Bundesliga

Tönnies: "Kahn ist eine Kapazität"

Schalke 04: Bordons Rücktritt - geht er?

Tönnies: "Kahn ist eine Kapazität"

Schalke 04: Marcelo Bordon

Verlässt er Schalke am Saisonende? Marcelo Bordon legte das Kapitänsamt nieder. imago

Die K-Frage: Am Dienstag legte Marcelo Bordon (33) sein Amt als Kapitän (seit 2006) nieder. Eine Entscheidung, die "nichts mit einem Spiel oder anderen Dingen zu tun hat", so Bordon. Überraschend kam der Entschluss freilich nicht. Bei Bordon hatte sich wohl auch Frust aufgestaut. Die sportliche Talfahrt, er selbst nicht mehr unumstritten. Trainer Fred Rutten verbannte ihn gegen Köln sogar auf die Bank - und das, nachdem Bordon sich zuvor im Anschluss an eine Handoperation gegen den Rat der Ärzte vorzeitig zur Verfügung stellte. Außerdem sprang Bordon für Andreas Müller vor dessen Entlassung mehrfach in die Bresche. Es nutzte nichts.

Bordon will sich ohne Kapitänsaufgaben "nur noch auf mein Fußballspiel konzentrieren". Nur: Wie lange noch? Der Brasilianer selbst deutete bereits an, sich vor Vertragsende 2011 einen Abschied vorstellen zu können. Im kicker-Interview vor der Saison sagte Bordon: "Wenn Vorstand, Trainer und Kollegen nicht mehr zufrieden sind, dann gehe ich zurück nach Hause." Eventuell schon in diesem Sommer nach der jüngsten Entwicklung? "Es gibt dafür überhaupt keine Signale", widerspricht Vorstandsmitglied Peter Peters (46). "Das sind Spekulationen. Marcelo hat nach wie vor eine hohe Qualität."

Dennoch zeigt die Personalie Bordon, dass der Umbruch in der Mannschaft voranschreitet. Mladen Krstajic (35), der Interimskapitän, war in dieser Saison häufig nur Ersatz. Er wird die Binde wohl nur bis Saisonende tragen und dann womöglich an Jermaine Jones (27) weiterreichen, der sich in den vergangenen Monaten verstärkt als Leader hervortat. "Ich bin jetzt für zehn Spiele Kapitän, aber wichtig ist, was wir als Mannschaft erreichen", so Krstajic, der das Ziel "internationales Geschäft" noch nicht aus den Augen verloren hat. Pikant: Der Vertrag des Serben läuft aus. Gespräche über eine Verlängerung führte Krstajic noch mit Andreas Müller. Dazu Peter Peters: "Wir befinden uns nach wie vor in intensiven Gesprächen mit ihm."

Tönnies bestätigt Gespräch mit Kahn

Oliver Kahn

Führte erste Gespräche mit Schalke 04: Bayerns ehemaliger Schlussmann Oliver Kahn. picture alliance

Die M-Frage: Die Frage nach dem Müller-Nachfolger ist ungeklärt, der Kandidatenkreis groß. Frankfurts Heribert Bruchhagen zählt trotz einer (ersten) Absage hinzu. Genauso, wie man genauestens die Entwicklung bei Felix Magath in Wolfsburg verfolgt. Andreas Möller (Kickers Offenbach) signalisierte nun öffentlich Interesse. "Zu Kandidaten und Zeitabläufen", so Peters, "sagen wir nichts." Am Donnerstag sagte dann aber doch jemand was, und zwar der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies. Gegenüber dem WDR und dem Sportinformationsdienst (sid) bestätigte er am Morgen, dass es im ostwestfälischen Rheda Gespräche zwischen Schalke-Vertretern und Oliver Kahn gegeben habe. Um zehn Uhr seien beide Parteien im Königs Hotel am Schlosspark zusammengekommen. Nach dreistündigem Gedankenaustausch zog Tönnies ein erstes Fazit: "Kahn ist ein guter Typ, eine Kapazität. Wir haben die Dinge sauber abgeklopft und ein Konzept besprochen, da sind wir total d'daccord." In zwei bis drei Wochen werde man wieder telefonieren. Davor will Tönnies den Aufsichtsrat und den Vorstand über das Kahn-Treffen informieren. Fakt sei jedoch, dass weiterhin eine "Menge anderer Kandidaten" auf der Liste stehen würde. Tönnies: "Schalke ist eben ein geiler Klub, da wollen viele hin."

Vor rund einer Woche hatte der ehemalige Bayern-Schlussmann Kahn das Thema Schalke noch abwehrend behandelt: "Ich beschäftige mich nicht damit." Das hat sich mittlerweile geändert.

Gegenüber "Spiegel online" äußerte der 39-Jährige, dass es ihn tatsächlich reize, "mit einer Mannschaft zu arbeiten. Das halte ich für sehr interessant. Ob man so etwas macht, hängt von vielen Faktoren und Facetten ab. Es geht darum, was man als Voraussetzung dort vorfindet und wie man sich dort dann verwirklichen kann". Nach seinem Karriereende im vergangenen Sommer könnte Kahn seine Bundesliga-Laufbahn also in Kürze als Manager auf Schalke fortsetzen. Es habe bereits "mehrere Gespräche" gegeben, jedoch sei noch "nichts Definitives" zu verkünden. Das Thema der Gespräche sei logischerweise aber nicht "die schöne Gegend um Gelsenkirchen" gewesen. "Für Schalke geht es um viel. Man hat sich von Manager Andreas Müller getrennt und muss in Kürze die neue Saison auf den Weg bringen. Da gibt es wie bei allen Klubs viel zu tun. Was wir geführt haben, war ein Informationsgespräch, nicht mehr und nicht weniger." Kahn wird auch bei seinem Ex-Klub Bayern München als Nachfolger von Manager Uli Hoeneß gehandelt.

Die T-Frage: Neben Möller kann sich auch Huub Stevens (55) ein Engagement vorstellen, allerdings nannte er nicht explizit den Trainerjob als Ziel. "Ich bin frei, und wir hatten eine erfolgreiche Zeit", erklärte Stevens, der bis Januar in Eindhoven tätig war. Schalke jedenfalls plant zunächst weiter mit Fred Rutten (Vertrag bis 2010). Doch Ruttens Zukunft hängt vor allem von drei Faktoren ab: Der sportlichen Entwicklung, ob der neue Manager mit Rutten (und umgekehrt) arbeiten möchte - und ob der Niederländer seine Arbeit überhaupt fortsetzen will. Die jüngsten Querelen haben ihn schweigsam gemacht. Und bei PSV Eindhoven steht er nach wie vor auf der Liste der Kandidaten.

Jan Lustig