sicher können Sie sein, dass sich dies nicht fortsetzt?

Prasnikar: Die Sache ist abgehakt. Wir hatten in der Hinrunde Probleme, was die Disziplin betraf. Aber sie waren längst nicht so gravierend, wie sie dargestellt wurden. Wir hatten keinen, der alkoholisiert durch Cottbus fuhr.

kicker: Auch Ervin Skela hat in der Hinrunde nicht überzeugt.

Prasnikar: Stimmt. Es war insgesamt zu wenig, was er gezeigt hat.

kicker: Weil er mehr über die Außen kommen muss und nicht mehr zentral hinter den Spitzen spielen darf, wie er das jahrelang gewohnt war?

Prasnikar: Die guten Spiele hat er positionsunabhängig dann gemacht, wenn er sich mehr und besser bewegt hat.

kicker: Ist er über den Zenit hinaus?

Prasnikar: Im Fußball sind 32 Jahre kein Alter. Er muss mehr laufen als in der Hinrunde, das erwarte ich von ihm. Dann kommen auch Form und Torgefährlichkeit zurück.

kicker: Trotz der Sturmprobleme wollten Sie unbedingt einen defensiven Mittelfeldspieler. Warum?

Prasnikar: Weil wir dort die größten Probleme hatten. Aber auch Jan Rajnoch braucht Zeit zur Umstellung. Er hat gestern gegen Jablonec und Zizkov gespielt, jetzt geht es gegen Bayern und Werder.

Ich bin davon überzeugt, dass uns wie im Vorjahr wieder die Überraschung gelingen kann.

Bojan Prasnikar

kicker: Wollen Sie mit Rajnoch Druck auf Kapitän Timo Rost ausüben?

Prasnikar: Nicht zwangsläufig, wir brauchen zwei Spieler für die Sechser-Position. Kurth ist verletzt, Angelov war in der Hinrunde fast immer krank. Um im Abstiegskampf zu bestehen, brauche ich gesunde Spieler. Und was die Hierarchie betrifft: Sie definiert sich nur durch die Leistung auf dem Platz.

kicker: Die neuen Stürmer Adi Filho und Nils Petersen weisen deutlichen Rückstand auf. Wäre nicht ein erfahrener Stürmer hilfreicher als zwei Angreifer mit Perspektive?

Prasnikar: Mit unseren finanziellen Möglichkeiten müssen wir uns nach Spielern wie Petersen umschauen, die Potenzial und Perspektive haben. Adi muss in puncto Kraft und Schnelligkeit noch zulegen. Der Rückrundenstart kommt für beide zu früh, aber wir brauchen auch im Mai noch Tore.

kicker: Timo Rost sagte, ihm werde angesichts der Investitionen der Konkurrenten angst und bange. Empfinden Sie ebenso?

Prasnikar: Ach, wir sind doch in jeder Umfrage erster Absteiger, der Klassenerhalt wäre deshalb etwas sehr Ungewöhnliches. Ich bin davon überzeugt, dass uns wie im Vorjahr wieder die Überraschung gelingen kann. In der Mannschaft stecken etliche Reserven, die Spieler müssen sich dafür nur auf das Wesentliche konzentrieren.

Interview: Oliver Hartmann