"Reisende soll man nicht aufhalten." Die Wortwahl Tedescos vor dem Höwedes-Wechsel hatte für mächtig Wirbel gesorgt, ihm wurde mangelnde Wertschätzung und fehlender Respekt gegenüber dem Schalker Urgestein Höwedes vorgeworfen. Der hatte in seiner Abschiedsmeldung via Facebook darauf auch Bezug genommen. "Reisende kann man aufhalten, wenn man will", schrieb er als Spitze in Richtung des Ex-Trainers , der ihm erst die Kapitänsbinde abgenommen hatte und ihn in den ersten drei Pflichtspielen nicht zum Zug kommen ließ.
Inzwischen hat sich wiederum Tedesco zu Wort gemeldet. Der Tenor: alles nur ein Missverständnis. "Die erste Frage der Pressekonferenz lautete, ob wir Benedikt Höwedes abgeben möchten. Darauf gab es ein klares Nein. Es war unser Wunsch, dass Benni bleibt, daran haben wir immer gearbeitet", erklärte Tedesco im Sky-Interview. "Die zweite Frage bezog sich auf ein mögliches Veto. Und in diesem Zusammenhang haben wir gesagt: Wenn ein Spieler unbedingt weg möchte, dann macht es auch keinen Sinn für den Trainer, ein Veto einzulegen, gemäß dem Motto: Reisende soll man nicht aufhalten." Inzwischen werde der Satz isoliert und aus dem Kontext gerissen benutzt. Dennoch sei er von ihm selbst "nicht ganz glücklich gewählt" gewesen, so Tedesco.
Tedesco wollte Höwedes halten
Höwedes hatte in seiner Mitteilung via Facebook zudem erklärt, das Vertrauensverhältnis sei "in den letzten Wochen mehrfach auf die Probe gestellt worden" und ergänzte, die läge nicht nur am Entzug der Kapitänsbinde. Tedesco beteuerte hingegen, man habe ein "offenes und transparentes" Verhältnis gehabt. "Wenn ein Spieler zu einer WM möchte, ist es klar, dass man ehrlich zu ihm ist", sagte der Coach. Er habe Höwedes keine Einsatzgarantie geben können, das träfe aber auf jeden Spieler zu. "Unser Wunsch war immer, dass er den Konkurrenzkampf annimmt."
Er hat gesagt, dass er hier bleiben möchte. Zwei Tage später hat er in Turin unterschrieben.
Domenico Tedesco über ein Gespräch mit Benedikt Höwedes vor dem Hannover-Spiel
Vor dem Hannover-Spiel hätten die beiden nochmal ein Gespräch gehabt. Tedesco habe Höwedes gebeten, auf Schalke zu bleiben, Höwedes betont, nicht wechseln zu wollen. "Zwei Tage später", so Tedesco, "war er dann beim Medizincheck. Grundsätzlich haben wir aber immer offen und ehrlich miteinander gesprochen."
Doch hätte Höwedes unter Tedesco noch die Kurve bekommen? Dass er in den ersten drei Pflichtspielen nicht zum Einsatz gekommen sei, begründete der Schalker Trainer jedenfalls wie folgt: Beim Pokalspiel in Berlin und gegen Leipzig seien Fitnessgründe ausschlaggebend gewesen. Höwedes hatte weite Teile der Vorbereitung wegen einer Verletzung verpasst. "Gegen RB hat es die Dreierkette gut gemacht. Da wird es schwierig, jemanden zu wechseln", so Tedesco, der ergänzte: "Vielleicht hätte man die Geduld haben sollen. Jetzt ist es zu spät."