Bundesliga

Wie Korkut den VfB Stuttgart nach oben führte

Stuttgart: Effizienzmeister und Flankengötter

Wie Korkut den VfB nach oben führte

Hat eine klare Vorstellung: VfB-Coach Tayfun Korkut.

Hat eine klare Vorstellung: VfB-Coach Tayfun Korkut. picture alliance

"Eine außergewöhnliche Bilanz", lobt Reschke die sieben Siege und vier Remis unter dem Neu-Trainer, der lediglich eine Niederlage hinnehmen musste (0:3 in Dortmund). Und selbst dieser kann Reschke Positives abgewinnen, zollten doch damals die mitgereisten Anhänger dem Aufschwung der Truppe enormen Respekt: "Es war beeindruckend, wie die Fans die Mannschaft in Dortmund trotz der Niederlage gefeiert haben. Die haben einfach ein gutes Gespür."

Ein solches hat auch Korkut ganz offenbar. Für Personal, System, Ausrichtung. Der 44-Jährige setzt anders als Hannes Wolf in der Regel auf eine Viererkette. Unter seinem Vorgänger agierte der Aufsteiger meist mit Dreierkette, dazu noch zwei Außenverteidiger, strukturiert in einem 3-4-2-1. Korkut setzte wie Wolf vor der Kette auf eine Doppelsechs. Anders aber: zwei offensive Außen, wobei gerade Christian Gentner über rechts gerne das Zentrum überlädt. Vorne laufen unter dem neuen Mann mit Mario Gomez und dem in der Hinrunde noch oft angeschlagenem Daniel Ginczek zwei echte Bullen auf. Das erklärt, warum unter Korkut der Anteil der langen Pässe von zuvor 15 auf nun 19,8 Prozent hochschnellte. Mit zwei körperlich präsenten Spitzen ist eine einfache Überbrückung des Mittelfeldes erfolgversprechender. Das hat auch Auswirkungen auf die Defensive: Wer mit dem hohen Ball arbeitet, läuft weniger Gefahr, im Zonenpressing das Leder zu verlieren und ausgekontert zu werden.

Trainersteckbrief Korkut
Korkut

Korkut Tayfun

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Korkut stabilisiert den VfB

Und so sanken die zugelassenen Torschüsse (von 13,3 auf 11,1 pro Partie), Torchancen (von 5,4 auf 4,8) und Gegentore (1,3 auf 0,75). Eine vergleichbare Stabilisierung gelang Korkut in seiner Karriere nur in Kaiserslautern. Dort kassierte man unter ihm weniger Gegentreffer als unter seinem Vorgänger Konrad Fünfstück (von 1,35 auf 0,88), während die Zahl bei seinen Engagements in Hannover und Leverkusen nach oben ging.

Stuttgart ist Effizienzmeister

Zwar sanken auch die Werte für selbst abgegebene Schüsse (11,3 auf 10,5) und eigene Gelegenheiten (4,9 auf 4,0) - die Verwertung aber stieg dramatisch an (von 16,5 auf 29,2 Prozent): Pro Partie gelangen so 1,17 Tore (statt zuvor 0,80). Damit liegt der Punkteschnitt Korkuts bei 2,08 (Wolf: 1,0). Stuttgart ist darüber hinaus Effizienzmeister: Mit 30 Toren haben die Schwaben 45 Punkte gesammelt, pro Treffer also landen 1,5 Zähler auf dem Konto. An diesen Schnitt reicht kein anderer Bundesligist heran.

Laufleistung (117,2 statt 116), Sprints pro Partie (205 statt 199) und Zweikampfquote (51,7 statt 49,8 Prozent) wuchsen minimal an, die Passquote nahm ab (72,7 statt 79,8 Prozent), was der gestiegene Anteil an langen Pässen zumindest teilweise erklärt. Offenbar spielt der VfB unter Korkut etwas riskanter nach vorne.

Ein ganz wichtiger Aspekt ist die Zunahme der Flankengenauigkeit von 22,3 auf 26,1 Prozent. Denn von den 14 unter Korkut erzielten Treffern gelangen drei per Kopf, einer per Fuß nach Flanke und zwei weitere im Anschluss an eine abgewehrte Flanke. Der VfB anno 2018 - ein Mix aus Effizienzmeistern und Flankengöttern.

Benni Hofmann

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen - VfB Stuttgart