2. Bundesliga

Trendwende beim 1. FC Nürnberg? Die Zahlen sprechen gegen Köllner

Fünfstück wird wohl nicht NLZ-Leiter in Nürnberg

Trendwende? Die Zahlen sprechen gegen Köllner

Trendwende blieb aus: Nürnbergs Trainer Michael Köllner.

Trendwende blieb aus: Nürnbergs Trainer Michael Köllner. imago

Vor rund zwei Wochen war die Welt beim 1. FCN noch in Ordnung. Die Mannschaft von Trainer Michael Köllner hatte zwar gegen den VfB Stuttgart mit 2:3 verloren, war dabei dem späteren Meister aber über weite Strecken auf Augenhöhe begegnet. Kurzum: Es war eine Leistung, die für die kommende Saison Hoffnung machte. "Nun geht es darum, in den verbleibenden zwei Spielen sechs Punkte zu holen, den einen oder anderen Platz in der Tabelle gut zu machen und für einen versöhnlichen Abschluss zu sorgen", so Michael Köllner.

Nürnberg rutscht im TV-Ranking ab - Fürth vor FCN

Der als Appetitanreger für die neue Spielzeit angedachte Saisonendspurt jedoch verkehrte sich ins Gegenteil: Der Club verlor beide Spiele und rutschte in der Tabelle auf Rang 12 ab. Dass der Nachbar SpVgg Greuther Fürth damit erstmals seit 64 Jahren in einer Abschlusstabelle über dem FCN rangiert, schmerzt selbstredend den echten Clubberer - doch was unterm Strich weitaus mehr wehtut: Der Verein ist im TV-Ranking abgerutscht und hat damit rund eine Million Euro verspielt - nur für die kommende Spielzeit. Nach diesen zwei Abschlussniederlagen ist auch die Bilanz des Schwartz-Nachfolgers zumindest diskutabel. Auf der einen Seite wird Köllner dafür gelobt, dass er der Mannschaft eine klare Spielidee verpasst hätte. Sportvorstand Andreas Bornemann und Teile des Aufsichtsrates sehen das so. Gut, diese Meinung kann man teilen, muss man aber nicht. Man kann es auch sehen, dass die Partie gegen den VfB fraglos spielerisch klasse war, der Club ansonsten wie in der Schwartz-Ägide nur phasenweise gute Ansätze zeigte und somit unterm Strich die versprochene Wende ausgeblieben ist.

Siehe das jüngste 0:1 beim FCK: Rund 15 Minuten lang kombinierte der Club gefällig, der Rest war spielerische Magerkost. "Ich glaube, wir haben ein gutes Spiel gezeigt, was das Engagement anging", fasste anschließend Köllner zusammen. Patrick Erras, der zum ersten Mal seit seiner schweren Knieverletzung in Liga 2 wieder von Beginn an spielte, sah es ein wenig anders: "Das war von uns allen zu wenig."

Weniger Punkte im Schnitt als Schwartz

Was indes unstrittig ist: das Zahlenwerk. Köllner hat sechs Spiele verloren und bei einem Remis viermal gewonnen. Sein Punkteschnitt beträgt 1,18 und ist damit schlechter als der von Schwartz (1,26). In den letzten beiden Heimspielen kassierte der FCN jeweils drei Gegentore, in den fünf Auswärtsspielen unter Köllner schoss der Club zwei Tore - eine Trendwende jedenfalls liest sich anders. Dabei hatte Köllner wenige Tage nach Amtsantritt noch über die hohe Qualität des Kaders geschwärmt.

Planungen gehen schleppend voran

Und auch abseits des Platzes geht es nur schleppend voran. Bei angedachten vorzeitigen Vertragsverlängerungen von wichtigen Spielern wie Erras, Teuchert oder Behrens hört man des Öfteren, dass es nur zu einer ersten losen Kontaktaufnahme gekommen sei. Und kein gutes Bild gab und gibt der Verein bei der Personalie des Co-Trainers und des künftigen NLZ-Leiters und U 21-Trainers ab. Dem im Mannschaftskreis ob seiner Art und seines Fachwissens sehr beliebten Assistenzcoach Manuel Klökler wurde kurz vor dem letzten Spieltag mitgeteilt, dass es für ihn nicht weitergehe. Dabei war dies eigentlich schon beschlossene Sache: Köllner war bei einer PK eine Woche zuvor bei dieser Frage dermaßen ausgewichen, dass das eine Woche später verkündete Aus keinen mehr überraschte. Die Nachfolgefrage? Bleibt vorerst offen, der vermeintliche Favorit Steffen Menze wird es nicht machen.

Fünfstück wird wohl nicht NLZ-Leiter

Und auch bei der offenen NLZ-Leiterstelle gibt es das eine oder andere Fragzeichen. Der von Teilen des Aufsichtsrates favorisierte Konrad Fünfstück (36, zuletzt beim FCK) wird den Posten wohl nicht übernehmen, obwohl ihn die Aufgabe sehr gereizt hätte. Warum? Knackpunkt soll die Zusammenarbeit mit Köllner gewesen sein. Ob Letzterer ein ungutes Gefühl hatte, weil Fünfstück über Erfahrung als Zweitliga-Trainer verfügt und ihn hätte ablösen können? Oder liegt es daran, dass Bornemann immer wieder betont, dass Köllner unverändert viel Einfluss auf den Nachwuchsbereich haben würde? Das Gespräch mit Bornemann soll jedenfalls nicht so verlaufen sein, dass Fünftstück es machen wird.

Christian Biechele