Bundesliga

Keine Klärung durch Blatter

Bremen/Schalke: Warten auf CAS

Keine Klärung durch Blatter

Klaus Allofs

Rechnet nicht mit Mertesacker zum Saisonstart: Klaus Allofs. imago

Mertesacker wurde in Augsburg bereits am verletzten Meniskus im linken Knie operiert, Diego soll via CAS-Urteil möglichst zügig von seinen Olympia-Plänen abgebracht werden. Ansonsten sieht Allofs jedoch alles im Lot bei Werder.

"Wir sind so aufgestellt, dass wir die Ausfälle ersetzen können und müssen unsere Personalpolitik nicht verändern", sagte der Ex-Nationalspieler gegenüber dem sid: "Natürlich hatten wir gehofft, dass wir ohne Sorgen in die Saison gehen können. Aber solche Dinge gehören zum Fußball dazu. Ich sehe das nicht so dramatisch."

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Am Mittwoch brachen die Hanseaten ohne die beiden Eckpfeiler ins Trainingslager im österreichischen Schruns auf. Trainer Thomas Schaaf wollte das Thema Personalprobleme derweil nicht wieder hochkochen lassen. "Dass ich über die Situation nicht glücklich bin, ist ja wohl klar", so der Coach genervt. Schon in der Vorsaison waren immer wieder Stammspieler beim SVW über kurz oder lang ausgefallen, bis zum Dienstag war alles reibungslos gelaufen - abgesehen vom Gezerre um Diego.

Im Fall Mertesacker ist Allofs Realist. "Ich denke nicht, dass Per zum Saisonstart dabei sein kann." Im Fall Diego - der Brasilianer war am Dienstag eigenmächtig zum Olympiatreffpunkt der Seleçao nach Paris gereist - könnte es bei einem entsprechenden Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS) in Lausanne noch klappen.

Eine CAS-Sprecherin hatte am Dienstag mitgeteilt, dass in eiligen Fällen ein Entscheid "in wenigen Tagen" möglich sei.

Schalke erhebt Klage

Werder hat die Angelegenheit zudem "einem Anwalt übergeben und die Dinge auf den Weg gebracht" (Allofs). Der Verein sieht den Fall Diego "eng an den von Schalke 04" angelehnt. Die Gelsenkirchener "vermissen" seit Montagmorgen ihren Abwehrspieler Rafinha, der ebenfalls ohne Erlaubnis Richtung Fernost aufgebrochen ist. Auch S04 schaltete am Mittwoch den CAS ein und klagt gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC). Die Klage ging auch bei der FIFA ein und richtet sich hier gegen den brasilianischen Verband CBF. Das erklärte ein Vereinssprecher im österreichischen Stegersbach, nachdem Reaktionen von CBF und IOC bis Mittwochmittag ausgeblieben waren. Die Schalker hatten gefordert, Rafinha nicht für Olympia zuzulassen.

Rummenigge springt zur Seite

Unabhängig vom Urteil aus Lausanne sieht Allofs das Verhältnis Diego/Werder "nicht belastet", forderte jedoch eine "endgültige Entscheidung" von der FIFA. DFB und DFL stehen auf Seiten der betroffenen Vereine, und auch Karl-Heinz Rummenigge sprang Werder und Schalke zur Seite.

Bayern Münchens Vorstandschef sagte in seiner neuen Funktion als Vorsitzender der European Club Association (ECA): "Da die Olympischen Spiele nicht im harmonisierten internationalen Spielkalender verzeichnet sind, ist die Abstellungspflicht für Länderspiele nach dem Reglement des Weltverbandes FIFA betreffend den Status und Transfer von Spielern nicht anwendbar. Wir unterstützen daher alle Vereine, die den Verlust wichtiger Spieler befürchten."

Blatter wird deutlich

FIFA-Präsident Joseph Blatter reagierte am Nachmittag mit einer Mitteilung auf der Verbandswebsite, in der er die Vereine unmissverständlich zur Abstellung ihrer Profis aufgefordert. "Die Abstellung von Spielern von unter 23 Jahren ist für alle Klubs zwingend. Für Peking gilt dieser Grundsatz ohne Vorbehalt", so Blatter. Und dies gelte, obwohl das Männer-Turnier im Gegensatz zu dem der Fußball-Frauen nicht im Rahmenterminkalender notiert sei. Eine Weigerung widerspreche "dem Geist der Olympischen Bestimmungen".

Allerdings gebe es durch das Schreiben nach Ansicht der Bremer "keinen neuen Sachstand" und "keine endgültige Klärung des Streits". Denn: "Wie in vorherigen Schreiben der FIFA begründet Präsident Joseph S. Blatter seine Aussagen im Wesentlichen mit dem Gewohnheitsrecht und dem besonderen Charakter des olympischen Turniers. Nach Auffassung unserer Verbände DFB und DFL hat dieses Rundschreiben keinen bindenden Charakter", sagte Werder-Sportdirektor Klaus Allofs.

Das bestätigte am frühen Abend auch die DFL: "DFL und DFB sind sich darin einig, dass die Veröffentlichung der FIFA keine neuen inhaltlichen Erkenntnisse enthält. Damit bleibt es bei unserer Rechtsauffassung", erklärt Holger Hieronymus, DFL-Geschäftsführer Spielbetrieb. DFL und DFB empfehlen in einem Rundschreiben den Vereinen, "wenn Interventionen über die Nationalverbände oder die entsprechende FIFA-Kommission erfolglos oder unbeantwortet bleiben, direkt das CAS anzurufen".

Für Schalke-Manager Andreas Müller sind die Aussagen von Blatter "reine Willkür". Die Schalker würden auf die CAS-Entscheidung "als oberste Instanz" warten.

Diego bittet um Verständnis

Diego gab indes in einem Internet-Blog bei "Eurosport" bekannt, dass es "das Recht von Werder" sei, die Angelegenheit genau prüfen zu lassen. "Wenn dabei herauskommt, dass mein Verein doch Recht hat, so werde ich unverzüglich zurückreisen", so Diego, der entschuldigend anfügte, dass er, um seine Nationalelfkarriere nicht zu gefährden, unter großem Druck stand.