Bundesliga

Aufstiegsheld Broich: Lob - aber keine Perspektive

1. FC Köln: Daum setzt lieber auf andere

Aufstiegsheld Broich: Lob - aber keine Perspektive

In Köln nicht mehr erste Wahl: Mittelfeldspieler Thomas Broich.

In Köln nicht mehr erste Wahl: Mittelfeldspieler Thomas Broich. imago

So spektakulär dürfte Broichs Comeback-Story am Samstag nicht ausfallen. Weil er sich zu Wochenbeginn "nur" einen Weisheitszahn ziehen ließ. Und weil ihn niemand in der Startelf erwartet. Um den Aufstiegshelden ist es ruhig geworden. Nur vier Einsätze. Einer von Beginn an. Seit dem vierten Spieltag nur fünf Minuten Bundesliga.

Hört man Christoph Daum, mag man das gar nicht glauben. "Ein klasse Spieler", lobt der FC-Trainer Broich. Einzig, Verwendung hat er für ihn nicht: "Es tut mir richtig leid, dass ich ihn nicht bringen kann." Vor der Abwehr spielen Petit und Kevin Pezzoni konstant. Zu diesen packte Daum aber zweimal sogar Innenverteidiger Kevin McKenna mit ins Mittelfeld. In Stuttgart und in Bremen konnte, wollte Daum nicht auf Broich setzen. "Auf den offensiven Positionen hat er eher Möglichkeiten", sagt der Trainer. Zentral aber sieht er ihn auch dort nicht. Obwohl Roda Antar schwächelte, erhielt Broich dort keine Chance. Daum will lieber einen abschlussstarken Akteur wie Antar oder den Schweizer mit slawischer Herkunft Almen Abdi (22, FC Zürich), einen torgefährlichen Regisseur (acht Saisontore), den der FC beobachtet. Broich, so Daum, sei "eher der Vorbereiter".

Zentral ist dieser außen vor und außen, wo er in Wolfsburg und Mainz (Pokal) beginnen durfte, nicht zu Hause. Dem "technisch guten Allrounder" (Daum) fehlt dafür die Schnelligkeit. Broich ist eben einer, der aus dem Zentrum heraus spielerische Akzente setzt.Der 27-Jährige schweigt zu seiner Situation. Auch das schätzt Daum: "In der Vergangenheit haben unzufriedene Spieler das Klima belastet." Broich nicht. Daum honoriert das, lobt daher dessen Trainingseifer, auch wenn Broich zwischenzeitlich unübersehbar schwach trainierte.

Broichs Vertrag läuft im Sommer aus. Diesen zu verlängern, "wäre eine Kleinigkeit. Das ist nicht das Problem", so Daum, "aber ist es das, was Thomas weiterbringt? Er muss seine Perspektive sehen." Beim FC besitzt er sie nicht. Der Zahn wurde Broich nicht nur wortwörtlich gezogen.

Stephan von Nocks