Bundesliga

Die Analyse beginnt - Gedanken an Borowski

HSV: Trochowski redet Klartext

Die Analyse beginnt - Gedanken an Borowski

Bundesliga, Piotr Trochowski

Schuss nach Europa: Piotr Trochowski verhinderte die totale Hamburger Depression. imago

Das passt zu einer HSV-Saison, in der so einiges durcheinandergeraten ist. In diesen Tagen soll geklärt werden, wie sich alles begradigen lässt. Bayerns Tim Borowski (29) soll in den Gedankenspielen einer sein, der diesen Prozess unterstützen könnte.

Dass durch ein Abseitstor und Gladbacher Schützenhilfe zumindest die Europa League erreicht wurde, verhilft zu mehr Sachlichkeit bei der Saisonanalyse. Die Blicke verklären wird es keinem der Beteiligten. "Es ist ein Erfolg, dass wir nun zum fünften Mal in Folge international dabei sind", sagt Klubboss Bernd Hoffmann. "Dennoch wird jetzt jeder Stein umgedreht, um den nächsten Schritt machen zu können. Denn der wäre auch schon in dieser Saison möglich gewesen."

Hamburgs Profis pflichten Hoffmann bei. "Es ist jetzt nicht alles gut", findet auch Piotr Trochowski, der mit seinem Kunstschuss das Tor nach Europa aufgesperrt hat. "Wir sind Fünfter, damit ist es gut für den Moment. Aber in den letzten Wochen sind Dinge passiert, die anders hätten laufen müssen. Wir haben dreimal die Chance gehabt, etwas zu holen." Das nüchterne Fazit des Nationalspielers: "Die Europa League ist ein Trostpflaster. Wie es am Ende gelaufen ist, ist schon enttäuschend, davor dürfen wir nicht die Augen verschließen."

In Frankfurt hatte sich der HSV, sinnbildlich für den Saisonverlauf, zwischenzeitlich wieder selbst um den Lohn seiner Arbeit gebracht. "Wir haben uns nach dem 2:0 selbst in Schwierigkeiten gestürzt und das ist genau das, was uns in dieser Saison die Champions League gekostet hat", klagt David Jarolim. Jol nannte am Sonntag als Hauptgrund für den Beinahe-Absturz die Dreifach-Belastung und bilanzierte, freundlich für seine Spieler, "das Programm mit Liga, Pokal und UEFA-Cup hat gegen uns gewirkt". Die Augen davor, dass an der Struktur des Kaders etwas verändert werden muss, aber verschließt auch der Holländer nicht und fordert seit Wochen unentwegt mehr Qualität.

Zehn bis zwölf Millionen Euro stehen Hamburg mit der Aussicht auf Einnahmen aus dem internationalen Geschäft zur Verfügung: Nach der Absage von Wolfsburgs Innenverteidiger Alexander Madlung (26, verlängerte für vier Jahre beim Meister), wird auch mit Konstantinos Katsouranis (29, Benfica Lissabon) kein Abschluss zustande kommen. Linksaußen Eljero Elia (22, Enschede) wird ebenfalls viel umworben, steht unter anderem bei Chelsea und dem FC Arsenal im Fokus, verriet jedoch in einem TV-Interview, dass er lieber einen Zwischenschritt in der Karriere machen würde: "Ich will lieber zum HSV!"

Neben neuer Qualität aber benötigt Jols Kader auch eine neue Mentalität: Tim Borowski, bei Bayern auf dem Abstellgleis, gilt intern als einer, der einen Schuss positive Arroganz mit einbringen könnte. Einzig die Machbarkeit eines Transfers ist unklar, der Mittelfeldmann ist bis 2011 gebunden.