Bundesliga

Poker um den Mittelfeldstar

Bremen: "Bin mit Juve klar"

Poker um den Mittelfeldstar

Diego: Künstler am Ball

Diego: Künstler am Ball imago

Laut Petralito seien die Unterschriften nach über zehnstündigen Verhandlungen bereits am letzten Mittwoch erfolgt, als die Turiner Delegation mit Geschäftsführer Jean-Claude Blanc und Sportdirektor Alessio Secco an der Weser zu abschließenden Vertragsgesprächen erschienen war.

Petralito nannte Details des spektakulären Transfers: Der Werder-Star wird einen über fünf Jahre laufenden Vertrag erhalten. Die Ablösesumme beläuft sich auf 24,5 Millionen Euro, wonach Diego nach dem Ex-Bayern Owen Hargreaves (2007 für 25 Millionen zu Manchester United) der teuerste Spieler ist, der die Bundesliga je verlassen hat. Diego wird rund 4 vier Millionen pro Jahr bei Juve verdienen. Zudem kassiert er einen rund 15-prozentigen Anteil an der Ablösesumme, die Werder erhält, wodurch der Erstligist aus diesem Geschäft etwa 22 Millionen Euro erlöst.

"Jeder andere Klub, der sich um Diego bemüht, macht sich strafbar", betonte der Diego-Mittelsmann und richtete ausdrücklich eine Warnung an die Adresse Bayern Münchens. Uli Hoeneß solle sich nicht die Finger verbrennen. "Doch ich halte die Münchner für seriös genug, diesen Fehler nicht zu begehen."

In Bremen wurde der Transfer auch am Dienstag immer noch nicht bestätigt. Dafür erfuhr kicker online, dass nun auch seit Wochenbeginn die Bayern offiziell nachgefragt haben und in den Poker um den brasilianischen Nationalspieler eingestiegen sind. "Bild" vermeldete sogar, die Bayern hätten mit Diego bereits Einigkeit über einen Vierjahresvertrag erzielt. Demnach hätten sich am Dienstag Diegos Berater und Vater Djair da Cunha mit Bayern-Verantwortlichen getroffen. Nur eine Einigung mit Werder über die Ablösesumme stehe aus. Im Gespräch sei eine Summe von etwa 25 Millionen Euro. Manager Klaus Allofs bekräftigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nur, dass er einen Wechsel nicht bestätigen könne. "Es ist interessant, wer jetzt alles etwas zu dem Thema sagt", so Allofs.

Im Interview mit "Premiere" wollte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge ebenfalls weder eine Einigung noch das Treffen mit Diegos Vater bestätigen: Erst wolle man die Trainerfrage unter Dach und Fach bringen und sich dann um den Kader für die kommende Saison kümmern.

Bei Diegos Unterschrift unter das komplizierte Vertragswerk bezüglich eines Wechsels zu Juventus handelt es sich nach kicker-Informationen nur um eine Absichtserklärung, wonach der Wechsel nur unter bestimmten Bedingungen in Kraft trifft. Dabei handelt es sich um finanzielle Forderungen Diegos sowie ein Zusatzhonorar bezogen auf die Ablösesumme. Sollte sich die Konstellation ändern, so ist der Werder-Profi nicht an seine Zusicherungen gebunden.

Der italienische Klub und der Bundesligist indes sind sich einig. Eine Einigung, die indes auch hinfällig wäre, falls Diego einen Rückzieher von seiner Zusage an Juve machen würde. "Juventus war und ist sein Wunschverein", sagt Petralito über seinen Klienten im Gegensatz zu den Statements, die aus München verlauten.

Diego: "Ich bin mit Juventus Turin klar"

"Ich bin mit Juventus Turin klar", sagte der brasilianische Fußballprofi der "Kreiszeitung Syke" (Donnerstag-Ausgabe): "Wenn sich die Clubs einig sind, dann werde ich auch sagen: Ich spiele nächste Saison bei Juventus Turin." Zum Interesse der Münchener erklärte der umworbene Mittelfeldspieler: "Nur wenn Werder mir sagen würde, es läge ein Angebot von den Bayern vor und ich solle mich bitte damit beschäftigen, dann würde ich das tun."

Profiteur des tagelangen Poker- und Versteckspiels sind die Bremer, die genüsslich abwarten können. Juventus in der Hinterhand, können die Norddeutschen auf die weitere Initiative der Bayern und eventuell ihres Spielers mit der Nummer 10 warten. Manager Klaus Allofs wiederholte lediglich die Zusicherung, die Diego bei der Vertragsverlängerung 2007 erhalten hat: "Wenn es ein Angebot gibt, das außergewöhnlich gut für den Spieler ist und gleichzeitig interessant für Werder, machen wir uns Gedanken."

Der Grund, warum Werder immer noch nicht offiziell den Diego-Deal bestätigt, liegt in dem Fragezeichen um Diegos Unterschrift und die ominösen Bedingungen begründet. Giacomo Petralito erwähnt ein anderes Argument: "Juventus ist eine börsennotierte Aktiengesellschaft und darf daher den Transfer nicht vor dem 31. Mai bekanntgeben." Doch bei Werder kennt man auch die Partei Diego, vor allem Djair da Cunha, den geschäftstüchtigen Vater und Berater des Supertechnikers, dem nachgesagt wird, bis zuletzt zu pokern.

Hans-Günter Klemm/Uli Gerke