2007 für 7,5 Millionen Euro von Berlin nach Tottenham gewechselt: Kevin-Prince Boateng. imago
Zorc will über neue Konkurrenzsituationen innerhalb des Kaders schaffen, "dass jeder 30 Prozent mehr aus sich herausholt".
Letzter Teil dieser Strategie soll nun sein, das zumindest quantitativ üppig besetzte Mittelfeld um einen weiteren Spieler aufzustocken. Unbedingte Vielseitigkeit steht ganz oben im Anforderungsprofil, "nach Möglichkeit", sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (49), "soll er alle Positionen spielen können".
Auf dem Dortmunder Radarschirm ist jetzt Kevin-Prince Boateng (21) aufgetaucht, einer jener Allrounder, die der Fahndungskommission der Borussia vorschweben. Der frühere Berliner (42 Bundesligaspiele, 4 Tore) wechselte vor einem Jahr für eine Ablösesumme von 7,5 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur in die Premier League. Dort gehört Boateng aber eher zu den Nebendarstellern: Nur 13 Meisterschaftseinsätze wurden für ihn gezählt (dazu 8 in den verschiedenen Pokalwettbewerben).
Da Zorc das ihm zugebilligte Investitionsvolumen von knapp zehn Millionen Euro mit den Transfers von Hajnal (1,25 Millionen Euro), Felipe Santana (2,1 Millionen Euro), Owomoyela (2,3 Millionen Euro) und Subotic (4 Millionen Euro) schon ausgeschöpft hat, ließe sich eine Verpflichtung Boatengs nur in Form eines Ausleihgeschäfts realisieren. Die Möglichkeit, Boateng, der in 40 Junioren-Länderspielen 12 Tore im Auftrag des DFB erzielte, sogar zu kaufen, würde wohl nicht einmal ernsthaft in Betracht gezogen, wenn auf der Erlösseite noch namhafte Beträge erzielt werden könnten. Etwa durch Verkäufe von Spielern wie Amedick, Brzenska, Kruska, Buckley oder Sahin, die keine - oder eine mit dicken Fragezeichen versehene - Perspektive besitzen.
Offizielle Stellungnahmen waren am Mittwoch von Dortmunder Seite nicht zu erhalten. Zorc ließ sich nur entlocken, dass Boateng ein "guter Spieler" sei. Watzke, der verdächtig genau über dessen Einsatzzeiten auf der Insel informiert war, erklärte auf Anfrage des kicker dürr, dass alle Spieler aus den Juniorenteams des DFB sein Interesse als BVB-Boss wecken würden.
Also auch Boateng. Jener hochbegabte Fußballer, der nicht immer angemessen klar auf seinen Job fokussiert ist. Im Januar wollte ihn Aston Villa verpflichten. Vergeblich.
Thomas Hennecke
