Bundesliga

Kriegt Eggimann die Kurve?

kicker-Test: Hannover 96

Kriegt Eggimann die Kurve?

Mario Eggimann

Schafft er es endlich in die Startelf? Verteidiger Mario Eggimann. imago

Kein Star ging im Sommer, stattdessen kamen drei Hochkaräter - vermeintlich! Mario Eggimanns (27) Vorrundenbilanz ist ein Desaster, der Ex-Karlsruher war nicht fit oder nicht in Form und für 1,5 Millionen Euro nicht der Abwehr-Stabilisator. Kriegt er die Kurve? Mikael Forssell (27, Birmingham City) erhielt im Angriff die meisten Einsätze, rechtfertigte dies mit nur bedingt. Bei Jan Schlaudraff (25) sticht allein die teamintern beste Trefferquote (fünf) hervor, ansonsten blieb auch der Ex-Münchner blass. Talent Leon Balogun (20, Abwehr, Türkiyemspor Berlin) fehlt noch die Reife. An Nachkäufe im Januar ist nicht gedacht.

Neben den hoch eingeschätzten Neuzugängen stehen vor allem jene arrivierten Spieler in der Kritik, die es nicht verstanden haben, Akzente zu setzen: Mike Hanke und Arnold Bruggink fehlte es wieder einmal an Konstanz, Steven Cherundolo spielte konstant mäßig. Während Sergio Pinto seine Bewährungsmöglichkeiten nicht nutzte, gelang dies zwei Akteuren aus dem eigenen Nachwuchs: Bastian Schulz (23) und Konstantin Rausch (18).

Eigentliche Stärke ist es, mit den Möglichkeiten im Kader auf Gegner oder Spielverlauf taktisch und personell reagieren zu können. Jedenfalls dann, wenn eine Grundordnung mit einer festen Achse und eingespielten Laufwegen vorhanden ist. Als dem Kollektiv Ordnung, Rhythmus und Kontinuität in der Hinrunde fehlten, gelang es aber niemandem, dieses Manko durch individuelle Klasse auszugleichen.

Erstmals weht Cheftrainer Dieter Hecking in dieser Saison der Wind scharf ins Gesicht. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern genießt der weitgehend souverän agierende Coach aber uneingeschränktes Vertrauen beim mächtigen Klubboss Martin Kind. Nach dem anstehenden Abgang von Sportdirektor Christian Hochstätter lenkt die Achse Kind/Hecking bis auf Weiteres auch administrativ die Geschicke. Heckings Vertrag läuft noch bis 2010, doch zum Gradmesser, wie zukunftsträchtig diese vom Ursprungsgedanken her langfristig ausgerichtete Zusammenarbeit wirklich noch ist, werden schon die nächsten Spiele. Im Umfeld ist zwar einige Skepsis, aber (noch) kein ausufernder Unmut spürbar, der alles ins Wanken bringen könnte.

Das Ziel, nach Platz acht in der Vorsaison nun in Reichweite des internationalen Fußballs zu gelangen, wird verfehlt - so viel ist sicher. Doch auch in Abstiegsnot wird das Team nicht geraten. Die Restsaison bietet vor allem eines: die Chance zur Wiedergutmachung. Steht endlich weitgehend der komplette Kader zur Verfügung, wird Hannover96 diese Chance nutzen.

Michael Richter