Bundesliga

Ein zweites Eigentor droht

Kommentar zur Entscheidung des Bundeskartellamtes

Ein zweites Eigentor droht

Ein Kommentar von Rainer Franzke

Mal abwarten, ob das Kartellamt mit seiner Entscheidung die Verbraucher tatsächlich geschützt oder sogar gestärkt hat. Highlight-Berichterstattung im Free-TV am Samstag vor 20 Uhr ist der Liga nun vorgeschrieben. Von einem "Glückstag für die Fußballfans" spricht WDR-Intendatin Monika Piel. Marc-Jan Eumann, Vorsitzender der SPD-Medienkommission, redet von einem guten Tag für die Fans. Abwarten. In Blauäugigkeit feierten Politiker aller Richtungen im Dezember 1995 auch das sogenannte "Bosman-Urteil" des Europäischen Gerichtshofes.

Heute sehen sie die Sache ganz anders, weil mit der Abschaffung der Transfersummen bei Vertragsablauf die Gehälter explodiert sind, viele Vereine ums Überleben kämpfen und letztlich auch die Preise für die Verbraucher, für die Fans, mit explodiert sind.

Wenn die DFL ab 2009 weniger TV-Honorare in Aussicht haben sollte, drohen zwei Szenarien.

zum Thema

1.) Die bewährte zentrale Vermarktung droht von den Topklubs gekippt zu werden. Es käme dem Ende der Solidarität des Fußballs gleich, wenn die Großen wie Bayern München, Werder Bremen, Schalke 04 und einige andere ihre Rechte selbst verkaufen. Viele Bundesligaklubs und wohl alle Zweitligavereine wären dann existenzbedroht. Der sportliche Wettbewerb in seiner heutigen Form wäre zerstört, die Ligen würden einseitig von ganz wenigen Vereinen dominiert. Genau aus diesem Grund soll gerade jetzt in Italien der Weg zur zentralen Vermarktung beschritten werden.

2.) Selbst wenn es bei der zentralen Vermarktung bleibt: Das Kartellamt hat (und kann) nicht vorzuschreiben, in welcher Ausführlichkeit im Free-TV berichtet werden soll. Die DFL hat momentan von jedem Spiel, und sei es noch so uninteressant, Ausschnitte über mindestens sechs Minuten garantiert. Das ist einmalig in Europas Fernseh-Landschaft. Die Fans müssen nun fürchten, dass die Highlight-Berichterstattung verkürzt wird.

Ein Modell könnte sein: Die Sportschau (oder eine ähnliche Sendung in einem Free-TV-Sender) ab 19.30 Uhr für 30 Minuten (einschließlich Werbung) mit kurzen Ausschnitten von jedem Spiel und alles andere womöglich auf verschiedeen Kanälen zu unterschiedlichen Zeiten nebst unterschiedlicher Pakete im Pay-TV, Internet oder sonstigen Plattformen.

Fazit: Ein bewährtes und weltweit anerkanntes System ist in höchster Gefahr. Gleich, welches der beiden Szenarien kommen wird, die Entscheidung des Kartellamtes droht mittelfristig zu einem Eigentor für die Verbraucher werden.