Bundesliga

Bayer-Coach Peter Bosz: "Das habe ich noch nie erlebt"

Trainer überrascht - Wolfsburg kein Alles-oder-Nichts-Spiel

Bosz: "Das habe ich noch nie erlebt"

War nach dem Gladbach-Spiel überrascht: Peter Bosz.

War nach dem Gladbach-Spiel überrascht: Peter Bosz. imago

Wenn Bayer 04 Leverkusen am Samstag beim VfL Wolfsburg antritt, steht einiges auf dem Spiel. Mit einem Sieg kann die Werkself den Anschluss an die Europa-League-Plätze herstellen. Bei einer Niederlage würde ein Loch aufreißen, von dem die Leverkusener Hoffnungen auf einen internationalen Startplatz für die kommende Saison (erst recht bei der Aussicht auf das folgende Heimspiel gegen Bayern München) schon größtenteils verschluckt werden könnten. Ist die Partie also schon so etwas wie ein Schlüsselspiel? Peter Bosz verneint: "In der Rückrunde sind alle Spiele wichtig, aber ich würde nicht sagen, dass es ein Schlüsselspiel ist. Danach kommen noch 15 Spiele. Da kann noch viel passieren. Ich würde nicht sagen, dass es um Alles oder Nichts geht."

Ohnehin empfängt der Niederländer bislang auch keinerlei Signale, die ihn pessimistisch stimmen würden. "Wir haben richtig gut gespielt", erklärt er drei Tage nach der 0:1-Niederlage, "ich muss sagen, dass ich schon nach dem Spiel von unserer Spielweise einen guten Eindruck hatte, aber nachdem ich mir das Spiel nochmal über 90 Minuten angeschaut habe, war es noch besser, als ich es gleich nach dem Spiel gedacht hatte. Wirklich! Also: Das Gefühl ist gut."

Trainersteckbrief Bosz
Bosz

Bosz Peter

Bayer 04 Leverkusen - Vereinsdaten
Bayer 04 Leverkusen

Gründungsdatum

01.07.1904

Vereinsfarben

Rot-Weiß-Schwarz

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Coach von Mannschaftsleistung bei Debüt beeindruckt

Kein Wunder, wurden Boszs Erwartungen, was den Auftritt seiner Mannschaft betrifft, doch sogar übertroffen. "Wenn ich ehrlich bin, ja", bestätigt der 55-Jährige, der allerdings trotz vieler positiver Dinge weit davon entfernt ist zu sagen, dass seine Spielweise der Mannschaft bereits in Fleisch und Blut übergegangen sei. "Alle Journalisten stellen mir als erste Frage, wenn ich bei einem neuen Verein bin: Wie lange dauert es? Meine Erfahrung ist, dass ich es nicht sagen kann. Bei Ajax hat es drei Monate gedauert. In Israel einen Monat. In Dortmund haben wir nach zwei Wochen ein super Spiel in der Vorbereitung gegen den AC Mailand gemacht und nachher gute Resultate geholt", blickt Bosz zurück, um festzustellen, dass selbst er die richtige Antwort nicht kennt. "Ich weiß nicht, wie schnell das gehen kann. Nach einem Spiel kann man noch nicht sagen: Das war gut, also verstehen die Spieler es jetzt. Das hängt auch vom Gegner ab und muss bestätigt werden", erklärt der Trainer.

266 Sprints: "Habe ich noch nie erlebt"

Zufrieden war Bosz mit der defensiven Organisation seiner Elf. "Wir haben gegen eine sehr gute, eingespielte Mannschaft gespielt, die selbst gut das Spiel machen, aber auch gut kontern kann. Wenn man sieht, dass Gladbach nicht viele Chancen hatte, kann man sagen, dass wir es schon sehr gut gemacht haben. Wir haben das richtig gut organisiert", lobt der Neue, den ein aus seiner Sicht relevanter statistischer Wert verblüffte. "Die Spielweise, die ich mir vorstelle, braucht viele kurze Sprints. Wir sind auf engen Räume in der Hälfte des Gegners. Wenn wir den Ball verlieren, wollen wir ihn sofort zurück. Wir sind keine Kontermannschaft, die lange Strecken läuft, sondern diese kurzen", erklärt Bosz, der diesbezüglich von einer der vielen Spieldaten seiner Mannschaft beeindruckt war: "Wir hatten 266 Sprints. Das waren unheimlich viel. Das habe ich noch nie erlebt. Nicht in Deutschland, nicht in Holland."

In der Tat stellt diese Zahl, die am 18. Spieltag der Liga-Höchstwert war, in der Bundesliga für Spiele von Bosz-Mannschaften einen neuen Rekord dar (beim BVB lag sein Höchstwert bei 260). Der Trainer leitet daraus eine Erkenntnis ab: "Das heißt, dass die Spieler verstehen, was wir wollen, und dass sie das aus der Mentalität heraus machen wollen. Das ist wichtig." Bosz sieht also den unbedingten Willen seiner Mannschaft. Und diese offenbar auch den dazugehörigen Weg.

Stephan von Nocks