Bundesliga

Neustart für Anführer Jonathan de Guzman von Eintracht Frankfurt

Frankfurts Neuzugang aus Neapel hinterlässt einen guten Eindruck

Neustart für Anführer de Guzman

Versucht ab sofort, in der Bundesliga auf sich aufmerksam zu machen: Jonathan de Guzman.

Versucht ab sofort, in der Bundesliga auf sich aufmerksam zu machen: Jonathan de Guzman. imago

Aus Frankfurts Trainingslager in Gais (Südtirol) berichtet Julian Franzke

Trainer Niko Kovac ist froh, dass er neben all den jungen, entwicklungsfähigen Talenten auch ein paar erfahrene Kräfte dazugewonnen hat. Schon gegen Ende des Trainingslagers in den USA stellte er fest: "Besonders bei älteren Spielern wie Gelson Fernandes oder Jonathan de Guzman spürt man sofort die Erfahrung. Das sind Jungs, die in der Kabine auf sich aufmerksam machen und die das Heft des Handelns auch mal in die Hand nehmen."

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De Guzman scheut nicht davor zurück, sofort in eine Führungsrolle zu schlüpfen. Sollten sich die ersten Eindrücke bestätigen, tut der 29-Jährige der Mannschaft richtig gut. Seine Rolle auf dem Platz sieht er als Box-to-Box-Spieler, der Stürmer wie Verteidiger unterstützt. Taktisch könnte er als offensiver Sechser beziehungsweise Achter agieren. Kovac könnte ihn aber auch noch weiter vorne hinter den Spitzen einsetzen.

Harte Zeit in Italien

Wie stark de Guzman tatsächlich ist und ob er sich in der ersten Elf festspielen kann, bleibt freilich abzuwarten. Hinter ihm liegen schwere Jahre in Italien. Als Stammkraft fühlen durfte er sich letztmals zwischen 2012 und 2014, als er für Swansea City 71 Ligaspiele bestritt und dabei neun Tore erzielte. Nach der WM 2014 schloss er sich dem italienischen Spitzenklub SSC Neapel an, wo er im ersten Jahr unter Trainer Rafael Benitez immerhin noch 23-mal zum Einsatz kam (zwölfmal in der Startelf, drei Tore).

Unter Benitez-Nachfolger Maurizio Sarri war der Mittelfeldakteur jedoch nicht mehr gefragt. "Es war schwierig. Als der neue Trainer kam, war ich verletzt. Das war eine enttäuschende Zeit", sagt de Guzman. Anfang 2016 lässt er sich an Carpi ausleihen, kommt dort bis zum Sommer aber nur fünfmal zum Einsatz. Es folgte die Leihe an Chievo Verona zur Saison 2016/17, Stammspieler wurde er aber auch dort nicht. Bei 27 Einsätzen (zwei Tore) stand er lediglich 15-mal in der ersten Elf.

De Guzman: "Es war ein Traum"

Der Wechsel zur Eintracht ist für de Guzman ein Neuanfang. Der Routinier unterzeichnete einen Vertrag bis zum 30. Juni 2020 und kostete nach kicker-Informationen keine Ablöse. Bei der Eintracht will er "konstant spielen" und der Mannschaft mit seiner Erfahrung helfen. Und davon hat er jede Menge. Im Alter von zwölf Jahren wanderte er mit seiner Familie von Kanada in die Niederlande aus. Fußball hatte er da bereits gespielt - mit seinem Vater und seinem sechs Jahre älteren Bruder Julian, der zwischen 2002 und 2005 das Dress von Hannover 96 trug und heute als Co-Trainer bei Ottawa Fury arbeitet.

Jonathan de Guzman

Neuer Taktgeber bei der Eintracht? Jonathan de Guzman will und soll vorangehen. imago

In Rotterdam dauerte es nicht lange, bis ihn vollends das Fußball-Fieber erfasste. "Es war ein Traum, so ein großes Stadion wie das De Kuip zu sehen und die großartige Atmosphäre zu erleben. In Kanada zählt Fußball schließlich nicht zu den großen Sportarten", erzählt de Guzman. Dass er sofort bei Feyenoord in der Jugend spielen konnte, erleichterte ihm außerdem die Integration. 2005 war es dann soweit, de Guzman wurde zu den Profis befördert und absolvierte in den folgenden fünf Spielzeiten 109 Ligaspiele für den großen Traditionsklub (23 Tore). Über die Stationen RCD Mallorca (2010-11, 34 Spiele, fünf Tore) und FC Villareal (2011-12, 19 Spiele, kein Tor) landete er 2012 in der Premier League bei Swansea – der Rest der Geschichte ist bekannt.

Comeback bei der Elftal?

In Frankfurt hat er nun die Chance, das vielleicht letzte große Kapitel in seiner Karriere zu schreiben und sich mit guten Leistungen für ein Comeback in der Nationalmannschaft zu empfehlen. Für Oranje zum Einsatz kam er letztmals am 31. März 2016 im Freundschaftsspiel gegen Spanien (2:0). Jan Leerkes, kicker-Korrespondent aus den Niederlanden, glaubt, dass de Guzman für die Eintracht "ein guter Griff sein könnte". Er bezeichnet den Routinier als technisch versierten, schnellen und laufstarken Spieler. "Er kann in der Bundesliga absolut mithalten, davon bin ich überzeugt. Allerdings würde es mich überraschen, wenn er zum großen Star aufsteigt."