Bundesliga

Demichelis: Viel schlimmer

München: Personalsorgen beim Meister

Demichelis: Viel schlimmer

Martin Demichelis gegen Adriano.

Ein Testspiel mit Folgen: Martin Demichelis, hier im Duell mit Adriano, fehlt lange. imago

Das dunkelblaue Poloshirt mit den Initialen JK darauf hängt lässig über der Trainingshose. "Alles okay?" fragt Jürgen Klinsmann. Bei ihm scheint alles okay, er berichtet von seiner Vorfreude auf die an diesem Freitag beginnende Bundesliga-Saison 2008/09. Vor elf Jahren, am 31.Mai 1997, hat er sich verabschiedet vom FC Bayern, damals mit einem 2:2 in Gladbach, seinem 15. Saisontreffer und der Meisterschaft. Nun steht sein Comeback an, gegen den Hamburger SV, den er jüngst beim Turnier in London und im DFB-Pokal in Ingolstadt beobachten ließ.

Ist auch alles okay in seinem Team? Als "sehr positiv" fasst der neue Bayern-Trainer die Vorbereitung zusammen, "hoffentlich viele positive Momente" möchte er bis Rundenende erleben und natürlich "positiv starten". Doch selbst noch so viel positives Denken vermag die Anspannung in seinem Gesicht nicht zu verbergen. Die Darbietungen in den bisherigen Begegnungen haben selten gefallen, am allerwenigsten jüngst beim 4:3-Pokalsieg in Erfurt. Nach der frühen 1:0-Führung sei seine Mannschaft dem Irrglauben erlegen, "es geht von selbst, das war leichtsinnig", freilich nicht allein von der wackeligen Abwehr, so Klinsmann: "In Erfurt hat es in allen Mannschaftsteilen nicht funktioniert."

Der Coach fordert deshalb mehr Miteinander, "schon im Sturm geht es los" mit den Attacken gegen Gegners Aufbau, Fortsetzung im Mittelfeld. "Alle müssen mithelfen", sagt auch Stürmer Miroslav Klose. Der durchaus gewiefte Analytiker sieht einen "absoluten Unterschied" zwischen dem Fußball Klinsmannscher Prägung und dem seines Vorgängers Ottmar Hitzfeld. Aber zur Perfektionierung der neuen Spielweise müssten nach Ballgewinn "zwei, drei Mann schnell nachrücken" und nicht "eine halbe Stunde durchs Mittelfeld spazieren", empfiehlt Klose, "damit wir vorne den Ball prallen lassen können oder damit diese Spieler in den Rücken der Stürmer laufen". All dies sei vorigen Sonntag nicht geschehen, so Klose: "Wir müssen die Laufwege machen, das war das Manko in Erfurt."

Laufen kann aber nur, wer fit ist. Und im physischen Bereich sieht Klinsmann weiter Mängel, während Klose die erst seit Mitte Juli trainierenden Nationalspieler immerhin bei 80, 90 Prozent Fitness glaubt. "Aber bei einem guten Philipp Lahm", meint Klose, "reichen auch 80 bis 90 Prozent." Der 10- bis 20-prozentige Rest werde in den kommenden zwei, drei Spielen aufgefüllt, sagt der Stürmer vor seiner zehnten Bundesligasaison, die er erfolgreich eröffnen möchte: "Es wird Zeit, dass wir da ein gutes Spiel machen und deutlich gewinnen."

Sein neuer Chef hält dazu sein Personal für "stark genug". Allerdings fehlen weiterhin wichtige Figuren. "Es wird keine Wunder geben", sagt Klinsmann. So werde Torschützenkönig Luca Toni (24 Liga- treffer) genauso fehlen wie Deutschlands Fußballer des Jahres 2008, Franck Ribery. Und bei Martin Demichelis ist alles viel schlimmer: Des Innenverteidigers Ausfall "geht über einen Monat hinaus", sagt Klinsmann: Der Argentinier erlitt gegen Inter Mailand einen Muskelriss im Unterschenkel und wird fünf Wochen zuschauen müssen. Bei Hamit Altintop verursacht eine Platte im operierten Sprunggelenk Schmerzen, Tim Borowski und Marcell Jansen üben wieder mit dem Kollegium, beide sind "voll belastbar". Zur Verarbeitung dieser Probleme - Verletzungen wie unterschiedlicher Trainingsstand - werden laut Klinsmann "noch einige Wochen vergehen". Freilich weiß auch der Trainer, dass von ihm "sofort optimale Spiele" erwartet werden.

Karlheinz Wild