Bundesliga

Slomka mit Fortune im "Fall Westermann"

Schalke: Kevin Kuranyi auf Schlingerkurs

Slomka mit Fortune im "Fall Westermann"

Heiko Westermann

Entscheidender Treffer: Heiko Westermann bewies beim 2:1 gegen Duisburg seine Offensivqualitäten. imago

Stattdessen spielen in den Köpfen der Profis - warum auch immer - nach wie vor die Liga-Pleiten gegen Wolfsburg, in Leverkusen und gegen Bayern eine Hauptrolle. "Die haben viel Selbstvertrauen gekostet", muss Müller einräumen. Weder Porto noch das 2:0 in Bielefeld halfen offenbar darüber hinweg - nicht unbedingt ein Zeichen für mentale Stärke. So bringt der mühselige Sieg über Schlusslicht Duisburg neben drei Punkten vor allem weitere Zweifel.

Zweifel daran, dass Schalke genügend fußballerische Klasse besitzt, um als Spitzenteam gelten zu dürfen. Dabei geht es weniger um individuelle Qualität (die hätte gegen den MSV zu einem Kantersieg reichen müssen) denn um ein funktionierendes Zusammenspiel als Mannschaft. Seit Saisonbeginn ist das ein Kritikpunkt, leichte Fortschritte werden immer wieder von deprimierenden Rückschlägen gefolgt. Ein Schlingerkurs.

Löw bleibt im "Fall Kuranyi" gelassen

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Auf einem solchen befindet sich auch Kevin Kuranyi (26), der an seine starke Vorrunden-Verfassung nicht anknüpfen kann. Technische Mängel, wütende Pfiffe des Publikums, vieles erinnerte am Freitag an Kuranyis Premierensaison auf Schalke 2005/2006. "Daran habe ich mich inzwischen gewöhnt", behauptet der Torjäger, bei dem immerhin die Trefferquote passabel bleibt. Allerdings gibt Kuranyi auch zu: "Ich lebe vom Selbstvertrauen, es ist nicht einfach, wenn die Leute pfeifen." Dass ihm beim Publikum der verweigerte Handschlag gegenüber Trainer Mirko Slomka (40) Kredit kostete, lässt sich unschwer interpretieren, wenn auch der Coach selbst nicht gerade ein Fan-Liebling ist. Die Spekulation, der Affront von Porto könne Kuranyi gar die EM-Teilnahme kosten, scheint indes zu weit hergeholt. Bundestrainer Joachim Löw (48) verweist darauf, dass es sich um eine vereinsinterne Angelegenheit handle, die auch allein zwischen Slomka und Kuranyi zu klären sei.

Für Diskussionen um Slomka sorgte derweil auch, dass ausgerechnet Heiko Westermann (24) gegen Duisburg den Siegtreffer erzielte. Den Matchwinner wollte der Trainer kurioserweise gar nicht einsetzen, wie das Abschlusstraining am Donnerstag verriet: Da stand Westermann nur in der B-Elf, Mladen Krstajic (34) verteidigte zentral neben Marcelo Bordon (32). Und auf der linken Seite Christian Pander (24), der sich nach langer Verletzungspause selbst noch spürbaren Rückstand attestiert hatte. Westermanns Ausbootung wäre schwer nachvollziehbar gewesen, prompt meldete sich Krstajic am Freitag mit schwerer Bronchitis ab. Was auch immer Kritiker Slomka unterstellen mögen - ein Mangel an Fortune kann nicht dazugehören.