Bundesliga

Die Angst vor dem Absturz

HSV: Minimalziel in Gefahr - Hoffnung auf Jansen-Comeback

Die Angst vor dem Absturz

HSV: Martin Jol

"Es kann passieren, dass man am Ende mit leeren Händen dasteht": Martin Jol. imago

Der Pokal-K.o. gegen Werder hat Spuren hinterlassen. Physisch und psychisch. Das war die deutlichste Erkenntnis des Wochenendes. Mladen Petric, dessen schlimme Risswunde auf dem Schienbein mit acht Stichen genäht werden musste und Marcell Jansen (Rippenprellung) konnten die Reise nach Dortmund wie Alex Silva (private Gründe) nicht mitantreten. Diejenigen, die dabei waren, wirkten willig, aber kraftlos, ließen ihre Energie erst nach dem Abpfiff Richtung Schiedsrichter raus. Eine kollektive Fehleinschätzung und ein fatales Signal - die Nerven liegen blank, nachdem im Anschluss an den Pokaltraum auch der Meistertraum zu Ende ist. Vorstands-Vorsitzender Hoffmann war am Sonntag im DSF-Doppelpass um Schadensbegrenzung bemüht. "Da musste der Frust mal raus, das war nur das Ventil. Das war aber hoffentlich jetzt auch der Haken hinter diese vier Tage."

Aber wer betreibt Schadensbegrenzung auf dem Feld? Petric fällt auch für das erste UEFA-Cup-Spiel am Donnerstag aus, auf Jansen kann Martin Jol zumindest hoffen. Doch der Trainer weiß, dass es nicht allein mit der Rückkehr von Verletzten getan ist. "Es kann passieren, dass man am Ende so einer Saison mit leeren Händen dasteht." Sein Rezept heißt Regeneration. Von Körper und Seele. "Wir müssen uns schnell regenerieren und dann versuchen, noch mal alles herauszuholen. Wir müssen in der Bundesliga schwer arbeiten, um die Niederlage von Dortmund zu reparieren."

Denn Jols Elf ist binnen vier Tagen nicht nur aus dem Pokal und den Champions-League-Rängen gepurzelt - auch der Vorsprung auf Rang sechs schmolz auf fünf Zähler. Es geht in den verbleibenden fünf Partien deshalb auch um die Sicherung des Minimal-Zieles: internationales Geschäft. "Noch", sagt Jol, "haben wir alles in der Hand, aber wenn es nicht sein soll, müssen wir wenigstens Platz fünf sichern." Angesichts der jüngsten Auftritte mit vier Niederlagen in fünf Pflichtspielen eine realistische Vorgabe, zumal neben den tatsächlichen Ausfällen auch die gesunden Profis teilweise hinterherlaufen: Ivica Olic, David Jarolim, Paolo Guerrero, Piotr Trochowski - die Liste derer, die aktuell nicht in der Gala-Form der Vorwochen spielen, ließe sich beliebig verlängern. "Langsam geht es an die Substanz", räumt Trochowski ein. Hoffmann mag solche Aussagen nicht. Ebenso wenig wie die Vergleiche, die nun zum Vorjahr gezogen werden. Da hatte der HSV im März innerhalb von zwei Wochen drei Titel-Chancen verspielt. "Die Abgesänge nehmen wir zur Kenntnis." Die Geschichten liegen ihm zu lange zurück - dabei sind selbst eine Woche alte Aussagen bereits überholt.