Bundesliga

S04: Das Pulverfass im Sturm

Schalke: Heikle Aufgabe für Rutten

S04: Das Pulverfass im Sturm

Halil Altintop und Fred Rutten

Halil Altintop muss unter den Augen von Trainer Fred Rutten alles bieten, um im Sturm einen Platz zu ergattern. imago

Öffentlich bekannt sind diese längst: Am Rande der Taufe von Farfans Stammhalter Jefferson Adriano kam es in Lima zu einer Schlägerei zwischen einem ungebetenen TV-Team und Bodyguards des Fußballstars. Deshalb blieb Farfan, Schalker Trainingsauftakt hin oder her, länger in der Heimat, um (vor allem im übertragenen Sinne) die Scherben zusammenzukehren.

Für Mittwochabend wurde Farfans Landung in Deutschland erwartet, diesen Donnerstag soll der Torjäger die Vorbereitung aufnehmen. Dieser Zeitplan, versicherte Manager Andreas Müller (45) dem kicker am Mittwoch, sei "voll mit uns abgestimmt, wir waren jederzeit informiert". Eine Geldstrafe stehe folglich nicht zur Debatte.

In dieser Angelegenheit, so scheint es jedenfalls, droht kein weiteres Ungemach. Dennoch trägt auch die Personalie Farfan dazu bei, dass Rutten vor einer heiklen Mission steht: Der Moderation eines Konkurrenzkampfes, der für bisherige Schalker Verhältnisse seinesgleichen sucht. Besonders in der Offensive herrscht maximale Explosionsgefahr.

Ich will mit jedem Spieler arbeiten, der da ist. Lieber haben wir einen zu viel als einen zu wenig.

Fred Rutten

Im geplanten 4-3-3-System gibt es höchstens vier Positionen für gleich zehn zumeist ebenso ambitionierte wie hochbezahlte Stammplatz-Kandidaten: Farfan, Kuranyi, Sanchez, Altintop, Lövenkrands, Zé Roberto, Varela, Streit, Asamoah und Rakitic. Mindestens sechs dieser Profis müssen sich mit einer Reservistenrolle abfinden. Wie schnell dieses Pulverfass hochgehen kann, zeigt der Blick in die vergangene Saison: Da dachte etwa Albert Streit (28) schon nach wenigen Wochen laut über eine Heimkehr zu Eintracht Frankfurt nach. Und Halil Altintop (25) kündigte ebenfalls bereits an: "Ich will eine feste Rolle und nicht immer da spielen, wo gerade jemand gebraucht wird."

"Hypothetisch" nennt Rutten die Gefahr zu vieler Unzufriedener im Kader. "Ich will mit jedem Spieler arbeiten, der da ist. Lieber haben wir einen zu viel als einen zu wenig." In der Tat darf der Coach mit allen genannten Akteuren planen, zu erwarten ist lediglich noch der Abschied von Sören Larsen (26, Vertrag bis 2009). Zwar scheinen die Ablöseverhandlungen mit Frankfurt gescheitert, doch laufen aussichtsreiche Gespräche mit einem französischen Erstligisten. Für Peter Lövenkrands (28) ist dagegen keine Anfrage eingegangen. Müller: "Wir behalten ihn sehr gerne. Auch Fred ist von seinen Qualitäten überzeugt. Jetzt muss er sie nur noch zeigen."

Fred Rutten

Reichlich Personal: Schalke Coach Fred Rutten wird sich über Konkurrenzkampf im Kader nicht beklagen können. imago

Der brisanten Personal-Konstellation in der Offensive ist sich der Manager wohl bewusst. Besorgt gibt er sich trotzdem keineswegs. "Wenn ein Trainer geeignet ist, in einem solchen Kader die Motivation bei allen permanent hochzuhalten, dann ist es Fred", urteilt Müller. Und: "Das ist der nächste Schritt für Schalke wie für die Spieler. Die Zeiten, dass eine Elf stand und der Rest sich fügte, sind vorbei. Bei großen Vereinen gehört ein entsprechend großer Konkurrenzkampf dazu. Damit muss eben jeder klarkommen, der hier arbeiten will."

Zu Recht hält Müller überdies fest, "dass wir mit der Besetzung der Offensive ein breites Spektrum abdecken. Es ist ja nicht so wie bei der Nationalelf, dass drei Stürmer ausschließlich fürs Zentrum infrage kämen." In der Tat: Einziger klassischer Mittelstürmer bleibt Kuranyi. Farfan und Altintop können alle drei Angriffspositionen spielen, Sanchez, Asamoah, Lövenkrands und Varela jeweils Links- oder Rechtsaußen. Streit, Rakitic und Zé Roberto ebenfalls auf beiden Flügeln sowie hinter den Spitzen. "Extrem wichtig, dass wir so auch innerhalb eines Spiels reagieren können", betont Müller. Mindestens ebenso wichtig freilich, dass es Hoffnungsträger Rutten tatsächlich gelingt, den Betriebsfrieden intakt zu halten.

Thiemo Müller