Bundesliga

Pizarro ist nicht mehr der Gleiche

kicker-Kolumnisten-Kreis: Marco Bode (Vizeweltmeister 2002)

Pizarro ist nicht mehr der Gleiche

Marco Bode

Marco Bode imago

Dabei ist Claudio bei genauerem Hinsehen nicht mehr der Gleiche. Als er zwischen 1999 und 2001 zum ersten Mal für Werder spielte, war er ein junger Wilder, ein leidenschaftlicher, hochbegabter Spieler, ein Talent noch, aber doch schon hocheffektiv und abgezockt. Vielleicht der beste Fußballer, mit dem ich je spielte! Der Pizarro von heute ist fast 30 Jahre alt und hat inzwischen einiges erlebt als Fußballer - bei Spitzenclubs wie Bayern München oder dem FC Chelsea. Seine jugendliche Unbekümmertheit ist nur noch zu erahnen. Sein Spiel ist reifer, fehlerloser und selbstbewusster geworden. Ist es auch besser?

Das wird erst zu beantworten sein, wenn er einen Fitnesszustand erreicht hat, der ihm alle Möglichkeiten gibt - das wird noch ein paar Wochen dauern. Für Werder wird Pizarro aber in jedem Fall ein Gewinn sein. Selbst Frings war am Samstag anzumerken, wie beeindruckt er von Pizarro war! Und für die Fans ist diese Verpflichtung ein Zeichen für Werders Entwicklung: dass ihr Verein in der Lage ist, einen Spieler vom großen FC Chelsea zu verpflichten, der ihnen zuvor von Bayern München "weggekauft" wurde, das erfüllt alle Werder-Anhänger mit Stolz. Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit, denn Pizarro ist nur für ein Jahr ausgeliehen und Werder könnte sich das Gehalt Pizarros ohne Hilfe aus London gar nicht leisten - aber es wurde geschafft und nur das zählt.

Mir ging am Samstag noch ein anderer Gedanke durch den Kopf: Wie wäre Claudio Pizarros Karriere wohl verlaufen, wenn er Bremen nie verlassen hätte? Wahrscheinlich wäre Pizarro heute etwas weniger wohlhabend, aber vielleicht glücklicher, ich wäre meine historische Torjägerkanone los (mit Sicherheit!) und Werder hätte wohl nie einen Klose verpflichtet, aber womöglich trotzdem eine Meisterschaft mehr gewonnen.

Der kicker-Kolumnistenkreis: Giuseppe Bergomi, Thomas Berthold, Fredi Bobic, Marco Bode, Thomas Helmer, Bernd Heynemann, Morten Olsen, Bernd Schuster, Uli Stielike, Joachim Streich, Olaf Thon, Rudi Völler und Marc Wilmots.