"Charly" Körbel ist eben auch nur ein Mensch. Wer 602 Bundesligaspiele auf dem Buckel hat, ist mit allen Wassern gewaschen und durch nichts mehr aus der Ruhe zu bringen - könnte man annehmen. Stimmt aber nicht! Es ist die vielleicht rührseligste Szene des mit Emotionen vollgepackten Films, als Körbel von den Augenblicken nach dem Schlusspfiff im Olympiastadion erzählt. Der 64-Jährige war am 19. Mai 2018 nicht einfach nur als Fan im Stadion, er hatte eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt zu erfüllen: Er musste den DFB-Pokal für die Siegesfeier auf das Podest bringen. Eine Herausforderung, die ihn zunächst völlig überforderte. Schon vor dem Anpfiff übermannten den "treuen Charly", der nie für einen anderen Verein als die Eintracht spielte, die Emotionen. Die Fans hatten eine Choreografie auf die Ränge gezaubert, die Körbel zeigte, wie er beim letzten Pokalsieg 1988 die Trophäe in die Höhe stemmte.
Körbel schreibt das Drehbuch kurzerhand um
Als der Nervenkrimi gegen die Bayern nach Mijat Gacinovics unnachahmlichem Sololauf zum 3:1 endlich vorbei war und die Eintracht die von vielen nicht für möglich gehaltene Sensation geschafft hatte, war Körbel vollends überwältigt. "Ich wusste nicht mehr, was wir geprobt hatten, ich wusste nicht mehr, was ich machen soll, welche Treppe ich nehmen soll. Eine Dame vom DFB sagte, Herr Körbel, Sie müssen jetzt da runter. Ich fragte: Was muss ich eigentlich machen?", erzählt Körbel in launigen wie ergreifenden Worten. Das laut seiner Aussage zehn- bis zwanzigmal einstudierte Drehbuch schrieb er kurzerhand um. Eigentlich sollte er bloß den Pokal oben hinstellen und wieder verschwinden. Doch es kam anders, Körbel reckte den Pokal plötzlich selbst in die Höhe: "Ich habe unserem Vorstand, Axel Hellmann und Fredi Bobic, in die Augen geguckt, und ich war wieder in dieser Rolle wie 1988. Ich musste den Pokal meinen Leuten oben zeigen, dann ist mir eingefallen, mich jetzt auch noch zu den Fans zu drehen. Ich musste das so abschließen. Das war einer der schönsten Momente in meiner langen Karriere."
Nah am Wasser gebaute Fans sollten Taschentücher nicht vergessen
Entstanden ist der Film unter anderem in Zusammenarbeit mit "Warner Bros.", ein Kamerateam begleitete die Mannschaft von der Abreise am Donnerstag bis zur großen Feier am Römer und in der Stadt am Tag nach dem Triumph. Die Liste der Protagonisten, die teils ausführlich zu Wort kommen, ist lang und reicht von Kevin-Prince Boateng über Ante Rebic, Präsident Peter Fischer, Trainer Niko Kovac, Sportvorstand Fredi Bobic, Vorstand Axel Hellmann, Marco Russ, Danny da Costa, Jonathan de Guzman bis hin zu Makoto Hasebe. Nah am Wasser gebaute Fans sollten ein Päckchen Taschentücher nicht vergessen, wenn sie ab dem 4. Februar in die Kinos der Region strömen. Denn bei allen coolen Sprüchen und Lachern überwiegen die emotionalen Augenblicke.
Ausgestrahlt wird "Die Rückkehr des Pokals - Der Film" in den Kinopolis-Standorten Main-Taunus, Gießen, Hanau, Aschaffenburg, Rhein-Neckar sowie Rex-Kinos Wetzlar und im Citydome Darmstadt. Kurios: Ein Kino in Frankfurt ist bislang nicht dabei - es ist der einzige kleine Schönheitsfehler des außergewöhnlichen Projekts.
