Bundesliga

"Dann gute Nacht, Fußball!"

München: Uli Hoeneß fordert besseren Schutz gegen "böse Fouls"

"Dann gute Nacht, Fußball!"

Uli Hoeneß und Dieter Hecking

Streithähne: Uli Hoeneß (l.) lässt sich von Dieter Hecking nicht bremsen. imago

Als er Sonntagmorgen in die Zeitungen schaute, kam die Wut wieder hoch. Uli Hoeneß war bedient, obwohl sein Klub erneut klar gewonnen hatte und einen Fußball spielt, der berauscht. Nicht aber der Blick auf die Tabelle interessierte den Manager, seine Augen wanderten zu den Fotos.

Dort waren Fouls zu sehen - von Spielern aus Hannover, an Franck Ribery. Der Franzose wird generell immer öfter und böser getreten, finden die Münchner. Im Gespräch mit dem kicker ließ Hoeneß deshalb Dampf ab: "Das, was ich im Ligapokal schon angesprochen habe, hat sich bestätigt. Mannschaften, die sportlich nicht mithalten können, gleichen das durch übertriebene Härte aus." Einmal in Rage, fügt er hinzu: "Da wollen die Leute schönen Fußball sehen und machen ihn mit bösen Fouls kaputt. Ribery wurde permanent in die Hacken getreten. Hier wird bewusst die Gesundheit der Spieler gefährdet. Das ist Wahnsinn! Fast jeder Zweikampf war Foul, vor allem, als Hannover müde wurde. Das soll sich Herr Hecking mal überlegen."

Sie sollen den Ball spielen, nicht die Knochen des Gegners kaputt treten. So kann es nicht weitergehen!

Uli Hoeneß ist sauer

Herr Hecking ist Hannovers Trainer, mit dem sich Hoeneß schon am Samstag verkracht hatte. Wütend war er von der Bank aufgesprungen, als Altin Lala nach 32 Minuten Ribery foulte und dafür Gelb sah, was gnädig, aber vertretbar war. "Dunkelgelb" nannte es Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer und schickte Lala nach dessen nächstem Foul zu Recht mit Gelb-Rot vom Platz. Hecking ärgerte das Verhalten der Bayern: "Ich verstehe ja, dass Uli Hoeneß seine Spieler schützen will. Ich verstehe aber nicht, wenn vier Mann an die Außenlinie stürmen und Karten einfordern. Dafür haben wir den Schiedsrichter. Das haben die Bayern nicht nötig!"

Haben sie doch, findet Hoeneß. "Geht es so weiter, gibt es bald Kreuzbandrisse. Dann gute Nacht, Fußball!" Er werde nie aufhören, das anzuprangern, "sonst haben wir bald nicht fünf Verletzte, sondern 15". Und er fordert Schiri-Boss Volker Roth auf, zu handeln: "Herr Roth und die Schiedsrichter müssen reagieren und zur Not auch mal sieben, acht Mann von einer Mannschaft vom Platz stellen. Das ist mir total egal. Vielleicht lernen sie es dann. Sie sollen den Ball spielen, nicht die Knochen des Gegners kaputt treten. So kann es nicht weitergehen."

Cherundolo gegen Ribery

"Ribery wurde permanent in die Hacken getreten": Hier tut es Steven Cherundolo (l.). imago

Heftige Worte eines erregten Managers. Die Hecking wiederum nicht gefielen. Nach Studium der TV-Bilder meinte er am Sonntag: "Wenn wir absichtlich in die Knochen getreten hätten, wäre ich der Letzte, der das gutheißen würde. Oder wenn Fouls wie in Bremen passiert wären (Naldo gegen Klose, d. Red.). Aber so ein Foul war in keiner Szene zu sehen." Die Bayern hätten Lalas Platzverweis erzwungen: "Der Schiri will gar nichts machen, Ribery will weiterspielen. Dann setzt sich Zé Roberto auf die Erde und plötzlich stehen vier Münchner an der Linie und der Schiri zieht die Karte. Sicher haben wir danach nicht mehr Fußball gespielt. Aber es steht keinem Verein der Liga zu, sich so zu verhalten. Hätten wir an der Linie so reagiert, wären wir sicher auf die Tribüne gegangen."

Dass sie überhart waren, kann ich nicht sagen.

Mark van Bommel nach dem Spiel gegen Hannover

Hoeneß gegen Hecking - es kracht gewaltig. Die Bayern wollen ihre Stars verständlicherweise geschützt sehen, wählen dazu gewohnt drastische Worte, um sich Gehör zu verschaffen. Hannover sieht sich ebenso verständlich nicht als Brutalo-Team. 24 Fouls zählten die Statistiker in München, glasklar Rot war keines davon, fünfmal Gelb und einmal Gelb-Rot gab es. "Dass sie überhart waren, kann ich nicht sagen", gab Bayerns Mark van Bommel zu. Sein Trainer Ottmar Hitzfeld mag ebenfalls nicht nachtreten, er sucht nach Lösungsansätzen und nennt zwei. Der erste richtet sich ans eigene Team: "Wir müssen noch besser werden, schneller abspielen, dürfen nicht so viel ins Dribbling gehen." Der zweite geht an die Schiris: "Brutale Fouls ohne Chance auf den Ball müssen härter bestraft werden. Das gilt nicht nur für Bayern, sondern für die ganze Liga." Immerhin hier sind auch Hoeneß und Hecking einer Meinung.

Michael Richter, Bernd Salamon