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Pep Guardiolas giftige Gratulation nach Manchester Citys FA-Cup-Aus in Wigan - Will Grigg witzelt

Drittligist Wigan nimmt ManCity die erste Titelchance

Guardiolas giftige Gratulation - Grigg witzelt

Eine von vielen hitzigen Szenen: Pep Guardiola (M.) und Sergio Aguero streiten mit Wigans Trainer Paul Cook.

Eine von vielen hitzigen Szenen: Pep Guardiola (M.) und Sergio Aguero streiten mit Wigans Trainer Paul Cook. imago

Als Will Grigg das 1:0-Siegtor gegen Manchester City geschossen hatte, machte er es wie immer: Er ließ sich feiern. Darauf kann sich schließlich keiner im Weltfußball so sicher verlassen wie dieser 26-jährige Nordire von Drittligist Wigan Athletic, ob er nun ein Tor schießt oder nicht. Während er selbst also in dieser 79. Minute einen "Ist irgendwas?"-Blick aufsetzte, schallte bald der Kult-Ohrwurm "Will Grigg's on fire" durchs Stadion, und der "Guardian" bezweifelte, dass er je "lauter und leidenschaftlicher" gebrüllt worden ist als an diesem Montagabend. Wigan steht im FA-Cup-Viertelfinale, ManCity nicht.

Falls Pep Guardiola ernsthaft vom unsäglichen "Quadruple", dem Triple plus eins, geträumt haben sollte: Der Traum ist vorbei. Am Sonntag steht das Ligapokalfinale gegen Arsenal an, in der Premier League beträgt der Vorsprung 16 Punkte, und im Achtelfinale der Champions League steht es zur "Halbzeit" 4:0 gegen Basel. Doch FA-Cup-Sieger wird City, das im Vorjahr titellos geblieben war, in dieser Saison schon einmal nicht, und man kann nicht sagen, dass Guardiola diese Nachricht besonders besonnen aufgenommen hat.

"Glückwunsch an Wigan - sie hatten einen Schuss aufs Tor"

"Glückwunsch an Wigan fürs Weiterkommen - sie hatten einen Schuss aufs Tor", lautete seine vergiftete Gratulation nach der dritten Saisonniederlage (1:2 in Donezk, 3:4 in Liverpool). Immerhin: Die Rote Karte gegen Fabian Delph (45.+2), über die er sich beim Gang in die Kabine noch derart aufgeregt hatte, dass er um ein Haar nicht nur schreiend, sondern auch körperlich mit Wigans Trainer Paul Cook aneinandergeraten wäre, wertete nach dem Schlusspfiff auch er als korrekt. Der Linksverteidiger hatte Max Power rüde umgegrätscht.

Guardiola hatte mit Stammkeeper Ederson, Rechtsverteidiger Kyle Walker und vor allem Spielmacher Kevin De Bruyne drei Stammspieler zunächst auf die Bank gesetzt, obwohl Tottenham Hotspur erst einen Tag zuvor beim 2:2 in Rochdale untermauert hatte, wie riskant das selbst gegen einen abstiegsgefährdeten Drittligisten sein kann - und Wigan ist eher "aufstiegsgefährdet", Tabellendritter nämlich. Als De Bruyne in der 65. Minute schließlich eingewechselt wurde, kam neuer Zug in Citys Offensivspiel, dem man kaum anmerkte, dass der Gegner in Überzahl war. Doch statt eine der zahlreichen Chancen zu nutzen, schloss Grigg auf der anderen Seite einen Konter bärenstark ab.

"Schön leichtes Spiel": Grigg ist jetzt der FA-Cup-Toptorjäger

"Ich bin eben ein Torjäger", meinte der Torschütze gleichmütig. "Ich habe immer gesagt, dass ich auf jedem Level meine Tore machen werde." Mit sieben Treffern führt er jetzt die FA-Cup-Torjägerliste an, er hatte schon in der vierten Runde gegen West Ham (2:0) beide Tore erzielt. Diesmal scherzte er: "Es war natürlich ein schön leichtes Spiel für uns." Und zwar so "leicht", dass Cooks Rezept für die letzten Minuten "Augen zu und beten" lautete.

Handgemenge um Sergio Aguero nach dem Schlusspfiff in Wigan

Nach dem Schlusspfiff im Fokus: Sergio Aguero gerät mit einem Fan aneinander. imago

Guardiola lobte seine Elf sogar für "ihre Leistung, ihr Herz", er beurteile sie nach ihren "Absichten, nicht nach Ergebnissen - und die Absichten waren gut". "Absolut alles" habe sie versucht, "aber wir machen einen Fehler, und dieses Spiel ist wie ein Finale". Schon im DFB-Pokal hatte er ja einst den in Spanien üblichen Hin- und Rückspielmodus vermisst. City hat 2011 letztmals den FA Cup gewonnen, danach scheiterte es stets, davon dreimal gegen Wigan, 2013 gar im Endspiel (0:1). Das war und ist der größte Erfolg in der 86-jährigen Klubgeschichte der Latics.

Handgemenge um Heim-Fan und Aguero: Wigan muss eine Strafe fürchten

Im Viertelfinale wartet auf sie nun erst einmal Southampton zuhause, und Cook offenbarte Erstaunliches zur Auslosung, die bereits am Samstag stattgefunden hatte - seine Spieler schienen überhaupt nicht an eine Sensation geglaubt zu haben: "Danach hat sich witzigerweise niemand hier auch nur eine Textnachricht geschickt, es war, als wären wir gar nicht mehr dabei. Und Southampton ist bestimmt ähnlich geschockt, weil sie wahrscheinlich zunächst ziemlich enttäuscht waren, dass sie nach Manchester müssen."

Bis dahin dürfte auf Wigan allerdings noch eine saftige Verbandsstrafe zukommen, weil es dem Underdog nach Spielschluss nicht gelungen war, einen Platzsturm der Fans zu verhindern. Und vollauf friedlich verlief dieser nicht: Ein Anhänger lieferte sich eine Handgreiflichkeit mit Sergio Aguero, der nach der Roten Karte schon einmal Kopf an Kopf mit Cook gestanden hatte und jetzt von Mit- und Gegenspielern davor bewahrt werden musste, gegen den Fan zurückzuschlagen. Aus dem provozierten Gästeblock flogen indes Gegenstände, unter anderem eine Werbebande. "Es ist ein kolossales Ergebnis", sagte Wigans Klubchef David Sharp dazu, "aber man muss im Sieg Klasse zeigen."

jpe