Bundesliga

In Leverkusen besteht Redebedarf

Calhanoglus Aussagen stehen denen seines Trainers entgegen

In Leverkusen besteht Redebedarf

"Vielleicht müssen wir cleverer sein, mal stehen bleiben": Hakan Calhanoglu im "Aktuellen Sportstudio".

"Vielleicht müssen wir cleverer sein, mal stehen bleiben": Hakan Calhanoglu im "Aktuellen Sportstudio". imago

Die Partie in Stuttgart (3:3) musste Calhanoglu zwangsläufig bis zur Auswechslung auf einer Position verbringen, die ihm, dem Offensivspieler, weitgehend fremd ist. Irgendwo im Mittelfeld turnte er herum, mal neben Reinartz als Sechser, mal leicht vorgeschoben. Aber meist dort, wo es keine Bälle für ihn gab. "Ich hatte wenig Ballbesitz, war weit weg vom Tor", analysierte der türkische Nationalspieler, der die Kugel häufig über sich hinweg fliegen sah, "weil die Außenverteidiger die Bälle meist lang auf die schnellen Sonny (Heung-Min Son, d.Red.) und Karim (Bellarabi, d.Red.) schlagen."

So weit, so schlecht für ihn. Doch dann ging Leverkusens Mann mit der Nummer 10 in die Tiefe. Zu lässig sei man nach der Pause aufgetreten, man habe die Zweikämpfe nicht angenommen: "Wir waren nicht mehr so spritzig. Vielleicht hat die Power gefehlt." Oha! Nach zwei Wochen Aufbautraining während der Länderspielpause? Nicht spritzig? Keine Power?

Spielersteckbrief Calhanoglu
Calhanoglu

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Trainersteckbrief Schmidt
Schmidt

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Calhanoglu erklärte bereitwillig: "Unser Spielsystem ist sehr anstrengend, für mich auch. Wir spielen offensives Pressing, versuchen immer wieder die Mannschaft zu attackieren." Und dann kam der Satz, der in Leverkusen eigentlich auf dem Index steht: "Vielleicht", sinnierte Calhanoglu, "vielleicht müssen wir cleverer sein, die Bremse ziehen, mal stehen bleiben."

Das waren zweifellos die interessantesten Aussagen des Mittelfeldspielers. Für Bayers Binnenklima bedeuten sie: Es sollte mal schleunigst miteinander geredet werden. Denn die Aussagen Calhanoglus stehen denen des Trainers diametral entgegen. Roger Schmidt hatte in der vergangenen Woche im Magazin "Der Spiegel" gesagt: "Die Spieler zweifeln nullkommanull." Und weiter: "Mein Gefühl ist, dass sie richtig Bock haben, so zu spielen." Das klang am Samstag aus dem Munde des Stareinkaufs ein wenig anders.

Frank Lußem