Bundesliga

Volland vor 96: "Das Spiel ist richtungsweisend"

Torjäger auch wegen Havertz kaum noch im Zentrum gefragt

Volland vor 96: "Das Spiel ist richtungsweisend"

Zentral brilliert derzeit Kai Havertz, Trainer Heiko Herrlich sieht Kevin Volland aber ohnehin auf der Außenbahn.

Zentral brilliert derzeit Kai Havertz, Trainer Heiko Herrlich sieht Kevin Volland aber ohnehin auf der Außenbahn. imago

Tritt Kevin Volland vor die Mikrophone, wählt er seine Worte meist mit Bedacht. Der Angreifer ist keiner, der mit überzogenen Äußerungen Alarm schlägt. Der 26-Jährige möchte keine unnötige Unruhe stiften. Gerade in einer so prekären Situation wie der aktuellen nicht. Dennoch redet Volland nicht drum herum, wenn es um die Bedeutung der Partie am Samstag geht. "Das Hannover-Spiel ist richtungsweisend", weiß der Linksfuß, "wir müssen und wir wollen das Spiel gewinnen. Es ist für uns als Mannschaft wichtig, dass wir gut in den nächsten Block starten."

Drei Spiele gegen die direkte Konkurrenz

Der nächste Block sind die Wochen von der gerade zu Ende gegangenen bis zur nächsten Länderspielpause im November. Und dieser Saisonabschnitt hat es in sich: Während ein Sieg gegen 96 nach dem Fehlstart der Werkself eine Pflichtaufgabe darstellt, muss Bayer danach in Bremen, gegen Hoffenheim und in Leipzig eine Serie hinlegen, um bei derzeit sieben Punkten Rückstand auf die Champions-League-Plätze und sechs Zählern Rückstand auf den Tabellensechsten Bayern München nicht den Anschluss zu verlieren.

Bayer 04 Leverkusen - Vereinsdaten
Bayer 04 Leverkusen

Gründungsdatum

01.07.1904

Vereinsfarben

Rot-Weiß-Schwarz

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Drei Duelle gegen direkte Konkurrenten um die internationalen Startplätze. "Da wird es auf Kleinigkeiten ankommen. 45 Minuten, in denen wir schlafen oder nicht das umsetzen, was uns der Trainer vorgibt, können wir uns da nicht erlauben. Das ist ganz klar", betont Volland, dass Bayer ab sofort konstant performen muss - und zwar auf höherem Niveau als bislang.

Der Champions-League-Traum lebt"

Bayer steht schon sehr früh in der Saison am Scheideweg. Würden doch zwei Niederlagen in den nächsten vier Spielen fast schon den Abschied von den Champions-League-Träumen bedeuten. Volland widerspricht ("Man sollte immer daran glauben, dass noch etwas geht") und verweist auf die Vorsaison, als sich sein damals schon abgeschriebener Ex-Klub in einem langen Endspurt noch für die Königsklasse qualifizierte: "Hoffenheim hatte in der vergangenen Saison neun Spieltage vor Schluss sieben Punkte Rückstand auf Rang vier und sie haben es noch in die Champions League geschafft." Allerdings gelang dies der Nagelsmann-Truppe nur, weil einige Spitzenteams - gerade auch Bayer 04 - über einen sehr langen Zeitraum am Ende der Saison extrem schwächelten.

Doch Volland bleibt kämpferisch: "In der Bundesliga kannst du mit zwei, drei Siegen ruckzuck wieder dabei sein. Nichtsdestotrotz müssen wir in der aktuellen Tabellensituation natürlich punkten, um den Anschluss zu halten. Aber das werden wir auch. Davon bin ich felsenfest überzeugt."

Volland: "Fakt ist trotzdem..."

Damit dies so eintritt, stellt der Angreifer eigene Interessen in den Hintergrund. So übt er keine Kritik daran, dass er zuletzt nicht mehr zentral offensiv, sondern außen eingesetzt wurde. "Ich kann variabel spielen und bin auch bereit, wenn mich der Trainer außen aufstellen will", erklärt er, sagt aber auch: "Fakt ist trotzdem, dass ich letztes Saison jedes meiner 14 Tore vorne drin geschossen habe. Ich will einfach torgefährlich bleiben und noch torgefährlicher werden. Aber grundsätzlich spiele ich da, wo mich der Trainer aufstellt."

Seine Stammposition ist eher die Außenbahn.

Bayer-Coach Heiko Herrlich über den letztjährigen Zentrumsstürmer Kevin Volland

Doch warum stürmt Bayers bester Torschütze der Vorsaison nun meist außen und nicht mehr innen? Ein wesentlicher Faktor ist, dass sich Toptalent Kai Havertz weiterentwickelt und inzwischen als Zehner im 4-2-3-1-System festgespielt hat - auch, weil er dort große Torgefahr ausstrahlt. Die Option, als hängende Spitze zu agieren, fällt für Volland damit mehr oder weniger weg. Trotz seiner Bestmarke aus der Vorsaison. "14 Tore - so viele hat er noch nie gemacht", sagt Heiko Herrlich mit Blick auf die abgelaufene Spielzeit, ergänzt aber: "Er hätte aber ein paar mehr machen müssen. Er hätte locker 20 machen können. Das zeigt, wie torgefährlich er ist. Aber seine Stammposition ist eher die Außenbahn."

Die defensive Kontribution

Auf dieser hatte er in Hoffenheim seine beste Phase, die ihn dann auch für Bayer interessant machte. Dass Volland nun wieder auf den Flügel zurückgekehrt ist, begründet der Trainer mit dessen Qualitäten in der Rückwärtsbewegung. "Wenn er da gespielt hat, waren wir defensiv auch kompakter", so Herrlich. Weil Volland extrem viel in der Defensive ackert.

Vollands "Problem": Ein kollektives

Dass er in dieser Saison bislang weniger Treffer (zwei statt zum selben Zeitpunkt im Vorjahr vier) und auch weniger Torschüsse (neun statt zwölf) zu verzeichnen hat, sieht Herrlich aber nicht in Vollands Positionswechsel begründet. Der Trainer sagt: "Das würde ich darauf zurückführen, dass wir zurzeit weniger Torchancen herausspielen als vergangene Saison." In sechs von sieben Ligaspielen verzeichneten die gegnerischen Teams mehr Einschussmöglichkeiten als die Werkself. Dies muss sich unabhängig von Kevin Volland ändern. Sonst wird es schon gegen Hannover nichts mit Bayers dringend nötiger Aufholjagd.

Stephan von Nocks