Bundesliga

Schalke macht schlapp

Schalke 04: Überprüfung des Kaders

Schalke macht schlapp

Bordon und Farfan

So sehen Verlierer aus: Marcelo Bordon und Jefferson Farfan schleichen vom Feld. imago

Am Samstag zeigte sich erstmals auch einem breiten Publikum der wahre Fred Rutten. Als "knallhart und direkt" wurde er von S04-Manager Andreas Müller (45) stets charakterisiert, nach außen gab er sich aber dröge und nichtssagend. Doch das 1:2 in Leverkusen ließ beim Niederländer alle Deiche brechen: "Ich bin super sauer. Nur zwei, drei Spieler waren überhaupt auf dem Platz. So hat man gar keinen Anspruch. Es gab keine Leidenschaft. Eine Frage der Mentalität."

Selbst nach der schlechtesten Saisonleistung in Köln war Rutten nicht so auf Distanz zur Mannschaft gegangen - doch inzwischen fühlt er sich im Stich gelassen. Zu wenige Profis folgten dem Trainer, mahnt Mladen Krstajic. Eben das (und längst nicht nur die Tabelle) meint auch Müller: "Die Lage ist sehr kritisch." Was nicht zuletzt für Rutten gilt. Denn sein Job besteht darin, dass das Team mitzieht.

Von den Bossen wird Rutten gestützt: "An ihm gibts nichts zu deuteln", so Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Müller: "Er ist der Beste für Schalke." Beim "Stammtisch" des DSF attackierte der Manager die Profis: "Es herrscht eine falsche Mentalität. Wir müssen über die Zusammensetzung des Kaders nachdenken." Diskutiert werden muss nicht nur der Verkauf von Hinterbänklern wie Grossmüller, Lövenkrands oder Zé Roberto. Sondern auch über Stammkräfte. Wie Marcelo Bordon (32), der selbst schwächelt und als Anführer für mangelnde Leistungsbereitschaft mitverantwortlich ist. Wie Kevin Kuranyi (26), der die Führung leichtfertig verschenkte. Müller: "Wir werden jeden in den Hintern treten. Man merkt es immer wieder, einige sind mit dem Kopf nicht voll im Spiel oder bei Schalke." Von Rafinha (23), bei Bayern gehandelt, ist das längst bekannt. Den Verteidiger (Vertrag bis 2011) erklärt Müller nicht mehr für unverkäuflich, "wenn wir, wie es jetzt aussieht, die Champions League verpassen". Rutten, so Müller, werde "personelle Konsequenzen" ziehen. Doch ob der sich bei der Aufstellung wirklich an die genannten "großen Namen" traut?

Ich muss hinterfragen, ob meine Transfers richtig waren.

Andreas Müller, Manager

Auch Müller steht wegen seiner Einkaufspolitik am Pranger. Er räumt ein: "Die Situation gibt den Kritikern recht. Ich muss hinterfragen, ob meine Transfers alle richtig waren." Auf Premiere ätzte selbst der höfliche Ottmar Hitzfeld: "Farfan ist nur Mitläufer. Und Engelaar mittelmäßig. Dafür muss man keinen Spieler aus Holland holen." Das Duo kostete 15,5 Millionen Euro. Dass im Winter erneut fünf Millionen investiert werden dürfen, kann da nicht beruhigen. Von Leverkusen bekamen die Schalker vielmehr vor Augen geführt, dass ihnen Unbezahlbares fehlt: Identifikation, Spielfreude, Siegermentalität, bestens ausgewählte und integrierte Neuzugänge. Sowie die Handschrift eines Trainers, "die Deutschland begeistert", wie Rutten anerkennend sagte. Von alledem ist Schalke meilenweit entfernt.

Thiemo Müller