Bundesliga

Viermal die Nummer1

Gerry Ehrmanns Flugschüler

Viermal die Nummer1

Tobias Sippel und Florian Fromlowitz

Auch sie gingen durch die Ehrmann-Schule: Die U21-Keeper Tobias Sippel (FCK) und Florian Fromlowitz (96). imago

An den Einstieg beim 1.FC Kaiserslautern denkt Torhüter Tobias Sippel (20) mit Schrecken zurück: "Ich war derart fertig, dass ich noch eineinhalb Stunden nach dem Training Schwindelanfälle hatte. Ich musste meine Beine hochlegen." Schinderei bis zur Grenze gehört einmal pro Woche zum Pensum, das Gerald Ehrmann den Keepern abverlangt. "Mit Spaß quälen", meint der Torwarttrainer des Zweitligisten zu seiner Methode. Und grinst. Der Erfolg gibt dem 294-fachen ehemaligen Bundesligaprofi (1.FC Köln, 1.FCK) recht.

Alle Talente, die durch seine Schule gingen, haben es weit gebracht. Tim Wiese (26/Werder Bremen), der mit 20 Jahren von Fortuna Köln auf den Betzenberg kam und dort von Ehrmann zu einer starken Nummer"1" in der Bundesliga geformt wurde, ist augenblicklich die Nummer"2" in der deutschen Nationalmannschaft. Roman Weidenfeller (28) schaffte es von der B-Jugend des 1.FCK zum Stammkeeper in Dortmund. Wenn Bremen am Samstag auf die Borussia trifft, ist das auch ein Duell Wiese gegen Weidenfeller.

Oder Florian Fromlowitz (22). Der wurde mit 19 im Abstiegskampf ins kalte Bundesligawasser geworfen, bewies in zwölf Spielen Nervenstärke. Und Klasse. Die Berufung in die U-21-Auswahl des DFB war nur logisch. Ein Konkurrent dort ist neben Manuel Neuer sein Nachfolger in Kaiserslautern - Tobias Sippel, ein Ehrmann-Schüler

Nach einem Karriereknick durch einen Kreuzbandriss kehrt Fromlowitz jetzt in Hannover gegen Hoffenheim ins Rampenlicht zurück. Dabei profitiert er vom Handbruch Robert Enkes. "Gerry rief an, wünschte mir viel Glück." Fromlowitz freut sich über den Zuspruch seines "Ziehvaters", zu dem der Kontakt nie abgebrochen ist. Der Rückkehrer macht keinen Hehl daraus, was er Ehrmann verdankt: "Gerry hat mir den Weg geebnet. Er holt aus dir das Maximum heraus, fördert eine furchtlose Einstellung und das Risiko zu suchen."

Nur loben kann auch Weidenfeller, wenn er sich an seine Lehrzeit in Lautern zurückerinnert: "Bei Gerry geht man durch eine harte, aber sehr ehrliche Schule. Er ist für dich absolute Vertrauensperson, steht auch an schlechten Tagen immer zu dir."

Ehrmann, Spitzname "Tarzan", ist wie schon zu seiner aktiven Zeit Fachmann und Fanatiker zugleich. Entscheidungen treffen, mitspielen, rauslaufen, Reflexe verbessern, Sprungkraft steigern, Herr im Strafraum sein. Das alles gehört zur Ehrmannschen Philosophie. Um zu vermitteln, worauf es für einen Torhüter ankommt, beginnt sein Heranführen manchmal schon im D-Jugendalter (11/12 Jahre). Sein oberstes Gebot: Nur keine Angst zeigen. Und: Gewinnermentalität fördern! Ehrmanns Leitspruch haben seine Schüler verinnerlicht: "Sieger zweifeln nicht. Aber Zweifler siegen nicht!"

Zu welchen Höhen der Talentschmied seine Azubis antreibt, beweist Kevin Trapp. "Der springt aus dem Stand 1,50 Meter hoch", schwärmt Ehrmann vom 18-Jährigen. Der hat es schon ins Tor der deutschen U-19-Auswahl gebracht, träumt ebenfalls von einer Bundesligakarriere. Die traut ihm Ehrmann zu. Wie auch dem (über-)nächsten Talent, das bereits in den Startlöchern steht: "In der A-Jugend haben wir noch einen sehr Guten. Emilio Fioranelli ist erst 17." Und doch ein Name, den man sich vielleicht merken sollte.

Uli Gerke