Für 10 Uhr war das Training am Dienstagmorgen angesetzt, um exakt 11.15 Uhr betraten Spieler und Trainer des VfL Wolfsburg jedoch erst den Übungsplatz. Vorher wurde geredet, viel geredet. Auf eine visuelle Erinnerung an die Pleite von Bremen verzichtete Dieter Hecking. "Es hat jeder gesehen, dass das keine Leistung war, die man in der Bundesliga anbieten kann. Da war die Mannschaft auch sehr selbstkritisch." Statt einer Videoschau gab es eine 75-minütige Diskussion.
"Eine konstruktive Aussprache", nennt es der Trainer. "Es ist wichtig, dass man nicht nur übereinander redet, sondern auch miteinander. Das Spiel in Bremen war für mich nicht zu akzeptieren, das akzeptieren die Spieler aber auch nicht." Gegen die Meinung, dass die schlechte Punktausbeute und insbesondere der Auftritt in Bremen Erinnerungen an das schwache Vorjahr hervorrufen, wehrt sich der Coach. "Es ist ganz falsch, den Eindruck kann ich nicht teilen. Es war ein Spiel, das richtig schlecht war. Aber es ist eine ganz andere Mannschaft, das hat mit der letzten Saison nichts zu tun." Ein Team, vor das er sich trotz des schlechten Starts mit schwankenden Leistungen schützend stellt. "Diese Mannschaft lasse ich nie und nimmer im Regen stehen. Ich weiß, dass die Jungs richtig viel arbeiten."
Spielersteckbrief Wollscheid
Spielersteckbrief Knoche
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Hecking: "Wir sind noch auf der Suche, wofür wir stehen wollen"
Die Belohnung will sich der VfL gegen Mainz holen. "Wir werden versuchen, es am Sonntag besser zu machen." Wie? "Jeder hat seine eigene Art, Fußball zu spielen. Bayern kommt über Ballbesitz, Dortmund kommt über schnelles Umschaltspiel. Wir sind noch auf der Suche, wofür wir stehen wollen. Das gilt es in den nächsten Tagen herauszuarbeiten."
Dabei schließt der Trainer nicht aus, dass es zu personellen Veränderungen kommen kann. "Wenn man so eine Leistung gegen Bremen abgerufen hat, guckt man genau hin. Das kann dazu führen, dass man sagt, die Mannschaft kriegt die Chance zur Rehabilitation." Aufgrund der Ausfälle von Daniel Didavi (Meniskus-OP), Josuha Guilavogui (Halswirbelbruch), Sebastian Jung (Kreuzbandriss) und Luiz Gustavo (Adduktorenprobleme), für den es womöglich erst wieder für das Spiel am 16. Oktober gegen RB Leipzig reicht, hat Hecking ohnehin nicht allzu viele Alternativen. Dennoch gebe es für ihn auch "die Möglichkeit, zu sagen, der eine oder andere hat sich die Pause verdient".
Knoche stünde parat
Ein Wechselkandidat wäre Innenverteidiger Philipp Wollscheid, der sich zuletzt gegen Dortmund (1:5) und in Bremen als Unsicherheitsfaktor erwies. "Das sind Dinge, die er kritisch für sich analysieren muss", fordert der Trainer. "Jetzt hat er die Woche Zeit, zu zeigen, dass er am Sonntag spielen will." Als Ersatz steht Robin Knoche, der noch zu Saisonbeginn in Augsburg (2:0) und gegen Köln (0:0) an der Seite von Abwehrchef Jeffrey Bruma verteidigt hat, parat.
Dass in Wolfsburg die Stimmung bei weiterem Misserfolg zu kippen droht, ist dem Trainer bewusst. Ebenso, dass er selbst dabei ins Zentrum der Kritik gerät. "Der Fan hat alle Rechte, eine Mannschaft für eine schwache Leistung auszupfeifen und die sportlich Verantwortlichen zu kritisieren. Wenn man der Meinung ist, dass was verändert werden muss, hat jeder das Recht der Meinungsfreiheit, wir leben in einer Demokratie. Ich habe das Recht, dagegenzuhalten." Und die Hoffnung, den Kritikern schon gegen Mainz den Wind aus den Segeln zu nehmen.
