Enttäuscht: Bojan Prasnikar hatte mehr technische Fähigkeiten in der Bundesliga erwartet. imago
kicker: Es fehlt nur noch ein Punkt zu Platz 15. Ein Beleg, dass Ihre Arbeit fruchtet, Herr Prasnikar?
Bojan Prasnikar: Die Spieler, die schon im Herbst hier waren, haben meine Philosophie verstanden. Problematisch ist es mit den Wintereinkäufen: Radeljic, Vasiljevic, Jelic.
kicker: Warum?
Prasnikar: Wenn ein Spieler aus dem Ausland kommt, braucht er drei Monate, bis er sich an die Bundesliga gewöhnt hat.
kicker: Zeit, die Sie nicht haben.
Prasnikar: Ja, leider, aber nicht zu ändern. Als ich kam, haben wir alles gemacht, was zu diesem Zeitpunkt nötig und möglich war. Doch es dauert, bis alles zusammenwächst. Die Neuen zahlen noch Lehrgeld.
kicker: Galt das auch für Sie?
Prasnikar: Ich war schon immer sehr interessiert an der Bundesliga. Aber natürlich habe ich auch meine Erfahrungen gesammelt.
Ich hatte ursprünglich ein anderes Bild von der Bundesliga - ein besseres.
Bojan Prasnikar, Trainer Energie Cottbus
kicker: Welche?
Prasnikar: Es gibt in der Bundesliga immer einen ungeheuren Druck, in der Liga, in den Mannschaften. Zeigt ein Spieler Schwächen, kann er sofort ersetzt werden. Diesen Konkurrenzkampf habe ich noch nicht erlebt. Aber ehrlich gesagt: Ich hatte ursprünglich ein anderes Bild von der Bundesliga - ein besseres.
kicker: Wie meinen Sie das?
Prasnikar: Was die Organisation angeht, die Stadien, die Fans, wird hier Unglaubliches geboten. Aber im Spiel selbst habe ich Schwächen entdeckt, die ich so nicht erwartet hätte - vor allem technischer Art.
kicker: Sie meinen die Qualität?
Prasnikar: Ja, die Bundesliga ist geprägt von der Athletik. Die Spieler haben glänzende Ausdauerwerte, und sie sind schnell. Aber diese Schnelligkeit nützt nur etwas, wenn man sie kombinieren kann mit dem Ball. Und da gibt es noch viel zu verbessern. Das wird sich nicht von heute auf morgen ändern. Das wird Jahre dauern, denn man muss in der Jugend ansetzen.
kicker: Was spricht für Energie im Abstiegskampf?
Prasnikar: Im Kader steckt Qualität, und die Mannschaft hat kein Problem mit dem Druck. Aber wir müssen noch mehr kämpfen, besser organisiert sein, disziplinierter auftreten. Dann können wir dahinkommen, wo der ganz kleine Unterschied über Sieg und Niederlage entscheidet.
Interview: Oliver Hartmann
