Bundesliga

James in Kolumbien: Der FC Bayern München hatte keine Wahl

Offensivstar soll gegen Brasilien spielen

James in Kolumbien: Bayern hatte keine Wahl

James soll heute Abend für Kolumbien gegen Brasilien auflaufen - Bayern wird genau hinschauen.

James soll heute Abend für Kolumbien gegen Brasilien auflaufen - Bayern wird genau hinschauen. imago

"James wird gegen Brasilien spielen, er kommt in gutem Zustand zu dem Spiel in Barranquilla", sagte Kolumbiens Trainer Pekerman am Montag. In München werden sie diese Aussage mit viel Bauchweh vernommen haben. Einen gerade erst gesund gewordenen Spieler direkt in ein derart wichtiges Spiel zu schicken, birgt natürlich Risiken. Bei Bayern hätten sie es liebend gerne gesehen, wenn der Südamerikaner in den letzten Tagen weiter sein Aufbautraining vorangetrieben hätte statt nach Südamerika zu fliegen, um dort zu spielen.

Doch in München hatten sie keine Wahl. Denn es besteht Abstellungspflicht für die Vereine. Im FIFA-Reglement bezüglich von Status und Transfers von Spielern heißt es: "Die Vereine sind verpflichtet, bei einem Aufgebot des entsprechenden Verbands ihre registrierten Spieler für die Verbandsmannschaft des Landes abzustellen, für das die Spieler aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit spielberechtigt sind." 14 Tage vor Termin muss der jeweilige Verband Spieler und Verein über die Einladung informieren, der Klub muss diese innerhalb von sechs Tagen bestätigen.

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1
Brasilien Brasilien
37
2
Uruguay Uruguay
27
3
Kolumbien Kolumbien
26

Der Spieler muss grundsätzlich einer Einladung folgen, wollen er und der Verein keine Sanktionen erleiden. Rein theoretisch ist selbst der Spieler zu gezwungen, zu einem Länderspiel zu reisen, der für sich beschlossen hat, nicht mehr für sein Land aufzulaufen. Man erinnert sich: 2014 hatte UEFA-Präsident Michel Platini eine Sperre für Franck Ribery gefordert, weil der nicht mehr für Frankreich spielen wollte. Zwar eine Phantom-Diskussion damals, da keine Ribery nach seinem Rücktritt nie mehr in einem offiziellen Aufgebot von Nationaltrainer Deschamps auftauchte, aber wäre er das, hätte er der Einladung zunächst einmal Folge leisten müssen, um Strafen zu vermeiden.

Allerdings gibt es in der Praxis solche Fälle beinahe nie, da kein Trainer der Welt einen Spieler beruft, der keine Lust hat zu spielen, zumal es für einen solchen Spieler immer die Möglichkeit gibt, vor Ort einen "Einsatzbefehl" zu unterlaufen. Einzige Möglichkeit, offiziell dem Länderspiel fernzubleiben, ist nach wie vor eine Verletzung. Aber: In einem solchen Falle "muss sich der Spieler auf Verlangen einer medizinischen Untersuchung durch einen vom Verband bezeichneten Arzt unterziehen", wie die FIFA schreibt.

James

Bayern braucht ihn fit und gesund: James. imago

Bei James, gerade wieder gesund geworden, hätte eine solche Untersuchung also nichts genutzt, und da der kolumbianische Verband auf seiner Einladung für die Spiele gegen Venezuela und Brasilien bestand, musste James am vorletzten Wochenende nach Kolumbien fliegen. Er tat das auch in seinem Interesse, ein Fernbleiben hätte die Fans in Kolumbien gegen ihn aufgebracht; ein etwaiger Streit mit Verband und Nationaltrainer für derart wichtige Spiele werden Spielern oft auch ein Stück weit als "Landesverrat" ausgelegt.

Das Sagen über die Spieler hat die kolumbianische Nationalmannschaft und wir sind diejenigen, die entscheiden.

Kolumbiens José Pekerman über eine etwaige Abstimmung mit Bayern

Immerhin einigte sich Bayern München mit dem Verband im Vorfeld darauf, dass James nur im zweiten Spiel gegen Brasilien auflaufen könnte , und das auch nur "nach Rücksprache mit Bayern-Arzt Dr. Volker Braun", wie Bayern mitteilte. Ob das passierte? "Das Sagen über die Spieler hat die kolumbianische Nationalmannschaft und wir sind diejenigen, die entscheiden", sagte Pekerman laut südamerikanischen Medien schon vor Tagen.

Was passiert, wenn sich James erneut verletzt?

Doch was passiert, wenn sich James abermals schwer verletzt und nach seiner Rückkehr länger ausfällt? Für einen solchen Fall sieht die FIFA seit 2012 eine Entschädigung für den betreffenden Verein vor, wenn der Spieler länger als 28 Tage ausfällt. "Die Spieler sind abgedeckt, während sie für offizielle internationale A-Spiele der A-Verbandsmannschaft unter der Kontrolle des jeweiligen Mitgliedsverbands stehen, einschließlich aller Spiel-, Übungs-, Trainings-, Trainingsspiel-, Reise- und Abwesenheitszeiten." Die zu zahlende Entschädigung basiert auf dem Festgehalt, das der Klub als Arbeitgeber unmittelbar an den Spieler zahlt. Die Klubs erhalten bis zu 7,5 Millionen Euro, der Höchstsatz pro Tag liegt bei 20.548 Euro.

Für Bayern wäre das kein Trost im Verletzungsfalle. Sie brauchen einen gesunden und fitten James zurück. Um 22.30 Uhr MESZ wird die Partie in Barranquilla angepfiffen. Die Bayern werden genau hinschauen, was dort passieren wird.

Mounir Zitouni

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