2. Bundesliga

Fast vergessen: Was wird aus dem Rosenaustadion?

Augsburgs Ex-Stadion vor ungewisser Zukunft

Fast vergessen: Was wird aus dem Rosenaustadion?

Bot in seinen frühen Jahren über 40.000 Besuchern Platz: Das Augsburger Rosenaustadion.

Bot in seinen frühen Jahren über 40.000 Besuchern Platz: Das Augsburger Rosenaustadion. picture alliance

Das letzte reguläre Zweitliga-Spiel im Augsburger Rosenaustadion hatte Jos Luhukay in Staunen versetzt. Doch es war nicht die Festtagsstimmung, für die die exakt 24.113 Zuschauer vor und während des Spiels gesorgt hatten. Es war der späte 1:1-Treffer von Andrew Sinkala, der den niederländischen Coach des FCA emotional mitnahm. "Unglaublich, dass uns noch der Ausgleich gelungen ist", sagte Luhukay nach dem Schlusspfiff an jenem 17. Mai 2009 zum kicker. Sinkalas Schuss ins Glück rettete den Schwaben gegen den SV Wehen Wiesbaden nicht nur einen halbwegs versöhnlichen Abschied aus dem altehrwürdigen Stadion in der Nähe des Augsburger Hauptbahnhofs. Es sicherte dem FCA, der ab der darauffolgenden Saison in der neuen WWK-Arena einige Kilometer weiter am Stadtrand seine Spiele bestreiten sollte, auch endgültig den Klassenerhalt.

Mit der großen Sport-Bühne hat das Rosenaustadion nur noch wenig zu tun

Augsburgs Rosenaustadion

Es bröckelt: Das Augsburger Rosenaustadion ist in die Jahre gekommen. picture alliance

FC Augsburg - Vereinsdaten
FC Augsburg

Gründungsdatum

08.08.1907

Vereinsfarben

Rot-Grün-Weiß

mehr Infos
FC Augsburg II - Vereinsdaten
FC Augsburg II

Gründungsdatum

08.08.1907

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Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
66
2
FC Schalke 04 FC Schalke 04
46
3
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
45

Die Zeiten haben sich seitdem gewandelt: Luhukay ist längst nicht mehr Trainer. Der FCA kämpft auch nicht mehr gegen den Abstieg in der 2. Bundesliga. Inzwischen hat sich der Klub zu einem ernstzunehmenden Bundesligisten gemausert. Von den Spielen gegen Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04, vom Ausflug in die Europa League und dem einen oder anderen Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft bekommt das Rosenaustadion allerdings nichts mehr mit. Während im Süden die Bundesliga alle zwei Wochen Station macht, hat die Arena mit der großen Bühne des Profisports nur noch am Rande zu tun.

Die Rasenheizung: Eine der letzten Modernisierungen

Sie ist die Heimstätte der zweiten Mannschaft der Fuggerstädter, dient als Veranstaltungsort von Leichtathletik- und Schulsportwettkämpfen. Vor wenigen Jahren schaute die erste Mannschaft noch ab und an vorbei, wenn im Winter die Trainingsplätze neben der WWK-Arena vereist waren. Denn das Rosenaustadion hat eine Rasenheizung. Eine der letzten Modernisierungen, die ihm noch vergönnt waren. Inzwischen gibt es auch neben der modernen Bundesliga-Arena entsprechend ausgestattete Übungsplätze. Die Profis kommen nicht mehr.

Deutschland vs. Schweiz in Augsburg

Mit angebauten Tribünen: 1952 spielte die spätere deutsche Weltmeister-Elf, angeführt von Kapitän Fritz Walter, gegen die Schweiz in Augsburg. imago

Inzwischen ist das Rosenaustadion mehr und mehr in die Jahre gekommen. Einzelne Tribünenbereiche sind aufgrund der Baufälligkeit gesperrt und offen wird diskutiert, was mit dem einstigen Vorzeigebau passieren soll. Das Architekturmuseum Schwaben sammelte Vorschläge für eine Weiternutzung und präsentiert diese bis Anfang April in einer Ausstellung. Drei Konzepte haben sich mittlerweile herauskristallisiert, wie die "Augsburger Allgemeine" berichtet. Im Gespräch ist die Errichtung von Mehrfamilienhäusern, die direkt an die Stehränge anschließen sollen. Auch ein Hotel- und Konferenzkomplex mit Hochhaus neben der Haupttribüne wird diskutiert. Denkbar sei nach Ansicht des Komitees, das die Vorschläge ausgearbeitet hat, auch die Eingliederung in eine weitläufige Parkanlage - das Rosenaustadion als "begehbare "Skulptur". Immerhin: Ein Abriss steht nicht zur Debatte.

Die "Augsburger Elf" und Bayerns erster Pokaltitel

Das liegt vor allem daran, dass das Rosenaustadion 2014 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Eingebettet zwischen Hügeln, erbaut auf Trümmern und Schutt des Zweiten Weltkrieges und durch offene Bauweise wollten die Architekten das Stadionäußere Ende der 1940er Jahre ganz bewusst von den einschüchternden Protzbauten der Nazi-Zeit abheben - ähnlich wie das für die Olympische Spiele 1972 erbaute Olympiastadion im 60 Kilometer entfernten München.

DFB-Pokalfinale 1957

Bei Schnee und vor über 40.000 Zuschauern gewinnt der FC Bayern seinen ersten Pokaltitel gegen Düsseldorf in Augsburg. picture alliance

Mit der dortigen Arena, die zwei Jahre später auch als Austragungsort des WM-Finals 1974 dienen sollte, verband das Rosenaustadion eine schicksalshafte Beziehung. Durch die Entstehung des Olympiaparks nahm die Bedeutung der Augsburger Anlage als Leichtathletik- und Sportstätte rapide ab. 1957 hatte der FC Bayern noch im Rosenaustadion Station gemacht und vor 44.000 Zuschauer Ende Dezember (!) bei Schneefall Fortuna Düsseldorf im DFB-Pokal-Endspiel mit 1:0 geschlagen und seinen ersten Pokalgewinn eingefahren. Fünf Jahre zuvor hatte Sepp Herberger im November 1952 seine spätere Weltmeisterelf zu formen begonnen, die gegen die Schweiz 5:1 gewann und zwei Jahre später auch deshalb "Augsburger Elf" genannt wurde.

Geteiltes Schicksal mit dem Münchner Olympiastadion

Spätestens seit den 1970er Jahren geriet das Rosenaustadion jedoch mehr und mehr in Vergessenheit. Die DFB-Elf schaute nur noch einmal in den 1980er Jahren vorbei. Endspiele im DFB-Pokal fanden sowieso woanders statt. Wenigstens ein paar Brotkrumen des olympischen Glanzes fielen noch ab. Augsburg durfte wie Regensburg einige Spiele des Fußball-Turniers austragen. Das Olympiastadion hatte dem Rosenaustadion aber letztlich den Rang abgelaufen - ehe der FC Bayern Mitte der 2000er Jahre in die Allianz Arena umzog. Heute, rund 45 Jahre später, ringen beide unter Denkmalschutz stehende Stadien um ihre Daseinsberechtigung.

pau

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