Bundesliga

Der brasilianische Patient

Hertha: Lucio kämpft um sein Comeback

Der brasilianische Patient

Bundesliga, Hertha: Lucio

Kniefall: Herthas Lucio kämpft nach seiner schweren Verletzung aus dem September 2007 um sein Comeback. picture alliance

Zum Rückrundenbeginn soll es nun soweit sein. Hofft zumindest Hertha-Coach Lucien Favre, der den Kampfgeist seines Spielers sehr bewundert. "Die Verletzung war sehr schwer, aber hat jeden Tag gekämpft, manchmal bis zu zehn Stunden täglich", so der Trainer gegenüber kicker.tv.

Lucio Carlos Cajueiro Souza, der 2007 von Palmeiras Sao Paulo an die Spree gewechselt war - zuletzt spielte er auf Leihbasis für Gremio Porto Alegre -, hatte kurz nach dem Spiel auf Schalke die niederschmetternde Diagnose erhalten: Patellasehneneinriss, Riss des vorderen Kreuzbandes und des Innenbandes sowie Innenmeniskusriss. Eigentlich war alles kaputt, was kaputt gehen konnte. Oder wie Lucio es heutzutage formuliert: "Mein Knie war wie eine Stadt nach dem Krieg, in der alles zerstört ist."

Der österreichische Kniespezialist Dr. Christian Schenk, der schon Ski-Stars wie Renate Götschl vor dem Karriereaus bewahrt hatte, nahm 2007 in Schruns den Eingriff vor. Hertha-Mannschaftsarzt Dr. Ulrich Schleicher prognostizierte im Anschluss eine sechs- bis neunmonatige Abwesenheit. "Wenn alles optimal verläuft", fügte Schleicher damals hinzu. Manager Dieter Hoeneß garantierte dem 1,75-Millionen-Euro-Einkauf "bestmögliche Versorgung".

Lucio hatte bis zum Zeitpunkt der Verletzung in allen acht Ligapartien für die Hertha auf der linken Seite gespielt, ein Tor erzielt und drei vorbereitet. Gegen Stuttgart und Rostock handelte er sich wegen zweier Schwalben die kicker-Note 6 ein - dies drückte seinen Notenschnitt auf 4,25.

Der ganze Klub stand zunächst unter Schock. Kapitän Arne Friedrich bezeichnete den Fall Lucio als Drama. Doch der Brasilianer kämpfte fortan um seine vollständige Genesung. Äußeres Zeichen: Die Haare wurden immer länger. "Seit dem Tag, an dem ich mich verletzte, habe ich sie mir nicht mehr geschnitten", sagte er.

Bundesliga, Hertha: Lucio mittendrin

Juli 2008, mittendrin statt nur dabei: Zumindest beim Teamfoto der Hertha spielt Lucio (Bildmitte) schon wieder eine zentrale Rolle. picture alliance

Im Sommer dieses Jahres zeichnete sich ein heller Schimmer am Ende des Tunnels ab. Anfang Juli trainierte Lucio wieder in Berlin, sogar mit dem Ball. "Wie er sein Programm durchzieht, ist bewundernswert", lobte Dr. Schleicher. Auch im Trainingslager in Stegersbach/Österreich war Lucio dabei, um Kraft zu tanken und bei den Teamkollegen zu sein.

Kontakt zu Mannschaft und Rasen. Wenn das nicht Ansporn gibt. Zwischenzeitlich kündigte Pechvogel Lucio seine Rückkehr für Oktober an, gleichwohl frei von jeglichem Druck. "Das Schlimmste liegt hinter mir." Bislang hat es noch nicht geklappt mit seinem neunten Bundesliga-Einsatz. Doch Lucio glaubt weiter fest daran, will 2009 Hand in Hand mit seiner kleinen Tochter wieder ein Bundesliga-Spielfeld betreten. Und wenn er diese schwere Prüfung irgendwann endgültig bestanden hat, dann kommen auch die Haare wieder ab.