Bundesliga

Jetzt ist die Krise da

FC Bayern: Tymoshchuk trainiert mit

Jetzt ist die Krise da

Fußball, Bundesliga, Jürgen Klinsmann vom Fc bayern München steht der Schrecken über das 1:2 gegen den 1. FC Köln ins Gesicht geschrieben.

Reichlich erschrocken über das schlechte Spiel gegen Köln: Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann. imago

Schließlich sei der Abstand auf Platz 1 nicht besorgniserregend angeschwollen. Es sind vier Punkte nach dem 2:1 des neuen Primus Hamburg in Leverkusen.

Noch bleiben 13 Möglichkeiten zur Korrektur. Doch dazu "muss mehr kommen", betont Hoeneß, der das Ende der gekünstelten Gelassenheit verkündet: "Da gibt es nichts zu beschönigen." Vor allem die anstehenden drei wichtigen Auswärtsspiele (Lissabon, Bremen, Leverkusen) gemahnen die Bosse zur Besonnenheit. Sie wissen um die Brisanz, jetzt ist die Krise da.

Die Vorstellung gegen Köln stellte den Tiefpunkt in der bisherigen Zickzacksaison dar. Einer eifrigen, aber limitierten Kölner Truppe hatten die Münchner Stars nur spielerische Einfallslosigkeit entgegenzusetzen. Gewiss fordert Jürgen Klinsmann zu Recht Kampf, Aggressivität und Laufbereitschaft ein - so auch in seiner Sonntagsrede an das Team, das am Samstag nach der Niederlage vergebens auf ihn wartete -, aber einen Widersacher aus dem Mittelfeld der Liga muss ein Klub mit den Ansprüchen des FC Bayern taktisch dominieren.

Doch dieses strategische Vorgehen im Kollektiv fehlt, defensiv wie offensiv. Zwischen der Innenverteidigung und den diesmal desolaten Sechsern Mark van Bommel und Zé Roberto klaffen Lücken, durch die die Gegner nach Belieben tänzeln. Deshalb wandten sich Lucio und Borowski im November beim glücklichen 2:1 auf Schalke während des Spiels hilfesuchend an den Trainer; deshalb hielt Lahm Mitte voriger Woche ein Plädoyer gegen aktionistischen Offensivfußball und für ein geordnetes Defensiverhalten; gebessert hat sich wenig.

Klose: "Gehen wir vorne drauf?"

In Berlin, als sich die Elf kurz vor dem Anpfiff in der Kabine heiß machte, kam Klose plötzlich die Idee: "Gehen wir vorne drauf?" Der Trainer stimmte spontan begeistert zu. Eigentlich müssten solche taktischen Kniffe zum einstudierten Grundrepertoire eines Spitzenteams gehören; gegen Köln war das Gegenteil zu sehen, Brecko und Brosinski konnten sich da aus einer typischen Pressingsituation nahe der Eckfahne spielend, weil nur ungeordnet gestört, befreien. Wo ist da das Gesamtkonzept?

Normal reichen Bayern die tollen Individualisten. Aber selbst die feine linke Seite mit Ribery, Zé Roberto, Lahm lahmte dieses Mal: Waren die Spieler nach einer intensiven Fitnesswoche mit Gewichteziehen nicht frisch? Oder fehlt es an der Lust, wie man von Riberys Körpersprache auch ableiten könnte.

Frust bei Rensing, Irritation bei van Bommel

Frust plagt mehrere Spieler. Rensing ist mit seinem persönlichen Coach Junghans nicht vollauf zufrieden und müht sich mit Kahn-Imitationen um Anerkennung; van Bommel widerspricht öffentlich der Prognose des Trainers, der die Vertragsverlängerung des Kapitäns optimistisch ansagt; und Podolskis Laune erheitert nicht mal der Entscheid kontra Donovan, mit dem sich Klinsmann ein Riesenproblem im Klub und im Team angelacht hat. Am Freitag tauschten Führung und Trainer deutlich ihr konträres Werturteil über den Amerikaner aus, der nicht annähernd die Erfordernisse erfüllt. Die offizielle Version lautet: zu teuer. Die acht Millionen sparen die Münchner besser für Aliaksandr Hleb (Barca), über den wie im Sommer nachgedacht wird; genauso über einen rechten Verteidiger.

Tymoshchuk trainiert bei den Bayern mit

Sicher ist der Wechsel von Anatoliy Tymoshchuk. Da sein aktueller Arbeitgeber Zenit St. Petersburg am Donnerstag im UEFA-Cup gegen den VfB Stuttgart antritt, stattete der Neuzugang seinen zukünftigen Kollegen an der Säbener Straße am Montag einen Besuch ab - und trainierte gleich mal mit. Der Zenit-Kapitän ist für das Spiel gegen die Schwaben wegen der dritten Gelben Karte aus dem Hinspiel (2:1 für St. Petersburg) ohnehin gesperrt. Tymoshchuk wechselt zum 1. Juli für umgerechnet rund elf Millionen Euro zum Rekordmeister.

Spielt der Ukrainer dann womöglich unter einem anderen Trainer? Klinsmann weiß, dass die Zielvorgabe in München "immer die Meisterschaft" ist, "und daran werde ich gemessen". Spätestens am Saisonende. Oder früher, falls die Teilnahme an der Champions League wackelt, siehe Magath im Januar 2007. Aber noch können es Klinsmann und Kollegium richten.

Karlheinz Wild