Bundesliga

Raffael ist die Hoffnung

kicker-Test: Hertha BSC

Raffael ist die Hoffnung

Hertha-Neuzugang Raffael (li.)

Einsatz in vorderster Front: Neuzugang Raffael (li.) gilt als großer Hoffnungströger. imago

Kommen & Gehen

Im Sommer vollzog Hertha den größten Umbruch seit dem Wiederaufstieg 1997. Routiniers (van Burik, Gimenez, Bastürk, Neuendorf) gingen ebenso wie hoffnungsvolle Eigengewächse (die Boatengs, Dejagah, Schorch). Die Bilanz der Neuen ist durchwachsen: Einzig Lucio überzeugte - Ende September erlitt der Brasilianer allerdings einen Totalschaden im Knie und fällt bis Saisonende aus. Drobny konnte an seine Glanzform aus Bochumer Zeiten nicht anknüpfen, bei von Bergen und Piszczek wechselten sich Licht und Schatten ab, Lustenberger gilt als Mann mit Perspektive. 3,5-Millionen-Einkauf André Lima und Grahn enttäuschten völlig. Der Umbau wird aktuell fortgesetzt: Im Januar kamen bislang Favres Wunschspieler Raffael (FC Zürich, 4,5 Mio. Euro Ablöse) und Allrounder Kacar (FK Vojvodina Novi Sad, knapp 3 Mio.). Mit Arguez (Washington DC United) und Fejsa (Hajduk Kula) hat Hertha zwei weitere Mittelfeld-Talente an der Angel. Wechselt Gilberto zu Tottenham, kommt noch jemand für links.

Gewinner & Verlierer

Marko Pantelic (sieben Tore, drei Assists) war in der Hinrunde der Alleinunterhalter in der Offensive - und der einzige Berliner, der ohne Abstriche überzeugte. Josip Simunic fand teilweise zu alter Klasse zurück, Patrick Ebert setzte Akzente. Neben den Transfer-Flops André Lima und Tobias Grahn entpuppte sich auch Gilberto als Verlierer der Hinrunde. Der Brasilianer schleppte sich auffallend lustlos durch den Herbst. Verletzungen, Formschwäche, Vertragspoker - der Musterprofi von einst wurde zum Problemfall.

Stärken & Schwächen

Kollektive Balleroberung, schnelles Umschalten, Ein-Kontakt-Spiel in die Spitze - Favres Arbeit fruchtete zu Saisonbeginn. Seit Oktober tritt Hertha indes auf der Stelle. Auswärts präsentierte sich die Elf erschreckend harmlos (nur drei Punkte), aus Standards schlägt sie zu wenig Kapital. Defizite gabs auch in Sachen Tempo und Kreativität. Zudem fehlt es der Mannschaft an Führungsfiguren: nur Pantelic und Friedrich - das reicht nicht.

Trainer & Umfeld

Taktiktüftler Favre genießt mehr Freiheiten als seine Vorgänger. Nach einem halben Jahr, in dem er (zu) viel experimentierte, steht er jetzt in der Pflicht. Mit Raffael erfüllte ihm Hertha seinen sehnlichsten Wunsch. Favre (Vertrag bis 2010) muss seine bisweilen launische Elf in der Rückrunde zu größerer Konstanz führen. Das Vertrauen der Bosse hat er. Mit ihm als Vordenker will der Hauptstadt-Klub seinen Dreijahresplan (2010 in die Champions League) bewältigen.

Fazit & Prognose

Das Kommen und Gehen dauert an. Es wird noch einige Zeit brauchen, bis sich das Team gefunden hat. Hertha muss nach unten schauen, ein einstelliger Tabellenplatz wird schwierig.

Steffen Rohr