Bundesliga

"Alles läuft total gegen uns"

Karlsruhe: Interview mit KSC-Coach Edmund Becker

"Alles läuft total gegen uns"

Fußball, Bundesliga: Edmund Becker, der Trainer des Karlsruher SC, glaubt noch an die rettung des KSC.

Rutscht immer tiefer Richtung Zweite Liga: KSC-Trainer Edmund Becker. imago

kicker: Nach dem 0:1 gegen Bielefeld erklärten Sie: "Wir sind am Boden". Gibt der KSC schon auf im Abstiegskampf, Herr Becker?

Edmund Becker (52): Meine Worte sind falsch interpretiert worden. Wenn man ein so wichtiges Spiel verliert, hängt man schon durch. Für uns gibt es aber kein Aufgeben, kein Resignieren. Gladbach und Bochum haben uns vorgemacht, wie man aus einer sehr schlechten Position heraus wieder auf die Beine kommen kann.

kicker: Der KSC plant also nicht ab sofort schon für die Zweite Liga?

Ein Verein wie der KSC muss immer zweigleisig planen.

Edmund Becker

Becker: Ein Verein wie der KSC muss immer zweigleisig planen. Es gibt keine Garantie, dauerhaft in der Bundesliga zu spielen. Die Rahmenbedingungen und finanziellen Voraussetzungen sind nicht gegeben, um diesen Anspruch zu erheben.

kicker: Sie führten ihren Spielern Videos mit tollen Toren vor, waren im Trainingslager, holten Rekonvaleszent Maik Franz dazu, fördern den Teamgeist. Was bleibt noch als Aufbaumaßnahme?

Becker: Warum sollten Maßnahmen, die nicht sofort griffen, sich nicht in den nächsten Spielen auszahlen? Auf dem Feld und nach dem Spiel war zu sehen: Die Mannschaft ist intakt.

kicker: Wir können Sie ihr Team, das am Boden liegt, aufbauen?

Becker: Indem man zugibt, dass man selbst down ist. Aber dann, nach dem Niederschlag, muss ich wieder aufstehen, vorneweg marschieren. Ich muss einer Resignation vorbeugen. Das ist meine Verantwortung.

kicker: Haben Sie diese Motivation noch?

Becker: Absolut. Zwei Dinge sind entscheidend für mich: Wie steht die Mannschaft und wie das Management zu meiner Arbeit? Ich sehe keine Anzeichen, dass die Spieler sagen: Hoffentlich ist der Trainer bald weg! Und ich hoffe, dass ich mich nicht täusche.

Daten zum KSC

kicker: Die Rückendeckung von Präsidium und Manager Rolf Dohmen ist weiter gegeben. Könnten Sie nachvollziehen, wenn man dennoch zur letzten Option greifen und Sie beurlauben würde?

Becker: Für mich ist auch wichtig, dass der KSC in der Bundesliga bleibt. Wenn der Verein der Meinung wäre, wir machen in Verbindung mit der Mannschaft einen Wechsel, dann wäre das für mich auch kein Problem. Da würde für mich keine Welt einstürzen. Man muss dann professionell genug sein, diese Entscheidung akzeptieren.

kicker: Hat der KSC in München überhaupt etwas zu verlieren?

Fußball, Bundesliga: KSC-Manager Rolf Dohmen und Trainer Edmund Becker

KSC-Trainer Edmund Becker genießt weiterhin die Rückendeckung von Manager Rolf Dohmen. imago

Becker: Natürlich. Bochum hat in München einen Punkt geholt, Köln sogar gewonnen. Es ist eine Herkulesaufgabe. Warum sollten wir nicht auch eine Sensation schaffen?

kicker: In sieben von acht Pflichtspielen 2009 ohne Tor. Fehlt einfach Qualität?

Becker: Wir haben keinen Spieler, der 15 oder 20 Tore schießt. Aber auch ein Freis, Federico, Iashvili oder Kapllani können treffen. Die Qualität, um Tore zu machen, haben wir. Die kann ausreichen, die Liga zu halten. Sie greift, aus unerklärlichen Gründen, momentan nicht. Derzeit läuft alles total gegen uns. Das müssen wir ändern.

Interview: Uli Gerke