Bundesliga

96 verliert Rechtsstreit mit Gesellschafter Wilkening

Hannover: Fußball-GmbH muss Millionenbetrag an Privatgesellschafter auszahlen

96 verliert Rechtsstreit mit Gesellschafter Wilkening

Es kommt Sturm auf: Hannover 96 muss eine hohe Summe überweisen.

Es kommt Sturm auf: Hannover 96 muss eine hohe Summe überweisen. imago

Im Rechtsstreit zwischen Hannover 96 und dem eigenen Gesellschafter Dr. Matthias Wilkening entschied nun das Landgericht Hannover, dass dieser zu Recht Gelder von einem Gewinnkonto der GmbH für sich einfordert. Dem noch nicht rechtskräftigen Urteil nach steht dem Sehnder Unternehmer, ausgerechnet an diesem Samstag Gastgeber beim Testspiel des Bundesligisten gegen PEC Zwolle (3:1), eine siebenstellige Summe zu, die der Klub nun in vier Jahresraten überweisen soll. "Es geht dabei um Gewinnanteile, die Herr Dr. Wilkening für sich beansprucht hat", erläutert 96-Finanzgeschäftsführer Björn Bremer.

Hintergrund und Vorgeschichte: In der 100-prozentigen Tochterfirma "Sales & Services" sind die wichtigen vier Gesellschafter der "Hannover 96 GmbH & Co KGaA" versammelt, darunter Klubboss Martin Kind (mit 52,73 Prozent Anteilen) und Wilkening (11,4 Prozent). Zunächst war es nach einstimmigen Beschlüssen des Kreises stets üblich, dass diese ihre Zinsen und Gewinne aus dem Fußballgeschäft nicht satzungsgemäß auf einem entsprechenden Gewinnkonto verbuchen ließen, sondern auf einem Verrechnungskonto "parkten". Vor allem aus den Jahren mit Europa-League-Teilnahme seien nach den Worten Bremers seit Bestehen der S&S auf diese Weise rund sieben Millionen Euro auf diesem Konto gelandet. Teilfinanziert werden damit wichtige Projekte wie zuletzt etwa der Neubau des Nachwuchsleistungszentrums für insgesamt rund 18 Millionen Euro. Auch in schwierigeren, wirtschaftlich verlustreichen Zeiten (wie etwa nach dem Abstieg 2016) waren stets Gesellschaftermittel in die Infrastruktur des Klubs geflossen.

Hannover 96 - Vereinsdaten
Hannover 96

Gründungsdatum

12.04.1896

Vereinsfarben

Schwarz-Weiß-Grün

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Jahrelang hatte auch Wilkening, Leiter des Klinikums Wahrendorff in Sehnde bei Hannover, besagte Verrechnungs-Regelung der S & S mitgetragen. Dem jüngsten Jahresabschluss nun verweigerte Wilkening aber die Zustimmung und zog dazu vor das Landgericht Hannover, um das ihm aus seiner Sicht zustehende Geld zu erhalten.

Es ist der Sinn der Gesellschaft, den Fußball zu unterstützen und nicht Geld an Privatpersonen auszuschütten.

96-Finanzgeschäftsführer Björn Bremer

Auch wenn Wilkening der Gesellschafter mit den kleinsten Anteilen ist - in der aktuellen Debatte um die mehrheitliche Übernahme des Fußballgeschäfts durch Martin Kind und die übrigen Kapitalgeber ist das Urteil ein fatales Signal nach außen, handelt es sich bei dem Vorgang doch in Ansätzen um genau das, was im so genannten Hannover-Modell nie passieren sollte - den Abzug von Kapital für klubfremde Zwecke. Entsprechend groß sind Enttäuschung und Unmut. Bremer: "Es ist der Sinn der Gesellschaft, den Fußball zu unterstützen und nicht Geld an Privatpersonen auszuschütten. Ich weiß nicht, was Dr. Wilkenings Idee war, diese Mittel abziehen zu wollen. Es ist nicht im Geiste der S & S. Dort legen Gesellschafter aus der Region Geld ein, um eben gerade nicht selbst wirtschaftliche Profite daraus zu ziehen. Dieses Commitment war bisher auch von Dr. Wilkening so verstanden worden."

Wie geht es weiter? Unklar bleibt vorerst, ob Wilkening unter diesen Umständen im Kreis der Gesellschafter verbleiben kann und will. Auch könnte der Streit juristisch noch weitergehen. "Dass das kein erfreulicher Sachverhalt ist, ist ja klar. Wir müssen überlegen, wie wir darauf reagieren", deutet Geschäftsführer Bremer auch das Einlegen von Rechtsmitteln an. "Fakt ist: Wenn alle Gesellschafter ihre Gewinnanteile herausziehen würden, dann würde das zu massiven Problemen für Hannover 96 führen. Ich gehe aber davon aus, dass dem nicht so ist. Die anderen Gesellschafter haben dahingehend auch nichts signalisiert."

Michael Richter

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