Bundesliga

Magath kriegt die Kurve

Wolfsburg: Vierter Sieg in Folge

Magath kriegt die Kurve

Felix Magath

Hat derzeit gut lachen: Felix Magath führt mit den "Wölfen" die Rückrunden-Tabelle an. imago

Zwölf Ligapunkte in Serie sorgen für Entspannung in Wolfsburg. Dass es so schnell dazu kommen würde, damit hatte vermutlich auch Magath (54) selbst nicht gerechnet. Rück­blick: 8. Dezember 2007, 16. Spieltag, Wolfsburg verliert in Stuttgart mit 1:3. Die vierte Niederlage in fünf Spielen, nur drei Punkte Vorsprung zu den Abstiegsplätzen. Die Mann­schaft ist trotz spielerisch ordent­licher Darbietungen verunsichert, das Theater um den aussortierten Torwart Simon Jentzsch dominiert die Schlagzeilen. Die nächste Zitter­saison droht. Es rumort.

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Dass es ruhig bleibt, liegt am letzten Spiel, dem 4:0 gegen Dort­mund. Der VfL befreit sich aus der Gefahrenzone und nimmt Magath aus der Schusslinie. "Wenn es hier schiefgeht, trage ich alleine die Ver­antwortung", hat der allmächtige Mann in Wolfsburg vom ersten Tag an betont. Gutes Hinrundenende, doch die Skepsis bleibt. Ein Fehl­start in das neue Jahr hätte die Kri­tik wieder auflodern lassen. Aber der VfL überrascht alle. Viertelfinale im DFB-Pokal, Platz sieben in der Bundesliga – das ist der Status quo. Magath hat die Kurve gekriegt – mit Vollgas.

Für den Trainer geht es fast schon zu schnell. "Wir werden jetzt nicht von Europa träumen", sagt er. Für seine Mannschaft ist das so etwas wie ein Befehl. Magath mag es nicht, wenn man sich durch irgendwelche Ereignisse aus der Spur bringen lässt. Als es schlecht lief, hat er die Ruhe bewahrt. "Und ich werde auch nicht alles hochju­beln, wenn wir gewinnen."

Nun gewinnt der VfL. Es wäre zu einfach, die Erfolge als Zufall abzutun, auch wenn der Sieg auf Schalke "glücklich und schmeichel­haft" (Magath) war. "Wir wissen, dass wir konditionell stärker sind als fast alle Gegner", sagt Christian Gentner. Hinter Mannschaft und Trainer liegen harte Arbeit und eine Findungsphase, die immer noch nicht abgeschlossen ist. Am besten für die Entwicklung steht aktuell der Brasilianer Grafite (28), der nach einem Stotterstart immer besser in die Gänge kommt.

"Er hatte anfangs einen schweren Stand, musste sich an das neue Umfeld gewöhnen", erklärt Magath. Nun erzielt der kantige Stürmer Tore am Fließband und lässt selbst technische und spielerische Qualitäten aufblitzen, die man ihm anfangs nicht zugetraut hätte.

Was ist dem VfL noch zuzu­trauen? Magath hat eine Mannschaft geformt, deren Stärke vor allem die taktische Variabilität ist. Nach einem in der Hinserie meist praktizierten 4-2-3-1 hat der Trainer zur Stabi­lisierung der anfälligen Defensive auf 4-3-1-2 umgestellt. Dabei steckt das Team in keinem starren Korsett, je nach Spielstand kann Magath problemlos umstellen. Reicht das gar schon für noch mehr, den Europa­pokal? "Ich kann nur davor warnen, jetzt vom internationalen Geschäft zu reden", sagte Aufsichtsratsvize Stephan Grühsem (45) am Sonntag dem kicker. "Wir stehen jetzt da, wo wir uns in etwa erwartet haben. Es wird schwer genug, das zu halten." Die Entwicklung hat Grühsem nicht überrascht: "Wir waren jederzeit überzeugt, dass unser Weg der rich­tige ist."

Felix Magath kann sich entspan­nen. Zurücklehnen wird er sich jedoch ganz bestimmt nicht.

Thomas Hiete