Bundesliga

Hoffenheim: Reif für Europa?

Aufsteiger ändert seine Zielsetzung nicht

Hoffenheim: Reif für Europa?

Hoffenheimer Jubel

Durchgestartet: 16 Tore konnten die Hoffenheimer bereits bejubeln. imago

Bruno Labbadia war einer der Ersten, der in Hoffenheim einen ernsten Mitbewerber im Kampf ums internationale Geschäft sah. Thomas Schaaf zieht nun nach: "Ich glaube schon, dass sie um die internationalen Plätze mitspielen können", sagt Bremens Trainer, "sie zeigten Leistungen, mit denen sie auf sich aufmerksam gemacht haben." Der Aufsteiger selbst ändert seine Zielsetzung nicht, es gilt die Vorgabe, sich so weit wie möglich von den Abstiegsplätzen fernzuhalten. "Wir sehen uns nicht als Mitkonkurrenten", sagt Ralf Rangnick, "und es gibt auch keinen Grund, jetzt künstlich Druck zu erzeugen." Der kicker analysiert, ob Hoffenheim reif ist für Europa.

Die Statistik: Seit Bestehen der Bundesliga im Jahre 1963 qualifizierten sich sieben Aufsteiger für einen internationalen Wettbewerb: Hannover 96 (1964/65), Bayern München (1965/66), WuppertalerSV (1972/73), VfB Stuttgart (1977/78), Werder Bremen (1981/82), VfL Bochum (1996/97) und der 1. FC Kaiserslautern (1997/98). Otto Rehhagel führte die Pfälzer sogar zur Deutschen Meisterschaft und damit direkt in die Champions League.

Die bisherigen Gegner: Drei der vier Siege gelangen gegen Mannschaften, die momentan die letzten drei Plätze belegen (Cottbus, Frankfurt, Gladbach). Gegen international ambitionierte Gegner wie Stuttgart, Bremen und Leverkusen reichte es insgesamt nur zu einem Punkt.

Die Euphorie: Die Mannschaft wird getragen von ihrem guten Start, von Euphorie. Dieter Hecking erinnert das an den Karlsruher SC, "dem es im Vorjahr als Aufsteiger ähnlich erging", der aber stark abfiel. Deshalb glaubt Hannovers Coach, "dass es für Hoffenheim auch noch in die andere Richtung gehen kann, aber sicher nicht nach ganz unten, dafür ist zu viel Qualität vorhanden". Statistisch lässt sich ein Einbruch nach anfänglicher Euphorie indes nicht belegen. Von den bisherigen 116 Aufsteigern holten nur 52,6 Prozent mehr Hin- als Rückrundenpunkte.

Der Druck von außen: Das Gerede über ein Erreichen der internationalen Plätze "beeinflusst natürlich Trainer und Mannschaft", sagt Karlsruhes Trainer Edmund Becker. "Es entsteht eine Eigendynamik, man will seine Spieler ja nicht bremsen und die positive Resonanz wegreden."

Das Fazit: Hoffenheim stellte an den ersten sieben Spieltagen mit 23,31 Jahren das jüngste Team und erarbeitete sich nach Leverkusen (64) die zweitmeisten Chancen (57). Das Offensivpotenzial mit Ibisevic, Ba, Obasi oder Salihovic ist immens, die Mannschaft spielt attraktiv, aufregend, hat einen eigenen Stil. Keine Frage. Aber gerade die Spiele gegen Bremen und Leverkusen zeigten die Schwachstellen in der Defensive auf: Naive Fehler reihten sich aneinander, einige Spieler stießen an ihre Leistungsgrenzen. Zudem ist der Kader in der Breite nicht stark genug, um über eine lange Saison Verletzungen oder Formschwankungen zu kompensieren. Sicher ist: Hoffenheim wird das Establishment gewaltig ärgern, für einen internationalen Wettbewerb reicht es aber nicht. Noch nicht.

Uwe Röser