Bundesliga

Da Silvas neue Welt

Karlsruhe: "Ich fühle mich nicht als Star"

Da Silvas neue Welt

KSC-Spielmacher Antonio da Silva (Mi.)

Neuer Anlauf beim KSC: Antonio da Silva (Mi.), hier beim Test gegen Aalen, soll das Spiel der Badener lenken. imago

kicker: Herr da Silva, was ist beim KSC anders als beim VfB?

Antonio da Silva: Stuttgart hat andere Ansprüche, will international spielen und kann mehr Geld investieren. Karlsruhe will mit allen Mitteln versuchen, die Klasse zu erhalten.

kicker: Weitere Unterschiede?

Da Silva: Beim KSC geht es familiärer zu, so wie ich es von früher aus Mainz kenne. Es herrscht mehr Wärme im Umgang und es gibt weniger Stars als beim VfB.

kicker: In Stuttgart waren Sie einer von vielen, sind Sie in Karlsruhe jetzt der Star?

Da Silva: Ich fühle mich ganz und gar nicht als Star, auch wenn ich mit dem VfB 2007 Deutscher Meister geworden bin und in der Champions League spielte.

kicker: Sie sind von einem Spitzenverein zu einem Klub der unteren Tabellenregionen gewechselt. Ein Abstieg?

Da Silva: Keinesfalls. Es ist für mich eine Herausforderung. Ich kann meine Führungsqualitäten stärker unter Beweis stellen, als das in Stuttgart möglich war. Trainer Becker gibt mir viel Rückendeckung. Das ist für mich sehr positiv.

kicker: Warum fiel die Wahl auf den KSC? Auch andere Vereine wie Eintracht Frankfurt hatten Inter- esse.

Da Silva: Ede Becker hat sich seit Monaten bemüht, ich habe gespürt, dass das Interesse des KSC sehr groß ist. Das war bei den anderen nicht so.

kicker: Sie sind mit zwölf Jahren mit Ihrer Familie nach Deutschland gekommen, freut es Sie, dass die Bundesliga verstärkt auf Brasilianer setzt?

Da Silva: Ich kann mich noch genau erinnern, als ich herkam, waren kaum Landsleute in der Bundesliga, jetzt werden es von Jahr zu Jahr mehr. Fußballer mit guter Technik stehen in Deutschland hoch im Kurs.

kicker: Wie schwer ist es für Brasilianer, hier Fuß zu fassen?

Da Silva: Sehr schwer. Gerade, wenn man direkt aus Brasilien kommt. Das Leben dort ist anders. Es ist wärmer, temperamentvoller und familiärer. Der Unterschied ist groß.

kicker: Würden Sie gerne in Brasilien Fußball spielen?

Da Silva: Die Frage stellte sich bisher nicht. Solange ich kann, will ich in der Bundesliga spielen - auch wegen meiner Kinder und meiner Familie in Deutschland bleiben. Danach wäre ich nicht abgeneigt, ein oder zwei Jahre in Brasilien zu spielen.

kicker: Wie viel Prozent brasilianische Mentalität stecken in Toni da Silva?

Da Silva: Vielleicht 50.

kicker: So wenig?

Da Silva: Ja, schließlich bin ich seit 18 Jahren in Deutschland, das ist mehr als die Hälfte meines Lebens.

kicker: Sie wurden als Nachfolger von Tamas Hajnal verpflichtet, können Sie den Ansprüchen gerecht werden?

Da Silva: Tamas hatte eine überragende Saison. Er ist ein ähnlicher Spielertyp wie ich, aber ich bin länger in der Bundesliga und bringe mehr Erfahrung mit. Das will ich einbringen.

kicker: Was unterscheidet Ihre Spielweise?

Da Silva: Ich musste bisher mehr nach hinten arbeiten, hatte nicht so viele Freiheiten. Deshalb war ich auch nicht so torgefährlich. Da wir beim KSC im Gegensatz zum VfB mit einer Doppelsechs spielen, werde ich mich künftig mehr in die Offensive einbringen können. Außerdem bin ich für die Standards zuständig. Meine Torgefahr (3 BL-Treffer 2007/08, die Redaktion) wird zunehmen.

kicker: Bisher fehlte ein Großteil der defensiven Mittelfeldleute wegen Blessuren, mangelt es an der Feinabstimmung?

Da Silva: Natürlich schmerzt das Fehlen, aber sie fallen ja zum Glück nicht die gesamte Vorbereitung aus und stehen vor der Rückkehr. Es besteht noch genug Zeit, sich einzuspielen.

kicker: Dafür fallen allerdings Sie jetzt aus

Da Silva: die Adduktorenverletzung ist zum Glück nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Eine Kernspinuntersuchung hat lediglich eine Zerrung ergeben. Nächste Woche will ich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.

Michael Ebert