Bundesliga

Hertha im Aufwind: Die Gründe

Berlin: Mannschaft zeigt die lange vermisste Balance

Hertha im Aufwind: Die Gründe

Der Trainer

Hertha-Jubel

Torschützen unter sich: Pantelic (2.v.l.) jubelt mit Raffael. imago

Lucien Favre, der in der Hinrunde viel experimentierte, hat seine Stammelf gefunden. Gegen Stuttgart, Bielefeld und Wolfsburg war die Startformation identisch, gegen Duisburg ersetzte lediglich Steve von Bergen (24) den verletzten Malik Fathi (24). "Ich kenne die Spieler jetzt besser", sagt Favre. Zugleich hat er den Austausch mit seinen Führungskräften (Friedrich, Simunic, Fathi, Drobny, von Bergen) intensiviert, die Profis loben eine verbesserte Kommunikation.

Die Neuen

Hertha hat sich im Winter verstärkt. Rudolf Skacel (28) bot gegen Duisburg seine bisher beste Leistung, Gojko Kacar (21) ist ein Gewinn fürs zentrale Mittelfeld. Raffael (22) entpuppt sich als Volltreffer. "Mit ihm sind wir vorn jetzt weniger berechenbar", sagt Marko Pantelic(29). "Für mich ergeben sich durch ihn mehr Räume." Raffaels Bilanz nach fünf Rückrundenspielen: drei Tore, ein Assist. Und Pantelic (in 2008 ebenfalls drei Tore, ein Assist) knüpft nahtlos an seine starke Hinrunde an. Der Lohn: Mit Wolfgang Müllenbrock, dem Anwalt des Serben, führte Hoeneß in der Vorwoche ein erstes Gespräch über eine mögliche Vertragsverlängerung über 2009 hinaus.

Das System

Im erstmals in Stuttgart praktizierten 3-4-2-1 fühlt sich die Mannschaft wohl. "Wir haben im Mittelfeld dadurch ein Übergewicht, erobern früher Bälle und sind näher am Tor des Gegners", sagt Hoeneß. Das Spiel wirkt weniger statisch als im Herbst, die Staffelung ist besser. Zudem erzeugt das zentrale Mittelfeld (Kacar, Lustenberger) mehr Druck nach vorn. Hertha kreiert mehr Torchancen und steht dennoch sicher - die Balance auf dem Platz stimmt derzeit.

Die Defensive

Dreimal in Folge zu null - das ist Einstellung des Hertha-Bundesligarekords und gab es zuletzt vom 28. bis zum 30. Spieltag der Saison 2005/06. "Pantelic, Raffael und Ebert laufen viel für uns", sagt Verteidiger von Bergen. "Auch Kacar und Skacel gehen aggressiv zu Werke. Sie sind offensiv gut, denken aber auch defensiv." Die individuelle Klasse der Abwehrspieler kommt hinzu: Arne Friedrich (28) spielt in Top-Form, obwohl er wegen Achillessehnenbeschwerden die Vorbereitung fast komplett verpasste. Josip Simunic (30) setzt seinen im Herbst begonnenen Aufwärtstrend fort.

Der Zusammenhalt

Das Frankfurt-Debakel (0:3) hat intern viel bewirkt. Die beiden seitdem angesetzten Mannschaftsabende zeigen auch auf dem Platz Wirkung. "Jeder ist bereit, für den anderen den Schritt mehr zu machen", lobt Hoeneß. Kapitän Friedrich interpretiert seine Führungsrolle offensiver als früher. "Er hat auch abseits des Platzes zuletzt einen tollen Job gemacht", sagt Sportchef Michael Preetz.

Trotz der Erfolgsserie hebt niemand ab. "Die Qualität einer Mannschaft", bemerkt Verteidiger Simunic, "lässt sich daran bemessen, ob sie über mehrere Wochen konstant spielt." Von Bergen sagt: "Wir haben uns viel Selbstvertrauen erarbeitet." Dortmund soll es am Freitag zu spüren bekommen.