Bundesliga

Pavao Pervans Paraden - die erstklassige Nummer zwei beim VfL Wolfsburg

VfL-Trainer Labbadia lobt: "Er ist ein Vollprofi"

Pervans Paraden - die erstklassige Nummer zwei

Zwei Wolfsburger Matchwinner: Torwart Pavao Pervan und Doppeltorschütze Renato Steffen (v.li.).

Zwei Wolfsburger Matchwinner: Torwart Pavao Pervan und Doppeltorschütze Renato Steffen (v.li.). imago

Er selbst hielt sich, ganz seinem Naturell entsprechend, vornehm zurück. Matchwinner? Er? Nein, sagt Pavao Pervan, so fühle er sich nicht. "Ich glaube, es waren wichtige Paraden dabei, aber in erster Linie muss man vorne die Tore machen, das haben wir dann gemacht. Dann fühlt man sich schon als wichtiger Teil des Sieges, aber nicht als Matchwinner."

Beim Warmmachen hatte es Koen Casteels erwischt, eine Blessur am rechten hinteren Oberschenkel. Eine MRT-Untersuchung muss wohl Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. "Abwarten" sagt der Belgier. Vertreter Pervan war gefordert - und erledigte seinen Job mit Bravour. Vor allem nach der Pause blieb der Österreicher, der im Sommer vom Linzer ASK als Nachfolger von Max Grün nach Wolfsburg gewechselt war, zweimal Sieger im Eins-gegen-eins-Duell mit Hannovers Genki Haraguchi. Zwei Topparaden beim Stand von 1:1 - Schlüsselszenen beim letztlich verdienten Wolfsburger 3:1-Erfolg.

Spielersteckbrief Pervan
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Ich wollte da sein und zeigen, dass man sich auf mich verlassen kann, das stärkt auch das Standing innerhalb der Mannschaft.

Pavao Pervan

Pervans Bilanz stimmt. Zweieinhalb Spiele hat er in dieser Saison als Casteels-Vertreter bereits gemacht, sieben Punkte sprangen heraus. Mit Pervan über 90 Minuten zwischen den Pfosten gab es jeweils ein 3:1 gegen Leverkusen und Hannover, beim 1:1 gegen Bremen kam er nach der Pause für den sich unwohl fühlenden Casteels. "Es freut mich, dass ich gegen gute Mannschaften spielen durfte", sagt der Ersatzkeeper, "nichtsdestotrotz wünscht du deinem Mitspieler, mit dem du jeden Tag auf dem Platz stehst, keine Verletzung." Gleichwohl nutzte Pervan die Bundesligabühne, um sein Können unter Beweis zu stellen. "Ich wollte da sein und zeigen, dass man sich auf mich verlassen kann, das stärkt auch das Standing innerhalb der Mannschaft. Es freut mich, dass wir auch mit mir Siege feiern können."

Vorbild

Im Sommer war Neu-Boss Jörg Schmadtke auf der Suche nach einem Torwart, der bereit war, die klare Hierarchie im VfL-Kasten zu akzeptieren. Pervan kam als Nummer zwei und präsentiert sich seither erstklassig. Nach welchen Kriterien suchte der Wolfsburger Geschäftsführer? "Er musste natürlich ein guter Torwart sein", antwortet Schmadtke, "das hat er nachgewiesen." Zudem war auch die Persönlichkeit Pervans ausschlaggebend für den Transfer. Er sei ein gut integrierbarer Mensch, lobt Schmadtke, "er ist ein Vorbild für die anderen". Der auch mit 31 Jahren noch in der Lage ist, sein Torwartspiel zu verbessern, fußballerisch Fortschritte macht. Schmadtke, der Ex-Keeper: "Er arbeitet gut mit unserem Torwarttrainer Pascal Formann zusammen und hat mit Koen jemanden an seiner Seite, von dem er sich Dinge abschauen kann."

Extreme Entwicklung

Und so ist auch Bruno Labbadia rundum zufrieden mit seiner Nummer zwei: "Pavao hat eine extreme Entwicklung genommen. Man sieht: Wenn man eine Einstellung zu seinem Beruf hat und weiterkommen will, dann ist es egal, wie alt man ist." Auch der Trainer lobt Torwartcoach Formann, das hohe Arbeitsniveau der Schlussmänner. Und Pervan als Person: "Er ist ein Vollprofi. Ich gehe schon oft spät nach Hause und erschrecke, wenn er aus der Sauna, dem Becken oder dem Kraftraum kommt. Das ist klasse. Pavao will einfach, er ist unheimlich wichtig für das Klima. Er kümmert sich nicht nur um sich, will helfen, den Jungen etwas mitgeben. Er kommt gut an und ich bin sehr froh, dass wir ihn geholt haben."

Pervans Kurz-Analyse über Glasner

Und möglicherweise ist Pervan nicht der letzte Import aus Linz gewesen. LASK-Trainer Oliver Glasner, unter dem der Keeper Kapitän war, ist ein Kandidat auf die Labbadia-Nachfolge. Der VfL-Schlussmann hält sich aus Respekt vor seinem Noch-Coach mit tiefergehenden Analysen über Glasner zurück. "Er ist ein sehr guter Typ, ich finde ihn menschlich sehr gut, auch fachlich sehr kompetent, aber ich möchte aus Respekt meinem jetzigen Trainer gegenüber nicht über einen anderen Trainer sprechen, weil es sich der jetzige Coach verdient hat, im Mittelpunkt zu stehen. Er hat uns so weit nach oben gebracht." Mit Pervans Hilfe - auf und neben dem Rasen.

Thomas Hiete

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg - Hannover 96