Bundesliga

"Dauerhaft europäisch mit dem VfB - warum nicht?"

Stuttgart: Ibisevic im kicker-Interview

"Dauerhaft europäisch mit dem VfB - warum nicht?"

Die Frühform lässt hoffen: VfB-Torjäger Vedad Ibisevic.

Die Frühform lässt hoffen: VfB-Torjäger Vedad Ibisevic. picture alliance

kicker: Herr Ibisevic, haben Sie es schon bereut, dass Sie im Januar von Hoffenheim nach Stuttgart gewechselt sind?

Vedad Ibisevic: Bereut? Nein, natürlich nicht. Warum auch?

kicker: Als Sie Hoffenheim verließen, sah es so aus, als ob der Verein den Geldhahn zugedreht bekommt. Dann kam Markus Babbel und nun sprudelt es wieder. Dafür knausert jetzt der VfB. Salopp ausgedrückt: Wo Sie sind, ist das Geld knapp und die Schatzmeister knausern.

Ibisevic: (lacht) Nein, so sehe ich das nicht. Das spielte damals keine Rolle. Ich wollte eine Änderung in meiner Karriere, wollte einen Schritt machen. Das habe ich gespürt.

kicker: Inwieweit?

Ibisevic: Manche Dinge haben in Hoffenheim einfach nicht mehr geklappt.

kicker: Es fällt auf, dass Sie in Stuttgart mehr nach hinten arbeiten, weite Wege gehen. Meinen Sie das?

Ibisevic: In Hoffenheim haben wir auch unter Ralf Rangnick viel nach hinten gearbeitet. Da haben wir so ähnlich gespielt. Ich kenne das schon. Aber in Hoffenheim hatte sich viel geändert, deshalb sah das nicht mehr so aus.

Schieber nach Dortmund? Das kann man nachvollziehen.

kicker: Kurz nachdem Sie gegangen waren, wurde Markus Babbel für Holger Stanislawski verpflichtet. Wären Sie geblieben, wenn das früher geschehen wäre?

Ibisevic: Nein, am Trainer hat es definitiv nicht gelegen, zu Stanislawski hatte ich ein sehr gutes Verhältnis. Ich wäre trotzdem gewechselt, denn ich hatte das Gefühl, dass ich etwas Neues brauche, eine neue Umgebung, die mir einen Schub gibt.

kicker: Der VfB hat in der Breite deutlich abgebaut. Schieber, Boulahrouz, Delpierre sind weg. Was ist drin in der kommenden Saison?

Ibisevic: Wir haben ein paar gute Spieler verloren, keine Frage. Aber ich bin hier nicht geholt worden, um den Kader zu planen, sondern um als Spieler auf dem Platz alles zu geben.

kicker: Julian Schieber ist gegangen. Hat Sie das überrascht?

Ibisevic: Er hatte ein Angebot vom Deutschen Meister. Das kann man nachvollziehen. Ob es richtig oder falsch war, wird die Zeit zeigen.

kicker: Cacau bleibt nun beim VfB. Haben Sie mit ihm gesprochen, von Stürmer zu Stürmer?

Ibisevic: Ja klar, aber wir sprechen auch über ganz andere Dinge. Was jeder persönlich denkt oder vorhat, ist Privatsache. Es freut mich, dass Cacau beim VfB bleibt, er ist ein wichtiger Spieler für uns.

kicker: Konnten Sie verstehen, dass er überlegte?

Ibisevic: Erstmal finde ich, dass er erfahren und alt genug ist, um zu wissen, was er will. Andererseits ist er ein wichtiger Spieler für uns, es wäre auf keinen Fall gut gewesen, wenn er gegangen wäre.

kicker: Wo muss sich der VfB nach den Eindrücken im Trainingslager noch verbessern?

Ibisevic: Es sind noch einige Wochen bis zum Start. Momentan sind wir alle etwas müde, haben schwere Beine wegen der intensiven Trainingseinheiten. Aber das ist normal für so eine frühe Phase. Wir versuchen gerade unsere Fitness zu verbessern. Finessen und Kleinigkeiten kommen erst später hinzu. Deshalb kann man die Frage derzeit nicht beantworten.

Ob ich 18 Tore mache oder ein anderer, ist zweitrangig.

kicker: Sie haben mit ihren acht Toren und sieben Assists in 15 Rückrundenspielen Hoffnungen genährt, dass Sie wieder auf dem Weg dahin sind, 18 Tore in einer Saisonhälfte erzielen zu können wie in der Saison 2008/09. Geht das nochmal?

Ibisevic: Warum nicht? Ich habe damals von unserer Spielweise profitiert. Da kann ich Tore machen. Wenn wir es schaffen, dass die Mannschaft auf dieses Niveau kommt, ist alles möglich. Ob ich 18 Tore mache oder jemand anderes, ist dann zweitrangig.

kicker: Ist Labbadias Plan dem von Rangnick damals ähnlich?

Ibisevic: Wir spielen Pressing, alle Spieler wissen, wann wir attackieren, wie wir anlaufen. Das ist ähnlich, aber wichtig ist, dass die Spieler das verstehen. Nur dann kann es klappen.

Die kicker-Rangliste - Sturm

kicker: Sind Sie gewappnet für die englischen Wochen mit den Qualifikationsspielen für die Gruppenphase der Europa League?

Ibisevic: Und DFB-Pokal und Bundesliga und Nationalmannschaft. Das war uns schon klar, als wir in Urlaub gingen, dass das zu Beginn gleich anstrengend wird. Es wird nicht einfach.

kicker: Sie wollen dauerhaft auf der europäischen Ebene spielen. Ist das mit dem VfB möglich?

Ibisevic: Warum nicht? Der VfB ist ein Verein, der hohe Ansprüche hat. Auch die Qualität in der Mannschaft ist hoch.

kicker: Hinter Leverkusen steht ein Werk, hinter Wolfsburg auch. Würden Sie sich mal wünschen bei einem Verein zu spielen, bei dem der Trainer fast jeden Wunsch erfüllt bekommt?

Ibisevic: Klar ist sowas gut für jeden Trainer. Aber was am Ende rauskommt, kann man nicht planen. Manchmal ist das auch kein Vorteil, wenn die Ansprüche zu hoch werden. Außerdem ist es eine besondere Motivation, für einen großen Traditionsverein zu spielen. Die Begeisterung, die Emotionen sind oft noch viel ausgeprägter, wie man auch jetzt bei der Mannschaftspräsentation gesehen hat. Das ist für mich schon ein großer Ansporn.

Interview: Martin Messerer