Bundesliga

Glaubensfrage für Fred Rutten

Schalke: Muss Engelaar auf die Bank?

Glaubensfrage für Fred Rutten

Orlando Engelaar

Umstritten: Orlando Engelaar hat in den bisherigen Spielen für Schalke nicht überzeugen können. imago

Denn in der Debatte über den 5,5-Millionen-Einkauf, der Trainer Fred Rutten (45) aus Enschede folgte, sind Gesinnungsgenossen wie van Marwijk rar. Über Engelaars Leistungen in sechs Pflichtspielen nach seinem Kniescheibenbandanriss gibt es ohnehin keine zwei Meinungen: "Er war nicht in der Form, wie er und wir uns das vorstellen", gibt Manager Andreas Müller (45) unverblümt zu.

In der Liga spielte Engelaar dreimal unterdurchschnittlich (kicker-Notenschnitt 4,67), im UEFA-Cup gegen Nikosia schwach (Note 5). Passabel waren einzig die Auftritte in Nikosia (Note 3,5) und als Joker im Pokal gegen Hannover (Note 3). Konsequenz: Geht es allein nach dem Leistungsprinzip, müsste Rutten seinen einstigen Kapitän im Spitzenspiel beim HSV nächste Woche auf die Bank verbannen. Dann kehrt Fabian Ernst (29) nach Rotsperre zurück, die beiden verbleibenden Mittelfeldplätze sind von Jermaine Jones (26) und Heiko Westermann (25) besetzt.

"Ein Luxus-Problem, wie es jeder Trainer gerne hätte", sagt Müller. Für Rutten aber ebenso eine Glaubensfrage, von der auch für sein Standing einiges abhängt. Dass Rutten seinen Landsmann für den besten Passgeber in der Schalker Zentrale hält, ist kein Geheimnis. Was dafür spricht, ihm weiter Gelegenheit zu geben, sich zu etablieren. "Es ist Orlandos ganz große Stärke, das Spiel schnell zu machen", lobt auch Müller. Das deckt sich mit den Beobachtungen von außen, freilich nur zur Hälfte. Denn Engelaar zeigt zwei Gesichter - was an seinen beiden Füßen liegt. Mit links ist der 1,97-Meter-Hüne enorm pass- und ballsicher, dazu schussstark. Engelaars rechter Fuß ist für Schalke brachliegendes Betriebskapital. Selbst einfachste Zuspiele traut er sich damit nicht zu, so dass er zu oft unbeholfen bleibt, das Tempo verschleppt, Bälle verliert.

Aktuell

Klar für Engelaar spricht der offene Umgang mit seinen Schwächen. Für den rechten Fuß, gestand er schon vor Wochen, habe er zeit seiner Karriere zu wenig getan. Das höhere Tempo in der Bundesliga sei gewöhnungsbedürftig. Alibis sind für ihn tabu: "Ich bin 100 Prozent fit. Meine Leistungen haben mit der Verletzung nichts mehr zu tun." Und dass er in der Vorbereitung einen deutlich besseren Eindruck machte, kommentiert Engelaar bemerkenswert nüchtern: "Eben, das war Vorbereitung. Da waren die Gegner nicht so stark wie in der Bundesliga." Dagegen urteilt Müller: "Wer gerade eine gute EM für Holland gespielt hat, dem ist die Bundesliga nicht zu schwer." Doch ob Engelaars selbstkritische Aussagen wirklich nur reines Understatement sind, wird sich noch zeigen müssen.

Thiemo Müller