An der Art und Weise, wie ein Spieler über einen potenziellen Neuzugang seines Klubs spricht, lässt sich oft ablesen, wie weit die Verhandlungen gediegen sind. Es war daher schon ein sehr deutliches Zeichen, als sich Sami Khedira am Dienstag ausgiebig über Benedikt Höwedes äußerte. Die beiden Weltmeister von 2014 könnten bekanntlich bald bei Juventus Turin aufeinandertreffen - zur Freude von Khedira.
"Ich habe mit Benny und Juve gesprochen. Höwedes ist ein Leader, gibt immer alles", sagte er in einem Interview der "Bild", "er kann sehr wichtig für uns werden, wenn es klappt. Momentan sieht es ja danach aus." Auch wenn es noch niemand offiziell bestätigen will, Zweifel daran, dass der Deal zustande kommt, gibt es kaum noch. Einzig am Finanziellen zwischen den Klubs könnte es noch scheitern, Höwedes und Turin sind sich längst klar - das bestätigte sein Berater Volker Struth am Montagabend bei "Sky90". Am Dienstagmorgen dann vermeldete die in der Regel gut informierte "Gazzetta dello Sport", Höwedes werde am Mittwoch zum obligatorischen Medizincheck erwartet, anschließend solle der Transfer offiziell verkündet werden.
Spielersteckbrief Höwedes
Spielersteckbrief S. Khedira
Bald auch in Turin Seite an Seite? Sami Khedira (l.) und Benedikt Höwedes (2.v.l.). imago
Bilder, die das Schalker Herz berührten
Bereits am Sonntag hatte sich Höwedes zumindest gefühlt von den Schalke-Fans verabschiedet. Nach der 0:1-Auswärtsniederlage in Hannover stellte er sich vor die Fankurve der Königsblauen, wo Fans ein Transparent mit der Aufschrift "Respektvoller Umgang mit einem verdienten Spieler" entrollt hatten, winkte in die Menge und kniff dabei deutlich sichtbar die Lippen zusammen. Es waren Bilder, die das Schalker Herz berührten - und die verdeutlichten, wie schwer sich sowohl Höwedes als auch die Fans mit der aktuellen Entwicklung tun. "Ich glaube, dass ihm das sehr gut getan hat", sagte der neue Vize-Kapitän Leon Goretzka anschließend. Höwedes dagegen zog es vor, sich erst mit einer Nacht Abstand zu äußern.
"Danke für euren riesigen Support beim gestrigen Spiel in Hannover", schrieb der 29-Jährige am Montag seinen fast 500.000 Followern und stellte dazu eine Fotocollage der Geschehnisse des Vortages. Es wirkte, als sei die Botschaft weit mehr als ein Dank für die 90-minütige Unterstützung - auch das sah stark nach Abschiedsgrüßen aus.
Knifflige Lage für Tedesco
Dass der langjährige und erst vor kurzem vom neuen Trainer Domenico Tedesco abgesetzte Schalke-Kapitän nur schweren Herzens den Klub verlassen würde, für den er seit 16 Jahren spielt, ist spätestens seit den emotionalen Szenen von Sonntag klar. Für Tedesco macht das die Sache noch etwas kniffliger. Der Unmut in Schalker Fankreisen über die Art und Weise, wie mit dem unter den Anhängern hoch angesehenen Höwedes umgegangen worden ist, ist groß. Umso wichtiger wird für den Schalker Trainer sein, dass künftig - anders als in Hannover - die Ergebnisse stimmen. Sonst dürfte ihn das Höwedes-Thema noch lange begleiten - und zwar völlig unabhängig davon, ob der Weltmeister nun geht oder bleibt.
