Bundesliga

Boss Tönnies: Das brisante Geständnis

Schalke 04: Kontakt zu Bruchhagen

Boss Tönnies: Das brisante Geständnis

Clemens Tönnies, FC Schalke 04

Nach dem Aus von Andreas Müller sind die Probleme für Schalkes Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies nicht kleiner. picture-alliance

Glückwünsche an Fred Rutten (46) zu seiner "Beförderung" sollte man sich dieser Tage lieber verkneifen. Mit der vom Klub verkündeten Regelung, dass Schalkes Trainer zumindest übergangsweise den sportlichen Teil der Management-Aufgaben des am Montag beurlaubten Andreas Müller (46) übernimmt, fühlt sich der Fußballlehrer spürbar unwohl: "Andi war mehr als mein Chef. Es ist sehr emotional. Aber wir müssen Profis sein." Mehr war Rutten zum "Fall Müller" und dessen Folgen vorerst nicht zu entlocken.

Auch wenn der Einflussbereich des Niederländers, bei Twente Enschede einst dauerhaft Trainer und Manager in Personalunion, auf dem Papier erweitert wurde - das Aus seines größten Befürworters Müller hat Ruttens Position nochmals geschwächt. Zumal die am Sonntag von DSF-Experte Udo Lattek (74) im "Doppelpass" erstmals vorgebrachte Version, Müller sei Ruttens Rauswurf nahegelegt worden, eine gewisse Grundlage besitzt. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies (52) räumte im Gespräch mit dem kicker ein, am Mittwoch nach dem Pokal-Aus in Mainz Müller in einem Telefonat darauf hingewiesen zu haben, was dessen Vorgänger Rudi Assauer (64) in einer solchen Drucksituation getan hätte. Nämlich: den Trainer gefeuert.

Kommentar von Thiemo Müller

Ein brisantes Geständnis, auch wenn Tönnies betont, dies sei keinesfalls als Empfehlung oder gar Auftrag zu verstehen gewesen. Am selben Tag erklärte übrigens Müller im Donnerstags publizierten kicker-Interview: "Egal wieviel Gegenwind der Trainer ausgesetzt ist. Ich werde dem nicht nachgeben."

"Mehrere Top-Kandidaten verfügbar"

Ob Müller auch deshalb gehen musste, bleibt spekulativ. Der einstimmige Beschluss des Aufsichtsrats darf indes als unumstößlich gewertet werden. Auf der für Samstag anberaumten Sitzung wird die Abberufung Müllers, der seine Anwesenheit angekündigt hat, nur noch formell umgesetzt. Unterdessen ist die Suche nach einem Nachfolger zwar angelaufen, ein schnelles Ergebnis aber nicht zu erwarten: "Ein, zwei Monate" stellt Tönnies in Aussicht, es gebe "mehrere Top-Kandidaten, die auch verfügbar" seien. Der viel zitierte "große Name" zähle nicht zum Anforderungsprofil. Sondern: "Es muss ein Fußballfachmann sein, der uns überzeugt. Das kann auch ein relativ junger Mann sein."

Allerdings: Der Kandidat solle genügend Reputation besitzen, Müller auch im Schalker Vorstand nachzufolgen. Namen, etwa Oliver Kahn (39), der kein Interesse zeigt, mag Tönnies nicht kommentieren. Lediglich die Ex-Spieler Olaf Thon (42) und Ebbe Sand (36) schloss er aus. Telefonischen Kontakt gab es dagegen nach kicker-Informationen schon am Wochenende mit Heribert Bruchhagen (60). Frankfurts Vorstandsboss wäre zweifelsfrei eine, wenn nicht sogar die Ideallösung. Nicht nur, weil er eingetragenes Mitglied auf Schalke ist und dort 1988 seine Manager-Karriere begann. Sondern, weil er neben fachlicher Kompetenz auch das Rückgrat mitbrächte, um im ständig aufgeregten Umfeld die nötigen Vernunftsentscheidungen zu treffen. Die Aussage Bruchhagens, bis 2012 an die Eintracht gebunden, fällt jedoch eindeutig aus: "Ich ziehe die drei Jahre in Frankfurt durch." Tönnies Arbeit hat gerade erst begonnen.

Thiemo Müller